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Neues vom Nachbarn

Zwar sind die klimatischen Voraussetzungen in Frankreich und die damit verbundenen Produktionsbedingungen mit denen in Deutschland nicht 1:1 vergleichbar. Doch auch hierzulande steigt das Interesse an frühreifen, leistungsfähigen Weizensorten aus Frankreich.

Da immer häufiger auch schwierigere Standorte in die Weizenproduktion aufgenommen werden, wird auch für diese Standorte die Stoppelweizeneignung interessanter. Der Vertriebsleiter Hybridweizen SU France, Pierre-Yves Dedieu, berichtet über den Hybridweizenanbau in Frankreich.


Das Pariser Becken ist eine der wichtigsten und ertragreichsten Ackerbauregionen Frankreichs mit sehr günstigen klimatischen Voraussetzungen. Ein Großteil der in Frankreich produzierten 37 Millionen Tonnen Weizen – 6,6 % der weltweiten Weizenproduktion – werden hier produziert. Auch an den 31,5 Millionen Tonnen Zuckerrüben (über 11 % der Weltproduktion*) hat diese Region maßgeblichen Anteil.

Hoher Infektionsdruck erfordert neue Strategien
Der Nachteil des günstigen Klimas und des intensiven Ackerbaus ist allerdings der hohe Krankheitsdruck, der einen intensiven Pflanzenschutz erfordert.

Unter diesen Bedingungen favorisieren die Landwirte je nach Fruchtfolgestaltung zwei Typen von Weizensorten: Sorten mit später Reife, die nach früh räumenden Vorfrüchten früh gesät werden können und über eine lange Reifeperiode maximale Erträge realisieren. Außerdem Weizensorten, die nach spät räumenden Früchten wie Zuckerrüben oder Mais stehen, und den vergleichsweise kürzeren Vegetationszeitraum effizient für eine hohe Ertragsleistung nutzen. In beiden Fällen müssen die Sorten robust sein, um den Fungizideinsatz bei hohem Infektionsdruck kontrollierbar zu halten.

Hystar
Hystar
Das geringere Produktionsrisiko ist in Frankreich das entscheidende Argument für Hybridweizen, die ausschließlich von der SAATEN-UNION France gezüchtet werden. Denn diese Kultur kompensiert Witterungswidrigkeiten, suboptimale Bodenbedingungen und auch die wichtigen Weizenblattkrankheiten besonders gut.

Unschlagbar bei Frühsaaten
Dem Anforderungsprofil an eine frühsaatgeeignete Sorte entspricht die Hybride Hymack. Dank früher Aussaat, in dieser Region Ende September, nach Raps, Erbsen oder Weizen, können die Aussaatstärken auf bis zu 100–120 Körner/m² reduziert werden. Somit fallen die im Vergleich zu Liniensorten pro Einheit höheren Saatgutkosten weniger ins Gewicht und können durch den Mehrertrag spielend wettgemacht werden.

Hochertragsleistung bei Spätsaaten
Da im Pariser Becken der Zuckerrübenanbau eine wichtige Rolle spielt, ist in der Fruchtfolgestellung nach Rüben die Spätsaatverträglichkeit von Weizensorten gefragt. Nach den guten Erfahrungen mit frühsaatgeeigneten spätreifen Hybriden war die Bereitschaft der französischen Landwirte daher groß, für diese späteren Drilltermine frühreife, spätsaatverträgliche Hybridweizen probehalber anzubauen. Die Saatstärken bei der späteren Aussaat lassen sich allerdings im Gegensatz zu den frühen Terminen nicht auf 100–120 Körner/m² reduzieren. Mit 125–150 Körnern/m² liegen sie jedoch immer noch deutlich unter den für Liniensorten üblichen Aussaatstärken.

Neue Hybride für Spätsaaten
D
ie Anbauversuche zeigten, brachte die Hybridweizensorte Hystar gegenüber den führenden Liniensorten knapp 10 dt/ha höhere Erträgen (s. Abb. 1).

Auch gegenüber den hier bedeutenden Blattkrankheiten Gelbrost und Septoria wies diese Sorte sehr gute Resistenzen auf. So konnte der üblicherweise intensive Pflanzenschutzeinsatz spürbar reduziert werden. Statistisch gesehen gibt es im Pariser Becken in jedem dritten Jahr Niederschläge während bzw. unmittelbar vor der Ernte. In solchen Jahren und in der Fruchtfolgestellung nach Mais konnte diese Hybridsorte zudem mit ihrer hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber Ährenfusarien punkten. Dies führte zu vergleichsweise geringen Mycotoxinbelastungen des Erntegutes. Versuche haben darüber hinaus nachgewiesen, dass die Ertragsleistung von Hystar nach Weizen mit durchschnittlich 111,1 % im Vergleich zum Versuchsmittel ebenso hoch ist wie in weiteren Fruchtfolgen (Tab. 1).

Fazit
In Frankreich konnte sich Hybridweizen fest etablieren. So lag 2009 der Anteil von Hybriden an den französischen Weizenflächen bei drei bis vier Prozent. Auch in Deutschland ist diese Kultur auf Standorten interessant, die für Liniensorten z.B. aufgrund des ungünstigen Wasserhaushaltes nicht ohne Weiteres in Frage kommen. Für viele Betriebe sind dort Roggen oder Triticale keine wirkliche Alternative. Ein Probeanbau kann Klarheit darüber bringen, ob Hybridweizen eine wirtschaftliche Anbaualternative darstellt.

 

Pierre-Yves Dedieu

 

*Quelle: www.ceja.educagri.fr

Stand: 07.05.2010