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Erntezeitpunkt und Erträge korrekt schätzen

Der optimale Erntezeitpunkt ist die wichtigste Voraussetzung für eine hohe Qualität der Maissilage. Regional werden Ernteprognosen durch Landwirtschaftskammern oder Beratungsunternehmen veröffentlicht, die den Praktikern eine wertvolle Hilfe sind. Unter den konkreten Standortbedingungen eines Schlages ist diese Prognose jedoch oft zu ungenau. Wie kann man selbst unter Praxisbedingungen schnell und ausreichend sicher den Trockenmassegehalt von Silomaispflanzen schätzen und den optimalen Erntetermin bestimmen?

Das Verfahren zur Bestimmung des optimalen Erntezeitpunktes und der Schätzung der Hektarerträge wurde an der Hochschule Neubrandenburg in Zusammenarbeit mit der SAATEN-UNION GmbH und der Agrargenossenschaft Luisenhof Hohenzieritz e.G. erarbeitet. Es ist einfach erlernbar und mit Geräten durchzuführen, die kostengünstig zu beschaffen sind. Um die Berechnung der Ergebnisse zu vereinfachen, können interessierte Praktiker von den Autoren rechnergestützte Formulare erhalten. Diese können entweder von den unten angegebenen Internet-Seiten der Autoren heruntergeladen oder auf Anfrage auch per E-Mail zugesandt werden. 

einfache Handhabung des Sets: trotzdem wil der Umgang geübt sein
einfache Handhabung des Sets: trotzdem wil der Umgang geübt sein
Das gesamte Set, bestehend aus Federwaage, mikrowellenfester Schale und dem Formular für die Berechnung auf einem USB-Stick, können bei der SAATEN-UNION GmbH erworben werden. Die regionalen Fachberater geben dazu Auskunft.

Einfach durchführbar
Ein Gartenhäcksler aus dem Baumarkt, eine Waage und ein Mikrowellengerät sind die wichtigsten Hilfsmittel für diese Schätzmethode, die zu ca. 97% mit der Trockenmassebestimmung im Labor übereinstimmt. Es müssen nur wenige Pflanzen von einem Schlag geschnitten, zerkleinert und getrocknet werden, um den optimalen Erntetag zu ermitteln. Um den möglichen Hektarertrag eines Schlages zu schätzen, ist die Probenahme von Maispflanzen auf zwei laufende Meter einer Reihe des Schlages zu erweitern. Auch dieses Verfahren erreicht eine ausreichend hohe Sicherheit.

1. Bestimmung des Trockenmassegehaltes

Geräte und Material

  • scharfes Messer oder Astschere
  • Gartenhäcksler (vorzugsweise mit
  • Walzenschneidwerk)
  • Schale mit ca. 2–3 cm hohem Rand (geeignet für Mikrowellengeräte)
  • Mikrowelle mit Auftaustufe, aufzustellen in einem gut zu lüftenden und trockenen Raum
  • Waage mit einer Ablesegenauigkeit von ±1g
  • evtl. PC mit Formular zur Schätzung des
  • Trockenmassegehaltes von Silomais

Durchführung
Um den Trockenmassegehalt von Maispflanzen zu ermitteln, werden einzelne Pflanzen in ca. 50 cm Höhe geschnitten und in einem Gartenhäcksler zerkleinert. Danach wird das Leergewicht der Schale erfasst und von dem zerkleinerten und gut durchmischten Probenmaterial ca. 150 g abgewogen (Gewichte notieren). Das Material wird in der Mikrowelle ca. 50 Minuten bei einer Leistung von 260 bis max. 300 Watt getrocknet. Eine höhere Leistung würde das Material zu schnell trocknen, was am „Toastbrotgeruch“ zu erkennen ist. Nach 50 Minuten wird das getrocknete Material gewogen und nochmals 5 Minuten bei gleicher Leistung in der Mikrowelle getrocknet. Wenn sich das Gewicht nur noch um 0,1 bis 0,3 g ändert und das Probenmaterial knisternd trocken ist, wird das Endgewicht über die Rückwaage der Schale mit dem getrockneten Gut erfasst. Die Ermittlung des Trockenmassegehaltes erfolgt nach folgender Formel zur Berechnung des Trockenmassegehaltes:

Trockenmassegehalt in %  = (g Rückwaage - Leergewicht der Schale) x 100
                                               (g Einwaage - Leergewicht der Schale

PC-Ansicht
PC-Ansicht
2. Schnellbestimmung des optimalen Erntetermins ab TM-Gehalt 25 %

Geräte und Material siehe Punkt 1

Durchführung
Von einigen Maispflanzen, die dem Durchschnitt des Schlages hinsichtlich ihres Reifezustandes entsprechen, wird der Trockenmassegehalt, wie unter Punkt 1 beschrieben, ermittelt.

Bei Nutzung des Formulars werden das Leergewicht der Schale, die Einwaage an frisch gehäckseltem und das Gewicht der Schale mit dem getrockneten Material eingetragen. In dem Formular ist das Leergewicht der Schale aus dem Set der SAATEN-UNION eingetragen. Wenn eine andere Schale verwendet wird, muss das vor-gegebene Leergewicht im entsprechenden Formularfeld überschrieben werden. Das Formular zeigt an, an welchem Tag der Mais auf dem beprobten Schlag geerntet werden sollte, um den optimalen Trockenmassegehalt von maximal 35 % zu erreichen. Die Berechnung erfolgt unter der Annahme, dass der Trockensubstanzgehalt der Maispflanzen bei der Jahreszeit entsprechendem Wetter täglich um absolut 0,5 % zunehmen wird. Die Schätzung des optimalen Erntetermins sollte deshalb nach zwei Tagen wiederholt werden.

3. Schätzung des Frischmasseertrages

Die Schätzung kann bei einem Trockenmassegehalt ab 30 % durchgeführt werden.

Geräte und Material

  • scharfes Messer oder Astschere
  • Gliedermaßstab 2m
  • Federzugwaage
  • Beutel für Kolben
  • PC mit Formular zur Ertragschätzung von Silomais

Durchführung
Im Feld wird eine Reihe gewählt, die repräsentativ für den zu schätzenden Schlag ist:

  • Die Reihe liegt mindestens 5 m vom Feldrand entfernt,
  • der Pflanzenbestand ist ausgeglichen, d.h. es sind nicht überdurchschnittlich viele Fehlstellen und kümmernde Pflanzen enthalten

Ca. 5 m vom Feldrand wird im Maisschlag in einer Reihe ein Gliedermaßstab vollständig ausgeklappt und in Richtung Feldmitte an eine Pflanze angelegt. Alle Pflanzen, die entlang der ausgewählten zwei laufenden Meter des Gliedermaßstabes stehen, werden in ca. 50 cm Bodenabstand (annähernd Kniehöhe) geschnitten und am Feldrand nebeneinander abgelegt. Alle Nebentriebe werden zu den Hauptpflanzen gelegt. Mit der Federzugwaage werden alle Pflanzen und ihre Nebentriebe gewogen. Die Daten werden in das Formular eingetragen. Die Gewichte der Nebentriebe werden dem Gewicht der Hauptpflanze zugeordnet. Für den beprobten Schlag ist im Ergebnis der geschätzte Ertrag in dt Frischmasse pro Hektar abzulesen.

Prof. Dr. Schuldt
Prof. Dr. Schuldt
4. Schätzung des Trockenmasseertrages
Die Auswahl der Pflanzen erfolgt wie unter Abschnitt 2. beschrieben. Nachdem das Gewicht der Gesamtpflanze und ihrer Nebentriebe mit der Federzugwaage erfasst ist, bricht man alle Kolben ab und befreit diese von den Lieschen. Alle Kolben einer Pflanze ohne Lieschen werden zusammen gewogen. Es ist dafür vorteilhaft, die Kolben in einen Beutel zu legen, von dem zuvor das Leergewicht ermittelt wurde. Nach der Wiegung werden die Restpflanze und die Kolben so nebeneinander abgelegt, dass alle Kolben und Nebentriebe eindeutig der Hauptpflanze zuzuordnen sind.

Die Daten werden in das Formular eingetragen, wobei die Gewichte der Nebentriebe dem der Hauptpflanze zugeordnet werden. Die Datenreihenfolge in der Tabelle muss dabei der Reihenfolge der abgelegten Pflanzen entsprechen. Das Programm zeigt nun die Referenzpflanze für den zu schätzenden Trockenmasseertrag an.

Diese Referenzpflanze wird vollständig im Gartenhäcksler zerkleinert, das zerkleinerte Material wird gut durchmischt. Die Bestimmung des Trockenmassegehaltes erfolgt wie unter Abschnitt 1 beschrieben. Der Trockenmassegehalt der Referenzpflanze wird in das entsprechende Formularfeld eingetragen und das Programm berechnet den zu erwartenden Trockenmasseertrag pro Hektar.

Professorin Dr. Anke Schuldt, Dr. Regina Dinse, Andreas Göbel, Axel Didt

 

 

 

 

 

 


 


 

Stand: 07.01.2010