„Die geleistete Arbeit des Roggenforums ist bundesweit anerkannt. Roggen gilt heute in Deutschland als hochwertiger Agrarrohstoff, der vielfältig vermarktbar ist.“ So umriss der Vorsitzende Dr. Harald Isermeyer auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 10. November 2008 die Leistung des Roggenforum e.V. Die zukünftige Kernfrage für den Landwirt sei, welcher agrarische Rohstoff auf seinem Standort am effizientesten produziert werden könne. „Roggen ist aufgrund seiner hohen Produktivität und Effizienz bestens für die Zukunft gerüstet.“ 1997 als Initiative der SAATEN-UNION und Lochow-Petkus gestartet, wurde die Arbeit mit der Vereinsgründung 2000 auf eine breitere Basis gestellt. Mitglieder waren seitdem neben den Roggenzüchtern auch große Roggenverarbeiter aus den Bereichen Mischfutter und Bioethanol, Länderdienststellen und Forschungseinrichtungen.
Beharrlich gegen überholte Vorurteile
Ungeachtet aller Erfolge wurde die Auflösung des Roggenforum e.V. notwendig, weil KWS LOCHOW ihren Austritt erklärte und die SAATEN-UNION als alleiniger Hauptsponsor den Verein nicht weiter finanzieren wird. Die SAATEN-UNION bedauert diese Entwicklung. Aus seinem langjährigen Engagement etwa beim Deutschen Maiskomitee oder der UFOP weiß das Unternehmen, dass sich nur mit beharrlicher und langfristiger Zusammenarbeit Fehlentwicklungen verhindern oder gar korrigieren lassen.
Auslöser für die Gründung des Roggenforums war, dass Ende der 90er Jahre jährlich ein Drittel der deutschen Ernte in die europäischen Interventionsläger wanderte. Roggen war das klassische Brotgetreide. Als Futtergetreide hatte es mit überholten Vorurteilen zu kämpfen, das Thema Bioenergie war noch nicht präsent. Die wachsenden Roggenüberschüsse konnten nur mit hohen Exporterstattungen auf dem Weltmarkt abgesetzt werden. Weil abzusehen war, dass die Roggenintervention über kurz oder lang abgeschafft wird, hat das Roggenforum e.V. rechtzeitig alternative Verwertungsmöglichkeiten thematisiert. Forschungsaktivitäten, Beratungsangebote und die breite Öffentlichkeitsarbeit des Vereins haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Roggen heute nicht nur als Nahrungsgetreide, sondern auch als energiereiches Futter und rentabler Energie-Rohstoff geschätzt wird.
Wozu ein Getreideforum?
„Es geht ewig zu Ende, und im Ende keimt der Anfang“ diese Erkenntnis des Bauerndichters Peter Rosegger gilt nicht nur für Organismen, sondern auch für Organisationen. Die SAATEN-UNION steht bereit, sich mit Firmen sowie Beratungs- und Forschungseinrichtungen in ein „Getreideforum“ einzubringen. Getreide ist die einzige große Fruchtart ohne eigene, bundesweite, interdisziplinäre Plattform. Zunächst wäre jedoch grundsätzlich über die Notwendigkeit und die Aufgaben eines Getreideforums zu diskutieren.
Ein Anliegen wäre die unbefriedigende Ertragsentwicklung des Getreides im Vergleich zu anderen Fruchtarten. Hier müssen in einer gemeinsamen Anstrengung die Ursachen analysiert werden, angefangen bei der Ertragsphysiologie vor dem Hintergrund des Klimawandels bis hin zu Restriktionen beim Einsatz ertragssteigernder Betriebsmittel und Anbauverfahren. Zum zweiten müssten mehr Forschungsressourcen auf die erkannten Problemfelder gelenkt werden. Nur mit einer höheren Wertschöpfung im Getreidebau ist auch zukünftig der notwendige biologisch-technische Fortschritt für eine intensive Produktion zu finanzieren.
Sven Böse