Bei den Futtererbsen hat das Stroh zudem einen guten Futterwert für Wiederkäuer und auch für Pferde. Dr. Sauermann von der LWK Schleswig-Holstein erläutert die Verfahren.
Gutes und günstiges hofeigenes Futter nutzen
Bei den hohen Preisen für Sojaschrot sind die Futterwerte der heimischen Eiweißpflanzen beträchtlich. Sie liegen je nach Verwertungsrichtung und Einsatz zum Teil um mehrere EUR/dt über den handelsüblichen Marktpreisen. In den Tabellen 1 und 2 sind Anhaltspunkte für den Futterwert der drei Fruchtarten für den Einsatz in der Bullenmast, in der Milchviehfütterung und in der Schweinemast gegeben.
Es lohnt also, die Ernte innerbetrieblich zu verwerten oder die Früchte zuzukaufen und zu veredeln, sofern nicht im eigenen Betrieb sondern auf benachbarten Betrieben Körnerleguminosen angebaut werden. Die Möglichkeit der innerbetrieblichen Nutzung über die alternativen Verfahren der Konservierung und Einlagerung stellt eine Möglichkeit dar, um hohen Futterkosten entgegen zu wirken und ein Stück weit wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erlangen. Für Betriebe, die in der Milchproduktion derzeit vor ganz besonderen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, kann sich eine interessante Perspektive eröffnen.
Kostengünstige und flexible Konservierungsverfahren
Bislang bedeutete die innerbetriebliche Verwertung in der Regel, die Ernte nach dem Mähdrusch zu trocknen, im Getreidesilo einzulagern, zu schroten und über die hofeigenen Futtermischungen zu verwerten. Viele Betriebe mit intensiver Veredelung, insbesondere in der Milchviehhaltung, haben diese Arbeitskette aber nicht mehr auf ihrem Hof, weil sie sich wegen der geringen Ackerfläche in der Regel nicht mehr lohnt.
Eine Alternative stellt die Feuchtkonservierung von Ackerbohnen, Futtererbsen oder Blauen Süßlupinen dar, die über Säure oder Natronlauge erfolgen kann. Ebenfalls möglich ist die Silierung. Untersuchungen mit diesen Verfahren wurden für die drei Fruchtarten in den Jahren 2007 und 2008 von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein mit gutem Erfolg durchgeführt. In Tabelle 3 sind einige Daten zu den verschiedenen Verfahren dargestellt, die als Richtwerte verstanden werden können. Die Konservierungsverfahren können von Lohnunternehmen oder von Unternehmen, die im Bereich der Tierernährung tätig sind, durchgeführt werden. Von besonderem Interesse dürfte die Ganzkorn-Konservierung sein.
Erbsenstroh hat guten Futterwert
Das Erbsenstroh wird bei der Ernte in der Regel gehäckselt und die Nutzung als Futter für Wiederkäuer erfolgt nur in Ausnahmefällen. Was früher nicht unüblich war, ist heute fast in Vergessenheit geraten. Der hohe Kostendruck, unter dem viele Betriebe gerade jetzt in der Milchproduktion stehen, könnte diese Nutzung zum Beispiel für Jungvieh wieder interessant machen. Erbsenstroh wird von Rindern, Schafen und auch Pferden gerne gefressen. Zum Futterwert von Erbsenstroh können Werte des LLH* aus Kassel verwendet werden. In einer Übersicht zur Berechnung von Futterrationen für Schafe wurde Erbsenstroh im Vergleich zu Gerstenstroh dargestellt (Tab. 4). Das Erbsenstroh ist höherwertig als das Gerstenstroh. Es wurde mit einem höheren Preis veranschlagt als das Getreidestroh.
Die systematische Nutzung des Erbsenstrohs in der Fütterung ist durch die Züchtung von Sorten mit einer sehr guten Standfestigkeit heute gut möglich. Die Bestände bleiben unter normalen Witterungsbedingungen bis zur Ernte hin stehen und trocknen gut ab. Das Einpressen des Erbsenstrohs erfolgt ebenso wie das Pressen von Getreidestroh. Bei Futtererbsen ergeben sich bei einem Korn-Stroh-Verhältnis von 1:1 Stroherträge, die ungefähr in der Höhe der Kornerträge liegen dürften und je nach Standort zwischen 30 bis 60 dt/ha angenommen werden können.
In Jahren mit hohen Niederschlagsmengen kurz vor der Ernte kommt es vor, dass auch die Bestände von standfesten Sorten stärker lagern. Das Stroh trocknet dann schlechter ab. Unter welchen Bedingungen von einer Nutzung des Strohs abgesehen werden sollte, werden praktische Erfahrungen zeigen.
Somit stellt auch die Nutzung des Erbsenstrohs grundsätzlich ein kostengünstiges Raufutter für Rinder und Schafe dar. Gegebenenfalls lässt sich dadurch sogar eine anteilige Fläche aus der Futterproduktion herausnehmen und anderweitig nutzen. Betriebe, die selber keine Futtererbsen anbauen, können das Erbsenstroh von benachbarten Betrieben zukaufen. Für die Nutzung des Strohs wird die Standfestigkeit der Erbsensorten noch größere Bedeutung gewinnen. Die Nutzung des Erbsenstrohs in der Fütterung ist ein weiterer Beitrag zur Wirtschaftlichkeit des Futtererbsenanbaus.
Mehr Preisunabhängigkeit durch Leguminosen
Dieser Beitrag soll als Hinweis dafür dienen, in der Planung für das kommende Anbaujahr den Anbau von Körnerleguminosen in die Überlegungen mit einzubeziehen und im Herbst Flächen hierfür freizuhalten.
Das gilt besonders für viehhaltende Betriebe vor dem oben geschilderten Hintergrund, aber auch für die Marktfruchtbetriebe. Die Preise für Rohstoffe und damit auch N-Dünger werden sich nach allgemeiner Erwartung in Zukunft wieder erhöhen. Mit dem Anbau von Körnerleguminosen ist der Betrieb davon unabhängig, weil sie sich über die Lebensgemeinschaft mit den Knöllchenbakterien selber mit diesem wichtigen Nährstoff versorgen. Dazu kommt der sehr gute Vorfruchtwert für Getreide und Winterraps.
Dr. Wolfgang Sauermann