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Bestimmt der Sortentyp den Strohertrag?

Soll ich mein Stroh abfahren? Wie negativ wird meine Humusbilanz wirklich? Lohnt sich das überhaupt? Wie viel Strohertrag bringen die verschiedenen Sorten? In einer mit diesem Artikel startenden Serie zum Thema soll eine Hilfestellung zur Beantwortung dieser Fragen gegeben werden. Diese Artikel basieren auf wissenschaftlichen Versuchen der SAATEN-UNION.

Bevor die Entscheidung zur Vermarktung des Strohs fällt, muss geklärt werden, wie die optimale Strohproduktion und -bergung aussieht. Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Es wird allgemein erwartet, dass sowohl die Sorte, als auch die Erntetechnik sowie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einen klaren Einfluss auf die Strohstabilität und damit auf die real erntbare Strohmenge haben. Bleibt bei brüchigem Stroh – bedingt durch eine schnelle Abreife bei hohen Temperaturen, eine aggressive Mähdreschereinstellung oder einen hohen Krankheitsdruck – mehr Bruchstroh auf dem Feld? Sinkt die real erntbare Strohmenge? Verbessert sich entsprechend die Humusbilanz? Für diese augenscheinlich sehr einfachen Fragen liegen erstaunlicherweise nur wenige Daten vor. Daher hat die SAATEN-UNION, zusammen mit CLAAS* und der Fachhochschule Südwestfalen, einen 15 ha Großversuch im Praxismaßstab durchgeführt. Hier wurde an sechs Winterweizensorten und einer Wintertriticale (Tabelle 1) exemplarisch gezeigt, wie Sorteneigenschaften, Erntetechnik und Fungizideinsatz den real erntbaren Strohertrag beeinflussen.

Sorten und Wuchshöhe
Sorten und Wuchshöhe


Versuchsdesign
Der Versuch wurde auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der W. von Borries-Eckendorf GmbH in Leopoldshöhe angelegt. Von jeder Sorte wurden je zwei Parzellen für optimale und reduzierte Fungizidmaßnahmen ausgedrillt. Jeder Plot hatte die Größe von 165 x 28 m. Die Sorten wurden entsprechend ihrer Wuchshöhe gruppiert angebaut (Tabelle 1), so dass die längeren (Korpus bis Skagen) und die kürzeren Sorten (Tommi) mit den jeweils gleichen Aufwandmengen Wachstumsreglern behandelt werden konnten. Am 14. Oktober 2008 wurde gesät. Die Düngung erfolgte ortsüblich mit der Vorgabe, Lagergetreide zu vermeiden. Während die eine Hälfte des Feldes eine optimale Fungizidbehandlung erhielt, wurde bei der anderen Hälfte nur ein reduzierter Einsatz gefahren. Bayer Crop-Science stellte freundlicherweise die Fungizide zur Verfügung. Die optimale Fungizidbehandlung bestand aus Input® Talius® am 2.5.09, Fandango® Input® Perfekt am 18.5.09 und Prosaro® am 5.6.09.

Die reduzierte Fungizidbehandlung bestand nur aus einer Applikation von Fandango® Input® Perfekt am 18.5.09. Es wurden jeweils die vom Hersteller empfohlenen Aufwandmengen ausgebracht.

Klima
Das Jahr 2009 zeichnete sich am Standort Leopoldshöhe vor allem durch eine deutliche Frühjahrstrockenheit im April und Mai aus. Der Erntemonat August war sehr niederschlagsarm.

Ernte
Geerntet wurde mit einem CLAAS Lexion 570 Hybridmähdrescher. Um immer „aus dem Vollen“ ernten zu können, wurde ein sechs Meter breites Schneidwerk für die sieben Meter breiten Parzellen genutzt, was zu einem streifenförmigen Erntemuster führte. Pro Parzelle wurden vier verschiedene Geschwindigkeiten (2,5 / 3,5 / 4,5 und 5,5 km/h) gefahren, die jeweils über unterschiedlich lange Strecken gehalten wurden (2,5 km/h über 40 m, 3,5 und 4,5 km/h über 65 m und 5,5 km/h über 90 m). Die Ernte wurde an zwei Terminen durchgeführt (6. und 15. August 2009), um einerseits Unterschiede bei der Abreife der unterschiedlichen Sorten zu berücksichtigen, andererseits auch, um eine eventuell erhöhte Brüchigkeit des Strohs beim zweiten Termin zu überprüfen. Das Schwad wurde 24 Stunden zum weiteren Trocknen auf dem Feld belassen. Vor dem Pressen wurde eine Probe zur Messung des TS-Gehalts entnommen und zeitnah gewogen. Danach wurde das Stroh mit Hilfe einer Claas Variant 365 Presse in Rundballen aufgenommen und das Frischgewicht gewogen. Über eine Rücktrocknung der Strohproben wurde der TS-Gehalt ermittelt und das gemessene Ballengewicht entsprechend auf Trockensubstanz korrigiert.

Strohertrag
Strohertrag
Ergebnisse
Zwischen den Behandlungsvarianten waren deutliche Unterschiede im Kornertrag festzustellen. Die Triticalesorte Korpus hat die höchsten Kornerträge bei beiden Fungizidvarianten erbracht. Hymack und Mulan brachten ebenso hohe Erträge, allerdings nur in der optimal behandelten Variante. Bis auf Akratos und Korpus konnte durch ein optimales Fungizidmanagement immer ein höherer Kornertrag erzielt werden. Am deutlichsten war der positive Einfluss der intensiveren Fungizidbehandlung bei den Sorten Hymack, Skagen und Mulan.
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Kornertrag
Kornertrag
s konnten auch deutliche Unterschiede im Strohertrag zwischen den Sorten und den Ernteterminen festgestellt werden (Abbildung 2). Besonders auffällig waren die größeren Strohmengen, die beim zweiten Erntetermin gepresst werden konnten. Vor beiden Ernteterminen lagen mindestens zwei vollständig trockene Tage. Zwischen dem ersten und zweiten Erntetermin gab es mehrtägige geringe Niederschläge. Dies war an den niedrigen TS-Gehalten der Strohproben abzulesen (Abbildung 3). Mit Ausnahme der reduzierten Variante von Korpus näherten sich die TS-Gehalte der Sorten zum zweiten Erntetermin an. Denn nach den Niederschlägen wurden die sortenspezifischen TS-Gehalte noch nicht wieder erreicht. Die Feuchtigkeit egalisierte also die Sortenunterschiede. Die höheren Strohfeuchten beim zweiten Erntetermin führen bei nahezu allen Sorten und beiden Behandlungsvarianten zu erhöhter erntbarer Strohmasse, die auch nach der Korrektur auf TS bestehen blieb.

TS-Gehalt Stroh
TS-Gehalt Stroh
Der Einfluss der Fungizidbehandlungen war mit Ausnahme der Sorten Skagen und Hymack geringer als der Einfluss der Strohfeuchte.

FAZIT:
Auch kürzere Sorten konnten in diesem Versuch so viel Stroh liefern wie längere.

  • Frühjahrstrockenheit reduziert bei einigen Sorten die Wuchshöhe, aber weniger den Stroh- und Kornertrag.
  • Höhere Strohfeuchten reduzieren und egalisieren die Brüchigkeit des Strohs und erhöhen damit die real erntbare Strohmasse über alle Sorten hinweg.
  • Der Einfluss der Strohfeuchte auf den realen Strohertrag ist dabei höher als der Sorteneffekt oder die Auswirkungen eines Fungizideinsatzes.

Weitere Ergebnisse dieses Versuchs werden in loser Folge in den nächsten Monaten als Serie mit folgenden Themen erscheinen:

  • Zusammenhänge zwischen Wuchshöhe, Bestandesdichte, Korn- und Strohertrag
  • Verhältnis von Bruchstroh und Spreu zu Korn- und Strohertrag
  • Energieverbrauch und Maschinenauslastung
  • Energie- und Humusbilanzen


Dr. Joachim Moeser

Stand: 20.10.2009