Aktuelle Ausgabe 01/2024

Ausgaben

Sonderausgaben

Themen

Abonnement

Impressum

Datenschutzerklärung

Cookie-Einstellungen

Braugerste – jetzt einsteigen!

400.000 ha Anbaufläche zusätzlich stehen mit dem Wegfall der Flächenstilllegung zur Verfügung, hinzu kommen die zur Disposition stehenden Non Food-Flächen. Der Zuchtfortschritt und die Marktentwicklung empfehlen Braugerste als eine der wirtschaftlichsten Anbaualternativen im Frühjahr 2008.

Die Preise stimmen wieder
Alles spricht dafür, dass die Konsolidierung des deutschen Braugerstenmarktes nun einen Boden gefunden hat. Die Anbauflächen haben sich seit 2003 um etwa ein Drittel auf zuletzt nur noch 500.000 ha des Braugerstenmarktes reduziert. Damit wird nur noch gut die Hälfte des deutschen Braugerstenbedarfs von 2 Mio. t gedeckt, 900.000 t werden aus Dänemark, Frankreich und England importiert. Auch weltweit ist für die nächsten Jahre eine stark steigende Nachfrage abzusehen.

Wirtschaftlich gesehen ist Braugerste nun wieder eine der lukrativsten Anbaualternativen für die Frühjahrsaussaat. Das knappe Inlandsangebot in Verbindung mit der allgemeinen Preishausse haben zu einem außergewöhnlichen Anstieg der Braugerstenpreise geführt. Die Preisrelation zu den anderen Marktfrüchten stimmt nun wieder!

Abb. 1: MARTHE im LSV 2006 und 2007: MARTHE ist vom Sortengremium des Berliner Programms zur Verarbeitung in der Malz- und Brauindustrie empfohlen.
Abb. 1: MARTHE im LSV 2006 und 2007: MARTHE ist vom Sortengremium des Berliner Programms zur Verarbeitung in der Malz- und Brauindustrie empfohlen.
Neue Sorten mit mehr Ökostabilität
Mit dem Berliner Programm als überregionaler Empfehlungsinstanz ist mittlerweile auch die Kleinstaaterei bei der Braugerstenbewertung überwunden: MARTHE erhielt als erste Sorte bereits ein Jahr nach der Zulassung eine bundesweit abgestimmte Verarbeitungsempfehlung.

Ein entscheidender Vorteil ist die höhere Ökostabilität der Sorte: In allen Braugerstenregionen erreichte MARTHE im zweijährigen Mittel einen höheren Ertrag als das Vergleichsmittel (Abb.1). Das Jahr 2007 war der Härtetest: Der extreme Trockenstress im April und die darauffolgend niedrigen Temperaturen bei geringer Sonneneinstrahlung gingen auch an der Sommergerste nicht spurlos vorbei. Gerade in solch ungünstigen Jahren sind Sorten mit hohen Vergleichserträgen gefragt: Sorten wie MARTHE, diese schnitt 2007 um 3 % besser ab als das Verrechnungsmittel.

Der Mehrertrag der modernen Sortentypen MARTHE und BELANA resultiert aus einer wesentlich höheren Kornzahl je m2 im Vergleich zu älteren Sorten. Unter den zunehmend trockeneren Abreifebedingungen ist es vorteilhaft, wenn der Ertrag sehr frühzeitig über eine hohe Kornzahl je m2 fixiert wird. Rechtzeitig gesäte MARTHE-Bestände können drei gleich große, gut eingekörnte Ähren je Pflanze ausbilden. MARTHE besitzt damit eine sehr hohe Umlagerungsreserve; selbst bei lichtarmer Abreife wie 2007 stehen genug Zuckerstoffe für die Stärkebildung zur Verfügung.

Entscheidend für die sehr gute Kornausbildung ist auch die gute Blattgesundheit der Sorte. Diese zeigt sich insbesondere in einer geringen Mehltau- und Netzfleckenanfälligkeit und in dem geringen Befall mit unspezifischen Blattflecken in Hitzejahren.

Neun Jahre von der Kreuzung zur Empfehlung
Die neue Braugerstengeneration zeigt beispielhaft, wie effizient innovative Züchtungsunternehmen mit modernster Biotechnologie arbeiten können.

MARTHE wurde von der Nordsaat Saatzucht GmbH 1999 gekreuzt. Mit Hilfe der Dihaploidentechnik produzierte das SAATEN-UNION-Resistenzlabor aus den F1-Kreuzungskörnern reinerbige Linien – mehrere Selbstungsgenerationen konnten so eingespart werden, wertvolle Jahre wurden gewonnen. 2001 und 2002 erfolgte dann im internationalen Prüfnetz der SAATEN-UNION eine intensive Selektion auf agronomische Eigenschaften und Resistenzen, parallel wurde die Malzqualität in aufwändigen Analysen im NORDSAAT-eigenen Labor ermittelt.

So konnte MARTHE bereits 2003 zur Wert- und Registerprüfung des Bundessortenamtes angemeldet und im Dezember 2005 nach dreijähriger Prüfung zugelassen werden. Parallel zu der geschilderten Sortenentwicklung wurde die Erhaltungszucht und Saatgutvermehrung aufgebaut. 2007 standen von MARTHE bereits 2.700 ha Vermehrungsfläche auf Deutschlands Feldern. So stehen zur Aussaat 2008 – neun Jahre nach der Kreuzung – bereits größere Mengen zertifiziertes Saatgut dieser neuen Zukunftssorte zur Verfügung.

Sven Böse, Dr. Lissy Kuntze 

Stand: 01.10.2007