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Mit Zwischenfrüchten Krankheiten bekämpfen

Viele Krankheiten und Schädlinge können sich an verschiedenen Hauptkulturen vermehren, teilweise unbemerkt, da sich der Schaden an der Kultur in Grenzen hält. Erst bei der Folgekultur oder in der Rotation wird die Anreicherung bemerkt.

 Mit gezieltem Zwischenfruchtanbau kann dem Aufschaukeln der Parasiten entgegengewirkt werden (Abb. 1). Michaela Schlathölter berichtet:

Wirkung von Zwischenfrüchten
Wirkung von Zwischenfrüchten
Freilebende Nematoden: ein zunehmendes Problem in Getreide´
In Winterraps und Mais verursachen sie zwar im Gegensatz zum Getreide nur mittlere Schäden, aber diese Kulturarten sind hervorragende Vermehrer für diverse freilebende Nematoden, wie Pratylenchus ssp. und Trichodorus ssp..  Besonders auf Sandböden sind Schäden wie schlecht auflaufendes oder schlecht entwickeltes Getreide oft flächendeckend. Aber auch auf „besseren“ Böden, auf denen man diese Schadsymptome weniger deutlich beobachten kann, kommt es zu sekundärem Befall durch diverse Pilzkrankheiten.

Im Vergleich zu Gelbsenf konnten die Ölrettichsorten DEFENDER und COLONEL alle Unterarten der freilebenden Pratylenchus-Nematoden im Zwischenfruchtanbau vermindern (Abb. 2).

Fruchtfolgekrankheiten
Fruchtfolgekrankheiten
Aufschaukeln von Kohlhernie verhindern
Der Fruchtfolgeanteil von Raps wird maßgeblich von der Kohlhernie (Plasmodiophora brassicae) begrenzt. In relativ engen Fruchtfolgen schaukelt sich der Erreger schnell hoch. Da es bis heute nur wenig Resistenzen gibt, muss man bei der Zwischenfruchtauswahl besondere Sorgfalt walten lassen. Phacelia ist eine Nichtwirtspflanze für diesen Parasiten. Obwohl zu den Kruziferen gehörend, ist der Kohlherniebefall unter den Ölrettichsorten COLONEL und DEFENDER im Zwischenfruchtanbau verglichen mit anderen Kruziferen verschwindend gering. Eine aktive Reduktion der Kohlhernie liegt aber nicht vor. Trotzdem eignen sich diese Ölrettichsorten im Mulchsaatverfahren als Alternative, um ein Aufschaukeln dieses Erregers in Rapsfruchtfolgen zu vermeiden.

Rübenzystennematoden: Resistenzmanagement ist wichtig
In Zuckerrübenfruchtfolgen bleibt das Problem Nummer 1 Heterodera schachtii – die Rübenzystennematode. Der bodenbürtige Schaderreger kann in warmen Jahren unter den Zuckerrüben drei vollständige Generationen ausbilden. Die Ertragsverluste können 45 % erreichen.

Resistente Ölrettich- und Senfsorten können die Situation deutlich entschärfen. Ihre Wurzelausscheidungen sind für die Nematoden hochattraktiv, so dass die Erreger schnell und zahlreich aus den Zysten schlüpfen, in die Senf- und Rettichwurzeln einwandern und dort versuchen, ihr Nährgewebe aufzubauen. Im Unterschied zu nichtresistenten Ölrettich- und Gelbsenfsorten und Wirtspflanzen bieten die resistenten Sorten den Nematoden keine ausreichende Nahrungsquelle. Für die Bildung von Weibchen benötigen die Rübennematoden 40 mal mehr Nahrung. In resistenten Ölrettich- und Gelbsenfsorten verhungern die eingewanderten Larven oder entwickeln sich zu Männchen. Der Entwicklungszyklus der Nematoden ist so unterbrochen und die Nematodenpopulation im Boden wird aktiv reduziert. In einem Dauerversuch der Biologischen Bundesanstalt in Münster konnte auch nach 20 Jahren Gelbsenf (Sorte Maxi) keinerlei Rassenbildung festgestellt werden.

Die Senf- und Ölrettichwurzeln haben weiterhin den Vorteil, auch tiefere Bodenschichten zu erreichen, in denen sich mehr als 50 % der Nematodenpopulationen befinden. 

Pratylenchusversuch
Pratylenchusversuch
Anbaumanagement ist wichtig
Um eine optimale Wirkung zu erzielen, muss in warmen und feuchten Boden gesät werden, damit die Nematoden noch aktiv sind und schlüpfen. Eine ausreichende Pflanzenzahl (Gelbsenf 25 kg/ha, Öl­rettich 30 kg/ha) und eine gute Durchwurzelung des Bodens stellt die schnelle Erreichbarkeit der Wurzeln für die Nematoden sicher.

Sorten mit höherer Resistenz (Resistenzstufe1) ermöglichen einen höheren Wirkungsgrad in der Nematodenbekämpfung (z.B. Ölrettich COLONEL, Gelbsenf ACCENT). Außerdem unterstützen eine zügige Anfangsentwicklung und verzögerte Blühneigung mit schnellem und intensivem Wurzelwachstum die erfolgreiche Bekämpfung.

Ditylenchus dipsaci
Ditylenchus dipsaci
Rübenkopfälchen auf dem Vormarsch
Ditylenchus dipsaci, das Rübenkopfälchen, ist in vielerlei Hinsicht in Zuckerrüben aber auch in Mais ein Problem. Erstens bemerkt man die Symptome erst relativ spät und zweitens dehnen sich die Verbreitungsgebiete enorm aus. Waren im südlichen Rheinland 1998 nur ganze 7 Betriebe betroffen, waren es 2005 schon 158! Zu dieser rasanten Verbreitung kann es kommen, weil es noch keine Bekämpfungsmaßnahmen oder Resistenzen gibt. Immerhin sind die Ölrettichsorten COLONEL und DEFENDER keine Wirtspflanzen, so dass deren Anbau die Ausbreitung des Schädlings nicht fördert.

Wirkung gegen Rhizoctonia solani
Die Trocken- und Wurzelfäule kann auch in Zuckerrüben und Mais erhebliche Schäden verursachen. Beide Kulturarten sind zudem starke Vermehrer. In den Niederlanden konnte in Versuchen wiederholt gezeigt werden, dass die Ölrettichsorten COLONEL und ADAGIO die Zuckererträge signifikant steigern und den Rhizoctoniabefall deutlich senken konnten. Auch für die Öllrettichsorte DEFENDER gibt es Ergebnisse, die auf eine gute reduzierende Wirkung schließen lassen.

Defender
Defender
Multiresistente Sorten nutzen
In der Resistenzzüchtung bei den Zwischenfrüchten konnten im Bereich des Ölrettichs große Fortschritte erzielt werden. Mit dem multiresistenten Ölrettich DEFENDER steht eine Sorte zur Verfügung, die bei verschiedenen Nematoden und Krankheiten einsetzbar ist. Auch die neu zugelassenen Ölrettichsorten COMET und CONTRA sind multiresistent, die Saatgutproduktion befindet sich zur Zeit im Aufbau.



 

Stand: 03.08.2010