Futterwert von Körnermais, Corn-Cob-Mix und Popcornmais
Als Spezialist für Stärke liegt Mais mit seinem Rohproteingehalt lediglich bei gut 9 % und damit deutlich unter den Zielwerten von 17,0-18,5 % Rohprotein (RP) für die Mast ab 35 kg LM bzw. von 15,5-16,5 % RP für die Mast ab 70 kg LM. Ähnliches trifft beim Ferkelfutter zu. Nicht allein deshalb ist eine deutliche Eiweißfutterergänzung erforderlich. Auch der Gehalt der zuerst limitierenden Aminosäure Lysin ist im Vergleich zur Gerste um über 35 % geringer.
Dagegen ist der Rohfettgehalt im Körnermais und CCM fast doppelt so hoch wie im Getreide. Maisfett setzt sich etwa zu 58 % aus mehrfach (Poly-) ungesättigten (-en-) Fettsäuren zusammen, insbesondere aus Linol- und Linolensäure. Sie wirken sich auf Konsistenz und Haltbarkeit des Körperfetts aus. Der seitens der Hersteller von Rohwurst oder Rohschinken gewünschte Maximalwert von 15 % Polyensäuren im Fett des Schweinerückenspecks setzt im Mastfutter eine Obergrenze von 20 g je kg (bezogen auf 88 % T). Bei Mastmischungen auf Basis Sojaschrot und CCM begrenzt man deshalb fettliefernde Komponenten (Übersicht 1).
Der Rohfasergehalt liegt mit 2,3 % im Körnermais sehr niedrig, weshalb für tragende Sauen eher CCM in Betracht kommt. Im CCM schwankt er, bedingt durch den Anteil mitgeernteter Spindeln, zwischen 2,0 und 6,5 %. Eng und gegenläufig an den Rohfasergehalt gekoppelt ist der Energiegehalt. Er beträgt im Körnermais knapp 14,5 MJ ME und übertrifft den Weizen um 0,4 MJ ME, d. h. um eine Energiestufe. Ein CCM mit 60 % T und rund 3 % Rohfaser bei 88 % T erreicht mit 13,9 MJ ME zwar nicht ganz den Weizen, liegt aber deutlich vor der Gerste (12,9 MJ ME).
Da wir es beim Mais mit insgesamt geringen Mineralstoffgehalten zu tun haben, verlangt CCM eine Phosphor- und
Calciumergänzung. Im Mittelpunkt steht der „verdauliche Phosphor”. Zwei Ansatzpunkte verbessern die P-Verwertung: Bereits die Säuerung steigert im Gärverlauf von CCM die P-Verdaulichkeit von für Körnermais typischen 15 % auf 50 %. Außerdem erhalten alle Mischungen mit Hilfe der Mineralfutter und Ergänzer die mikrobiologisch hergestellte Phytase. Mit diesem Enzym lässt sich das organisch als Phytin gebundene Phosphor deutlich besser verwerten. Dies ist gerade in viehstarken Regionen ratsam, um den Gesamtphosphorgehalt im Futter und damit einhergehend die Phosphorausscheidungen der Tiere so gering wie möglich zu halten.Auch bei der Stärke ist der verbesserte Aufschluss ein Thema. In der frühen Ferkelaufzucht wird hier immer häufiger die aufgeschlossene Form (Popcorn) mit einem Mischungsanteil von ca. 30 % eingesetzt. Dies erleichtert die Umstellung von auf Milch basierender Ernährung auf festes Futter. Ein weiteres Beispiel ist die vorgeschaltete Fermentierung beim Fließfutter. Möglichst rasch will man hier Milchsäurekonzentrationen von mehr als 3 % im Futter erreichen. Die einsetzende Vorverdauung fördert die Schmackhaftigkeit des Futters und auch die Darmgesundheit.
Generell erreicht CCM seinen höchsten Ausnutzungsgrad, wenn mindestens 80 % der vermahlenen Teilchen kleiner als 2 mm und 55 % größer als 1 mm sind. Eine Siebanalyse schafft hier Klarheit.
Inhaltsstoffe bei Sorten unterschiedlich
Die Faustzahlen der Maisinhaltsstoffe sind Durchschnittswerte. Tatsächlich zeigt das vorhandene Sortenmaterial aber eine beträchtliche nutzbare Spannweite auf. So sind beispielsweise weder der Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren, noch der Kornfettgehalt an sich unverrückbare Größen, stellten sie bislang doch keine übergeordneten Zuchtziele dar. Im Rahmen ihrer Kopplung an wichtige Ziele wie Ertrag und Frühreife variieren sie deshalb von Sorte zu Sorte. Abgesehen vom sogenannten PUFA-MUFA-Index (Poly Unsaturated Fatty Acids/Mono Unsaturated Fatty Acids, d.h. mehrfach und einfach ungesättigte Fettsäuren), wie er in der Schweiz ermittelt wird, steht eine gezielte Bewertung von Sorten für die Nutzung als CCM in der Schweinefütterung noch weitgehend aus.
Hohen Hygienestatus anstreben
Das konzentrierte Angebot hochverdaulicher Kohlehydrate beim Mais ist ein günstiger Nährboden für unerwünschte Keime. Hygiene ist deshalb das A und O.
Körnermais muss man rasch und hinreichend trocknen und gut belüftet einlagern. CCM verlangt eine gründlich gereinigte Lagerstätte und eine optimale Erntefeuchte.
Trockenmassegehalte von 60 %, d.h. Kornfeuchten von 40 % (± 2 %), stehen für Stabilität im Lager. Das CCM-Mahlgut lässt sich optimal verdichten und gärt deutlich seltener nach. Bei zu feuchtem CCM können sich nach der Öffnung des Futterstockes Schrumpfrisse bilden. Sie sind das Einfallstor für einen tiefen Lufteintrag mit Hefenvermehrung.
Der standardmäßige Einsatz von Hilfsmitteln für die Konservierung – Ausnahme wäre allenfalls die Winterfütterung von Mastschweinen – zielt vor allem auf die Lagerstabilität nach dem Öffnen des Silostockes. Homofermentative Mittel stabilisieren die Konservierung auf der Basis entsprechender Bakterienstämme mit Milchsäure. Sie sind kostengünstig und geschmacklich überlegen und bieten gerade in luftdichten Hochsilos die optimale Lösung.
Für das Flachsilo bieten sich die heterofermentativen Milchsäurebakterien an. Sie produzieren nach Öffnung des Futterstockes auch Essigsäure. Obwohl Essigsäuregehalte von mehr als 20-50 mmol nachweislich Geschmack und Futteraufnahme schmälern, bringt sie unter dem Strich einen Vorteil, indem sie die Hefen hemmt und somit vor ungewollter Gasbildung schützt.
Auch der Erntezeitpunkt beeinflusst die Wahl des Siliermittels. Bei verspäteter Ernte mit TS-Gehalten von 65 % und mehr fehlt den Milchsäurebakterien das Feuchteumfeld. In solchen Fällen sollte man auf flüssig applizierte Säuren setzen. Welch große Spannweiten die Praxis in diesem Punkt aufweist, illustriert Übersicht 2.
Dass man alles richtig gemacht hat, lässt sich an den Keimgehalten ablesen. Für CCM als noch vertretbar gelten bei Schimmelpilzen 500 koloniebildende Einheiten (KBE) je g, bei Hefen bzw. Bakterien (ohne Milchsäurebakterien) jeweils 100.000 KBE je g. So bleibt das spätere Fließfutter mit Troc-kenmassegehalten von 22-27 % unter 5.000 KBE an Schimmelpilzen und unter 1 Mio. KBE an Hefen.
Aus Sicht des Maisanbaus kommt der richtigen Erntefeuchte beim Thema Hygiene die zentrale Rolle zu. Wenn eher zu trocken als zu feucht geerntet wird, und das bestätigen die Ergebnisse, drängt sich der Wechsel zu einer später reifenden Sorte mit höherem Ertragspotenzial auf.
Fazit
Mais besetzt die Rolle als flexibel einsetzbarer Energielieferant in der Schweinefütterung. Der hohe Energiegehalt geht einher mit geringen Gehalten an Mineralstoffen, Rohprotein und Lysin. Hingegen ist der Fettgehalt verhältnismäßig hoch. Dabei kann die Zusammensetzung der Fettsäuren begrenzend wirken. Für nahezu alle Inhaltsstoffe bietet der Mais eine nutzbare genetische Variation und damit Raum zur Verbesserung an.
Fachgerechte Ernte und Einlagerung sind die Schlüssel zur Hygiene. Hier ist die richtige Erntefeuchte eine wesentliche Weichenstellung. Die in der Praxis tendenziell zu trockene Ernte erlaubt die Wahl späterer und ertragsstärkerer Sorten.
Dr. Gerhard Stalljohann und Josef Möllering