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Raps oder Mais: eine Standortfrage

Früher stellte sich für viele Ackerbauern die Frage, ob bei hohen Rapspreisen zugunsten von Raps weniger Getreide angebaut werden sollte. Umgekehrt wurde bei relativ hohen Getreidepreisen überlegt, den Rapsanteil zu reduzieren. In vielen Regionen hat Mais an Bedeutung gewonnen. Welche Fruchtfolgen sind jetzt die rentabelsten?

Es kann in dem Artikel  anhand von Medellrechnungen gezeigt werden, dass bei hohen Erträgen von Mähdruschfrüchten der Mais potenziell eher Getreide als Raps verdrängt. Modellrechnungen können aber nie die tatsächlichen betrieblichen Gegebenheiten berücksichtigen.

Fruchtfolgebeispiele
Fruchtfolgebeispiele
Nachfolgend werden für zwei unterschiedliche Standorte folgende Fruchtfolgen aus Weizen, Raps und Mais berechnet. Die untersuchten Fruchtfolgen sind die für Norddeutschland klassischen Raps-Weizen-Weizen (Fruchtfolge FF I) oder Raps-Weizen-Mais-Weizen (FF II). Als Fruchtfolgen ohne Raps wurde Mais-Weizen-Weizen (FF III) bzw. Mais-Weizen betrachtet (FF IV). Tab. 2 stellt die Deckungsbeiträge einzelner Kulturen ohne Direktzahlungen auf einem Hochertragsstandort bei heutigen Marktpreisen dar.
Deckungsbeitragsrechnung Hochertragsstandort
Deckungsbeitragsrechnung Hochertragsstandort

Standort 1: hoher Raps- und Weizenertrag, mittlere Maisrentabilität
Um unterschiedliche Vorfruchtwirkungen, Dünger- und Pflanzenschutzkosten berücksichtigen zu können, wird zwischen Raps- und Stoppelweizen sowie Weizen nach Mais unterschieden. Der Weizen nach Mais liefert wegen später Aussaat im Durchschnitt geringere Erträge. Zusätzlich wird der Arbeitsbedarf für die Kulturen aufgeführt. Wir nehmen an, dass dem Betriebsleiter während der Arbeitsspitzen im August bis Oktober Arbeitskosten für Fremdarbeit von 15 € je Stunde anfallen. Jede Fruchtfolge unterscheidet sich jedoch hinsichtlich der Arbeitsspitzen und daher bei dem Bedarf an Fremdarbeit. Letzterer ist dann aber nicht einer einzelnen Kultur anrechenbar, weshalb der Posten Arbeitsbedarf nicht in die variablen Kosten eingehen kann. Mit den Preisen aus Tab. 2 wäre die Fruchtfolge I Raps-Weizen-Weizen die rentabelste. Da für die diesjährige Aussaat aber die Preiserwartungen für die Ernte im nächsten Jahr relevant sind, haben wir eine große Bandbreite von Raps- und Weizenpreisen betrachtet (Abb. 1).

Bei erwarteten Rapspreisen ab 25 €/dt ist der Raps absolut konkurrenzfähig, wie die fast waagerecht verlaufende Linie in der Mitte der Grafik zeigt. Oberhalb der Linie sollte Raps in die Fruchtfolgen integriert werden, unterhalb dieser Linie sind die beiden reinen Mais-Weizen Fruchtfolgen rentabler. Mit steigendem Weizenpreis steigt auch der Vorfruchtwert des Rapses. Daher ist Mais in der Fruchtfolge nur bis zu einem Weizenpreis von 13,30 €/dt rentabel. Steigt der Weizenpreis darüber hinaus, sollte der Rapsanteil auf Kosten des Mais erhöht werden.

Standort 1: hohe Maisrentabilität
Für manche Betriebe wird der Deckungsbeitrag des Maises aber höher sein als in Tab. 2 angenommen. Abb. 2 basiert daher auf einem 250 €/ha höheren Maisdeckungsbeitrag. Was ändert sich? Der Weizen verliert gegenüber dem Mais: 50% Mais ist bei niedrigeren Rapspreisen auch noch bei einem Weizenpreis von fast 16 €/dt besser als ein Drittel Mais und zwei Drittel Weizen. Trotzdem gehört Raps immer noch in die Fruchtfolge, solange der Rapspreis etwas über 30 €/dt liegt.

 

Vorzügliche fruchtfolge Standort 1; hoher Mais-DB
Vorzügliche fruchtfolge Standort 1; hoher Mais-DB
Standort 2: niedrigerer Raps- und Weizenertrag, niedrige Maisrentabilität
Zur Vergleichbarkeit wird der Deckungsbeitrag für Mais wie in Tab. 2 zunächst bei 391 €/ha belassen (Preisniveau ebenfalls wie Tab. 2). Die Erträge sind deutlich reduziert, für den Raps prozentual weniger als für den Weizen. Ebenso wurden die Kosten und Arbeitsbedarfe angepasst. Tab. 3 zeigt die daraus resultierenden Deckungsbeiträge.
Deckungsbeitragsrechnung niedriges Ertragsniveau
Deckungsbeitragsrechnung niedriges Ertragsniveau

Abb. 3 zeigt, die Rentabiltät der vier Fruchtfolgen unter diesen Bedingungen. Auch auf diesem Standort sollte Raps angebaut werden, wenn man Rapspreise leicht über 30€/dt erwartet, wie die horizontale Teilung der Grafik bei ungefähr etwas über 30€/dt Rapspreis zeigt. Der niedrigere Rapsertrag ist also kein Grund, auf dem weniger guten Standort auf Raps zugunsten von Mais zu verzichten. Stärker wirkt sich der niedrigere Ertrag vom Weizen aus. Die Mais-Weizen Fruchtfolge ist bei niedrigen Rapspreisen selbst bei hohen Weizenpreisen der Mais-Weizen-Weizen Fruchtfolge überlegen.

Standort 2: hohe Maisrentabilität
Auch auf schwächeren Standorten kann unter Umständen ein Maisdeckungsbeitrag von 641 €/ha (plus 250 €/ha) erwirtschaftet werden. Etwa bei hoher Konkurrenz der Biogasanlagen um Mais und entsprechend hohen Preisen oder auf besonderen Gunststandorten für Mais wie Moor oder Bruch. Dann sollte die Hälfte der Fläche mit Mais und die andere Hälfte mit Weizen bebaut werden. Andere Fruchtfolgen werden erst bei Rapspreisen von über 38 €/dt bzw. Weizenpreisen von über 20 €/dt interessant.

Fazit
Wie für alle Modellrechnungen gilt auch hier, dass die tatsächlichen Gegebenheiten auf einem einzelnen Betrieb zu anderen Ergebnissen und Empfehlungen führen können. Dies gilt besonders bei anderen Ertragsrelationen zwischen den Früchten und Risikoerwägungen. Auch arbeitswirtschaftliche Gründe, die Entfernung zur Biogasanlage und die Zahlungsfähigkeit der Abnehmer aller Früchte sind zu berücksichtigen.

Es konnte aber gezeigt werden, dass bei hohen Erträgen von Mähdruschfrüchten der Mais potenziell eher Getreide als Raps verdrängt. Oberhalb von 25 €/dt Rapspreis bleiben ein Viertel bis zu einem Drittel Raps in der Fruchtfolge optimal, bei einem Maisdeckungsbeitrag von knapp 400 €/ha. Bei einer Maisrentabilität von über 650 €/ha DB muss der Rapspreis allerdings sein jetziges Preisniveau von 30 €/dt halten oder Erträge in Richtung 50dt/ha erbringen, um einen hohen Anteil in der Fruchtfolge zu halten. Dasselbe gilt bei niedrigen Erträgen von Mähdruschfrüchten, aber Maisdeckungsbeiträgen von um die 400 € je Hektar. Erst bei Maisdeckungsbeiträgen deutlich darüber wird der Raps aus der Fruchtfolge auf ertragsschwächeren Standorten verdrängt.

 

Dr. Gunnar Breustedt, Christian Drepper, Torben Tiedemann

Stand: 01.07.2010