Spätere Grünlandaufwüchse haben eine schlechtere Futterqualität, was häufig Probleme bei der Verwertung durch Hochleistungsmilchkühe schafft. Gleichzeitig liegen unter Grünlandflächen höhere Nitratauswaschungsverluste vor, besonders bei höherem Beweidungsanteil in der späteren Vegetationszeit. Eine schnittbetonte Nutzung schafft hier deutliche Abhilfe (Wachendorf et al., 2006). Sofern es sich nicht um absolutes Grünland handelt, können auch mit Futterbaufruchtfolgen in intensiv wirtschaftenden Futterbaubetrieben qualitativ hochwertiges Grundfutter produziert und N-Bilanzsalden deutlich reduziert werden (Volkers, 2005).
In einem fünfjährigen Feldversuch von 2001 bis 20061 prüfte die Fachhochschule Kiel die Leistungsfähigkeit verschiedener Ackerfutterbaufruchtfolgen mit Silomais, Ackergras und Getreide-GPS im Vergleich zur Silomaismonokultur. Es handelte sich um anlehmige Sandstandorte mit 35-40 Bodenpunkten und ca. 750 mm Jahresniederschlag. Die präsentierten 3-jährigen Ergebnisse stellen eine Zwischenauswertung dar.
2-jähriger Ackergrasanbau
Der Mais in einem Anbausystem mit einer Graszwischenfrucht, die zum 1. Schnitt Mitte Mai genutzt wird, zeigt aufgrund der späten Aussaat besonders bei niedrigen N-Intensitätsstufen deutliche Ertragseinbußen (Abb.1). Aber bereits bei mittlerer N-Versorgung (110 kg/ha N) sinkt diese Differenz und der Mais mit der Graszwischenfrucht erreicht ca. 90 % der Ertragsleistung der Monokultur. Die Abreifeparameter sind hier noch ungünstiger als beim Mais nach 2-jährigem Ackergrasanbau.
Bei einer Maisaussaat Ende April wurden die Maiserträge durch die frühere Ernte nicht beeinflusst. Der Mais wies im Mittel der 3-jährigen Rotation im Vergleich zur Monokultur identische TM- und NEL-Erträge und ähnliche NEL-Gehalte auf (Tab. 1). Der deutlich niedrigere Stärke- und TM-Gehalt zeigt jedoch die nicht vollständige Abreife in diesem Anbausystem.
Die höhere Nährstoffrückführung aus der stärkeren Mineralisationsleistung nach dem Ackergrasumbruch (+ 35 kg/ha N) sichert höhere Rohprotein-Gehalte.
Graszwischenfrucht mit Nutzung des 1 Schnittes
Silomaiserträge sind auf diesem Standort bereits mit N-Düngermengen um die 100 kg/ha ausgereizt (Abb. 1). Bei der Einbeziehung von Ackergras in ein Maisanbausystem müssen frühreife Maissorten gewählt werden, die eine rechtzeitige Saat des Ackergrases zulassen. Im Versuch war es eine Maissorte mit S 200, die spätestens am 20. September geerntet wurde.
Die Ertragsleistung des Grasbestandes mit einem qualitativ sehr hochwertigen 1. Schnitt wertet die Ökonomie dieses Anbausystems deutlich auf!
Wie beeinflusst Ackergras die Leistung der Gesamtfruchtfolge?
Die Etablierung der Grasmischung bei dem Aussaatzeitpunkt 20. September gelang immer und gewährleistete normale Erträge im Folgejahr. Sogar die Rotkleegrasbestände entwickelten sich in den meisten Jahren noch ausreichend vor Winter, kamen aber im Mittel nicht auf ihre volle Ertragsfähigkeit.
Die 3-jährige Rotation kam in keiner Intensitätsstufe an die Erträge der Maismonokultur heran. Die Einbeziehung von Ackergras in Form einer Graszwischenfrucht mit der Nutzung des 1. Schnittes konnte den Gesamtertrag der Fruchtfolge um ca. 20 GJ/ha/Jahr NEL im Vergleich zur Maismonokultur steigern (Abb. 2). In diesem System war auch in der Gesamtfruchtfolge die reduzierte N-Düngung mit 190 kg/ha/Jahr (Mais: 110 kg, Gras: 80 kg) kg/ha/Jahr ausreichend. Die geringeren Maiserträge bei einer Graszwischennutzung werden also durch den 1. Grasaufwuchs überkompensiert. Die Grasansaat kann die für den Mais ungünstigen Witterungsbedingungen im Herbst und Frühjahr produktiv nutzen. Auf die Energiedichten hatte die N-Düngung keinen nennenswerten Einfluss.
Ist Ackergras eine Alternative zur Maismonokultur?Das Fazit: Mais-Graszwischenfruchtnutzung
Die Einbeziehung einer Graszwischenfrucht mit der Nutzung des 1. Schnittes kann die gesamte Vegetationsperiode produktiv nutzen und die Erträge der Gesamtfruchtfolge deutlich steigern. Energiedichte und RP-Gehalt der Gesamtfruchtfolge sind höher. Die Kombination von Mais- und Grasanbau innerhalb einer Vegetationsperiode produziert eine qualitativ hochwertige, maisbetonte Grundfutterration im Verhältnis von ca. 75-80 % Mais und 20-25 % Gras (1. Schnitt) auf derselben Fläche (Abb. 3). Unproduktive und qualitativ minderwertige Nachwüchse, wie sie im normalen Ackergrasanbau auftreten, fallen nicht an. Zusätzliche Grünlandflächen sind nicht erforderlich. Dieses Produktionssystem bietet sich somit besonders für die Fütterung von Hochleistungskühen an.
In diesem intensiven Produktionssystem muss die Fläche zweimal jährlich neu angelegt werden (Ansaatrisiko). Die stärkere Beanspruchung des Bodenwasserhaushalts durch den frühen Grasaufwuchs kann bei ausgeprägter Vorsommertrockenheit das Maiswachstum negativ beeinflussen.
Die zusätzlichen Kosten durch die Saat und der fast doppelte N-Aufwand müssen durch den Mehrertrag getragen werden. Erste vergleichende Kostenkalkulationen zeigen ca. 2 ct/kg Milch höhere Gesamtfutterkosten im Vergleich zur Maismonokultur. Da die Nutzungskosten der Fläche dabei nicht berücksichtigt wurden, sind besonders bei steigenden Erzeugerpreisen alternativer Kulturen weiterhin die Freisetzung von Futterfläche und deren aderweitige Nutzungsmöglichkeiten zu kalkulieren.
Mais – 2-jähriger Ackergrasanbau
Durch die 2-jährige Grasnutzung und den Umbruch direkt vor der Maisaussaat bleibt die Fläche in zwei von drei Wintern produktiv begrünt und kann wirksam Nährstoffausträge reduzieren. Auch im 3. Winter ist durch die Neuanlage der Grasbestände die Fläche begrünt.
Dieses eher extensive Produktionssystem ist bei höherem N-Input durch geringere Ertragsleistungen, vergleichbare Energiedichten und höhere RP-Gehalte im Vergleich zur Monokultur gekennzeichnet.
Im Mittel der 3-jährigen Rotation wird eine ausgeglichenere Grundfutterration mit einem Verhältnis von ca. 50 % Mais und 50 % Gras (1. + 2. Schnitt) produziert, wobei auch noch 2 minderwertigere Nachwüchse anfallen und verwertet werden müssen.
Die Grundfutterkosten pro kg Milch bei einer optimierten TMR sind trotz höheren N-Aufwandes mit denen der Maismonokultur vergleichbar. Zu berücksichtigen ist bei gegebenem Futterbedarf der höhere Flächenanspruch mit den entsprechend höheren Nutzungskosten im Vergleich zu den anderen Produktionssystemen.
Da alle geprüften Anbausysteme Vor- und Nachteile aufweisen, entscheidet letztlich die betriebliche Kostenkalkulation. Und hier spielen besonders alternative Verwertungen der Flächen eine Rolle. Ausgeglichene Futterrationen für Hochleistungskühe sind mit der Ackergras- und Graszwischenfruchtvariante in jedem Fall zu produzieren.
Prof. Dr. Rainer Wulfes