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Ölrettich: Multiresistenz und Biofumigation

Biologische Maßnahmen zur Sicherung der Ertrags- und Qualitätsleistung rücken im modernen und nachhaltigen Gemüse- und Kartoffelbau immer mehr in den Vordergrund. Veränderte Klimabedingungen, beschränkter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, fehlende Resistenzen in den Hauptkulturen, sowie intensivere Rotationsfolgen erhöhen den Druck von Krankheiten und bodenbürtigen Schaderregern.

Der Anbau von multiresistentem Ölrettich, z.B. der Sorte DEFENDER, kann dem auf vielfältige Weise entgegenwirken: Mit der Multiresistenz bekämpft er nicht nur verschiedene Nematodenarten, sondern kann über die Biofumigationsmethode zudem noch bodenbürtige Pilze und Schaderreger reduzieren. Außerdem trägt die zusätzliche organische Masse zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit bei.

multiresistenter Ölrettich Defender
multiresistenter Ölrettich Defender
Bewährte Nematodenbekämpfung
Seit langem bewährt hat sich der Zwischenfruchtanbau von resistenten Sorten in der Bekämpfung von Rübenzystennematoden: Die Fadenwürmer werden von Gelbsenf und Ölrettich angelockt, können dann aber in den resistenten Pflanzen ihren Vermehrungszyklus mangels Nahrung nicht vollenden. So wird die Nematodenpopulation im Boden so stark reduziert, dass die folgende Hauptfrucht ohne wirtschaftlichen Schaden angebaut werden kann. Im Gemüsebau kann der Rübenzystennematode sich stark an Kohlarten und Spinat vermehren, diese Kulturen leiden aber nicht so stark wie die Zuckerrübe.

Gefährlich: Wurzelgallennematoden
Viel gefährlicher ist da die Gruppe der Wurzelgallennematoden, die nicht nur große Ertrags- und Qualitätsverluste im Gemüse- und Kartoffelanbau verursachen, sondern sich zusätzlich an vielen Unkräutern vermehren und sich damit weiter ausbreiten. Der multiresistente Ölrettich DEFENDER ist für diese gallenbildenden Nematoden eine so schlechte Wirtspflanze, dass die Nematodenpopulation im Boden sinkt. Gleichzeitig verhindert diese Sorte mit einer schnellen Anfangsentwicklung und Bodenbeschattung den Auflauf von Unkräutern, auf denen sich der gallenbildende Nematode hochvermehren könnte.

 

Schaden durch Wurzelgallennematoden
Schaden durch Wurzelgallennematoden
Gute Wirkung gegen Wurzelläsionsälchen
Das Vorhandensein von Wurzelläsionsälchen (Pratylenchen) im Boden zieht im Gemüse- und Kartoffelbau häufig doppelte Schädigung nach sich: Einerseits entsteht ein direkter Schaden durch das Anstechen der Pflanzenwurzeln. Dies kann zu einer Wachstumsverzögerung und zum Totalverlust der angestochenen Gemüse- oder Kartoffelpflanze führen. Ein weit häufigerer sekundärer Schaden entsteht allerdings in den Hauptkulturen dadurch, dass die Wurzelbeschädigung der freilebenden Nematoden die Eintrittspforte für Pilzkrankheiten darstellt, welche die Kulturpflanze sehr stark schädigen. Der Zugang für Infektionen mit Fusarium und Pythium (Welkekrankheit, Wurzelfäule) wird begünstigt. Rhizoctonia- und Verticillium (Wurzeltöter-, Umfall- und Welkekrankheit) können sich schneller ausbreiten, wenn die Wurzelläsionsälchen den Bestand schon vorher geschädigt haben. Auch dieser Schaderreger findet an multiresistentem Ölrettich keine guten Lebensbedingungen, was wiederum einen Rückgang der Nematodenpopulation zur Folge hat.

Virusbedingte Eisenfleckigkeit vermindern
Freilebende Nematoden wie die Trichodoriden können beim Anstechen der Pflanzen Viren übertragen. Der Tabak-Rattle-Virus (TRV), Erreger der virusbedingten Eisenfleckigkeit, ist besonders für die Qualität der Kartoffeln gefährlich, da er die Marktfähigkeit der Ware stark herabsetzt. Ebenso übertragen diese Nematoden in Erbsen den Virus der Frühen Verbräunung (pea early browning virus, PEBV), was zu nesterweisem Vertrocknen der Pflanzen führt. Ein Zwischenfruchtanbau mit multiresistentem Ölrettich senkt nicht nur die Anzahl der gefährlichen Nematoden im Boden, er vermindert darüber hinaus noch das Vermögen der Nematoden, diese schädlichen Viren zu übertragen.

Biofumigation
Neueste internationale Forschungen beschäftigen sich mit der Einarbeitung von klein gehäckselten Kreuzblütlern in den Boden. Mit der entsprechenden Einarbeitung wandeln sich die Glucosinolate in dem grünen Pflanzenmaterial in Isothiocyanate um. Diesen Vorgang nennt man Biofumigation. Isothiocyanate bekämpfen äußerst wirkungsvoll bodenbürtige Schaderreger wie Aphanomyces (Wurzelfäule bei Erbsen), Pythium, Rhizoctonia und Phytophtora. Multiresistenter Ölrettich – und hier besonders die Sorte DEFENDER – eignet sich ausgezeichnet für diese neue Methode: Während der Wachstumsphase bekämpft er aktiv die Nematoden und in der Grünmasse werden spezielle Wirkstoffe gebildet, die anschließend in der Biofumigation optimal genutzt werden.

Förderung der Bodenfruchtbarkeit
Die schnelle Anfangsentwicklung und die reichlich gebildete Blattmasse sorgen für schnelle Bodenbeschattung und gute Unkrautunterdrückung. Ölrettich hat eine ausgeprägte, tiefreichende, feingliedrige Pfahlwurzel. Sie vermindert nicht nur die Nematoden bis in tiefere Bodenschichten, sondern schließt auch Bodenverdichtungen auf und verbessert die Bodenstruktur. Die üppige Biomasse bindet wertvollen Stickstoff über Winter und schützt vor Erosion. Das Bodenleben wird aktiv gefördert und erhöht wegen seines engen C:N-Verhältnisses den Humusgehalt. Dies verbessert den gesamten Wasser- und Nährstoffhaushalt des Bodens.

Fazit
Der Krankheitsdruck im Gemüse- und Kartoffelbau steigt. Der gezielte Anbau von multiresistentem Ölrettich bietet vielversprechende Möglichkeiten, trotzdem Ertrag und Qualität zu erhalten und zu steigern.

 

Michaela Schlathölter

Stand: 03.08.2010