Das Jahr 2009 bietet eine Besonderheit: Der Saattermin lag am 9. April so früh, wie es im Versuchsbetrieb nur selten der Fall ist. Deshalb bietet der Vergleich mit der späten Saat am 7. Mai eine große und daher sehr anschauliche Zeitspanne.
Gut Ding will Weile haben
Jeder Saattermin wurde zu einem etwas verfrühten und zu einem optimalen Termin beerntet. Für die frühe Saat waren dies der 8. und 16., für die späte Saat der 16. und 28. September. Es liegen daher Daten für die Vegetationsspannen von 160, 152, 144 und 132 Tagen vor. In Temperatursummen auf Basis 6 °C ausgedrückt, waren das im Versuch 1772°, 1714°, 1697° und 1581°. In dieser Periode durchlief das Versuchsmittel, bestehend aus den kolbenbetonten Körnermaistypen Susann S260 und Suzy~S240 und den sehr massestarken Sorten Subito S260 und Ayrro ~S220, den Bereich von 30 bis 37 % GTS-Gehalt.
Die Ergebnisse unterstreichen zum einen die bekannte Faustregel, dass frühe Saat die bessere ist. Zum anderen aber belegten sie bei genauerem Hinsehen (Abb. 1), dass auch die späte Saat zumindest im günstigen Klima der Versuchsstation über große Leistungsreserven verfügt. Wer diese aktivieren möchte, muss geduldig sein und darf den Lohnunternehmer nicht zum Fixtermin Mitte September gebucht haben: letzter Erntetag war der 28. September!
Wie sehr gerade die Spätsaat von den letzten 12 Tagen bzw. 116° Wärmesumme profitiert, ist beeindruckend. Der Mais reift in dieser kurzen Zeit im TS-Gehalt von 30 auf 37 % heran, die ELOS-Verdaulichkeit steigt von 68,9 auf sehr gute 70,3 %. Und schließlich wächst in dieser kleinen Zeitspanne noch die stattliche Menge von 20 dt/ha Trockenmasse hinzu. Hier schlummert echtes Potenzial!
Aber auch die frühe Ernte legt auf den letzten Metern noch mächtig zu. Die letzte Woche liefert vor allem im GTM-Ertrag spürbare Vorteile.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Jede der vier Sorten musste sich über jede der vier Saat- und Erntevarianten in vier Bestandesdichten beweisen. Nach dem Aufgang wurde dafür mit der Hand auf die Werte 7, 9, 11 und 13 Pflanzen pro Quadratmeter vereinzelt, um definierte Bestände sicher zu stellen. Die Ergebnisse zeigen deutlich, was diese zweite pflanzenbauliche Stellschraube neben der Vegetationszeit bewirkt (Abb. 2). Verfügt ein Standort wie Moosburg über genügend Wasser, Nährstoffe und Wärme, bringen steigende Bestandesdichten in der Regel anwachsende Masseerträge.
Die weiteren Auswirkungen steigender Pflanzendichte lassen sich in klassischer Weise von den Parametern Pflanzenlänge, GTS-Gehalt und Verdaulichkeit ablesen. Wie üblich reagiert der Mais auf höhere Pflanzenzahlen mit höherem Wuchs und Masseertrag, verliert aber im Reifegrad und auch bei der Futterqualität. Nicht abgebildet ist der Zeitpunkt der weiblichen Blüte, die auf die jeweils nächst höhere Pflanzenzahl mit einem halben Tag Verspätung reagiert.
Faktoren wirkungsvoll gegeneinander ausspielen
Spannend wird es bei der Frage, in wie weit es möglich ist, den Faktor Vegetationszeit durch den Faktor Bestandesdichte zu kompensieren. Zu diesem Punkt werfen wir in Abb. 3 einen Blick auf die Extremwerte: die kürzeste und die längste Vegetationsspanne (132 bzw. 160 Tage) in jeweils niedrigster und höchster Bestandesdichte (7 bzw. 13 Pfl./qm).
Hier zeigt sich klar, wie unterschiedlich sich diese verschiedenen Merkmale verhalten. Beginnen wir mit dem Sichtbaren, der Pflanzenlänge: Sie ist bei der späten Saat in der niedrigsten Pflanzenzahl genauso hoch wie bei der frühen Saat in höchster Pflanzenzahl. Wer spät säen muss und aus Erfahrung Risiken in der Lagerneigung befürchtet – die Pflanzen werden länger, der Stängel bleibt dünner – kann das gut kompensieren, indem er dünner sät. Damit lässt sich die Standfestigkeit auch bei später Saat sicherstellen.
Aus dem Blickwinkel der Futterqualität wird klar, dass eine geringere Bestandesdichte die negativen Effekte der späteren Saat nur zu einem Teil auffangen kann. Das ELOS-Niveau der niedrigsten Bestandesdichte der späten Saat erreicht gerade den Bereich der mittleren Bestandesdichten bei der frühen Saat – die Top-Verdaulichkeit bleibt unerreichbar. Gleiches gilt in weiter abgeschwächter Form für den GTS-Gehalt: Der dünne Bestand bei später Saat (132 Tage, 7 Pfl.) gewinnt 1,5 % GTS-Gehalt gegenüber dem dichten (132 Tage, 13 Pfl.), aber hinkt in allen Fällen deutlich der früheren Saat nach, die immer mindestens 5 % GTS Vorsprung bewahrt.
Um jedoch mit später Saat den gleichen Ertrag wie nach früher Saat zu erreichen, müsste die Strategie mit der Bestandesdichte entgegengesetzt laufen! Was das allerdings im Bereich Qualität und Anbaurisiko bedeutet, wird umso deutlicher, je begrenzter der jeweilige Standort ist. Mehr Pflanzen brauchen mehr Wasser, sind schwächer in der Trockenheitsresistenz, anfälliger gegen Blattkrankheiten und Lager. Die Liste der Risiken ist lang. Zwar gab es am Standort Moosburg nicht viel Lager und Helminthosporium. Das zeigt auch der Abreifegrad der Blätter in Abb. 4. Es ist selbsterklärend, dass dieser mit längerer Vegetationszeit zunimmt. Aber auch mit steigender Bestandesdichte weisen die Blätter deutlich sichtbar einen höheren Reifegrad auf, bei gleichzeitig niedrigerem Trockensubstanzgehalt. Die Blätter halten bei hohem Konkurrenzdruck also im Bestand nicht so lange durch.
Bei später Saat: weniger Pflanzen auf den Quadratmeter
Das Fazit dieser Frage nach pflanzenbaulichen Möglichkeiten der Kompensation muss deshalb ein wenig nach der Methode Radio Eriwan klingen: Im Prinzip ja, aber man muss sich noch viel klarer d arüber sein, dass sich Qualität und Masse umso schlechter vereinen lassen, je weniger Zeit zwischen Saat und Ernte liegt.
Eine Anbauempfehlung, die vor allem die Anbausicherheit im Fokus hat, muss also lauten: pro Woche späterer Aussaat eine Pflanze weniger auf dem Quadratmeter. |
Dr. Andreas Groß