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In der praxisnah 2/2010 wurde der B-Weizen Mulan als führende Europasorte vorgestellt. Sorten, die gleichzeitig in Tschechien, Deutschland, Schweden, Ungarn, Slowakei und Polen ganz vorne mitmischen, sind gerade in Südwestdeutschland gefragt, wo eine große klimatische Vielfalt herrscht. Martin Munz berichtet über Ergebnisse und Erfahrungen.

Nicht nur der Ertrag zählt

Mulan in den Versuchen der LTZ Augustenberg 2009
Mulan in den Versuchen der LTZ Augustenberg 2009

Gute LSV-Ergebnisse allein garantieren noch nicht den Erfolg einer Weizensorte. Sie sind jedoch Voraussetzung dafür, dass die Praxis die Sorte zunächst ausprobiert. Die mehrjährigen LSV-Ergebnisse für den Südwesten (Abbildung 1) mit einer hohen Anzahl an Einzelwerten belegen die überdurchschnittliche Ertragsleistung des B-Weizens Mulan mit besonders guten Werten in den wärmeren und mittleren Lagen. Aufgrund seines frühen Ährenschiebens kommt diese Sorte auch mit den trocken-heißen Witterungsbedingungen in der Rheinebene gut zurecht.

Neben dem „klassischen" LSV-Sortiment werden in dieser Region zusätzlich frühreife überwiegend französische Weizensorten geprüft, die oft ertraglich den deutschen Sortentypen überlegen sind und deshalb in der Praxis Eingang gefunden haben. Auch in Gegenüberstellung mit diesen frühen Weizensorten überzeugt Mulan 2007 und 2008 (Tabelle 1).

LSV Backweizen Rheinebene Mulan
LSV Backweizen Rheinebene Mulan
In Südwestdeutschland sind gute Resistenzen gegenüber Braunrost und Ährenfusarium gefragt, da als Vorfrucht in der Regel der in der Rheinebene dominierende Körnermais steht. Sorten, die diese Resistenzen nicht mitbringen, haben es erfahrungsgemäß schwer, sich in der Praxis zu etablieren.

85 dt/ha bei 35 Bodenpunkten
LSV-Prüfungen bringen nur auf gleichmäßigen Böden belastbare Ergebnisse. Weil es kaum homogene Bodenqualitäten auf schwachen Standorten gibt, stehen offizielle Sortenprüfungen eher auf besseren Standorten. Über das Sortenverhalten auf schwachen Standorten geben Praxisversuche wertvolle Hinweise. Solche Versuche werden auf Initiative von BayerCropScience seit 25 Jahren in der Region Main-Tauber bei Weikersheim durchgeführt. Sie stoßen mit jährlichen Besucherzahlen von ca. 500 Landwirten auf großes Interesse.

Das sagt die Praxis 
Mit 695 mm Jahresniederschlägen im langjährigen Mittel und Bodenpunkten von 25 bis 80 repräsentiert der Betrieb von Franz-Josef Dertinger in Weikersheim-Honsbronn die Standortbedingungen der Region.

„Mulan ist mir gleich im ersten Jahr 2007 in den Versuchen der Fa. Bayer aufgefallen", erinnert sich Herr Dertinger. „Dabei hat mir vor allem seine deutlich überdurchschnittliche Leistung bei geringer Intensität imponiert." Im Jahr darauf testete der Landwirt die Sorte auf den eigenen Äckern und erweiterte den Flächenanteil im Jahr 2009. Auf einem Flurstück mit 11 ha mit durchschnittlich 35 Bodenpunkten erntete er im letzten Jahr 85 dt/ha bei 12 % Rohprotein. „Auf diesen Standort gehört eigentlich kein Weizen", weiß Franz-Josef Dertinger, weshalb er auch nur einmal ein Fungizid einsetzte und 175 kg N/ha investierte. „Ich war daher beim Drusch doch sehr überrascht, denn man hat der Sorte das Jahr über die Leistung nicht angesehen."

Bild: Franz-Josef Dertinger ist zuversichtlich, auch in diesem Jahr eine ähnlich hohe Ertragsleistung zu erreichen wie 2009.
Bild: Franz-Josef Dertinger ist zuversichtlich, auch in diesem Jahr eine ähnlich hohe Ertragsleistung zu erreichen wie 2009.
Diese Einschätzung ist für die Sorte allerdings typisch. Mulan bildet bei Frühjahrstrockenheit von Anfang an wesentlich weniger Triebe aus als die meisten anderen Weizensorten. Die Sorte ist ein wahrer „Künstler“ im Anpassen an die zur Verfügung stehenden Wasserreserven. Unproduktive Nebentriebe, die Wasser und Nährstoffe ziehen, dafür aber kaum Ertrag bringen, werden erst gar nicht angelegt. Die eher kleineren Blätter stehen aufrecht steil nach oben und lassen so den Bestand zuweilen etwas mager aussehen, auch weil Mulan sehr früh die Bestockung abschließt. Das im Frühjahr eher schwache Erscheinungsbild hat in vielen Betrieben in den ersten Jahren zu Verunsicherungen geführt. Mittlerweile konnte aber die Ertragsstabiität und -leistung in vielen Versuchen und der Praxis überzeugen, was zu einer europaweiten Erfolgsstory führte.

Franz-Josef Dertinger arbeitet mit seinem Mähdrescher auch überbetrieblich, weil sein Betrieb ihm freie Arbeitskapazitäten bietet. Daher weiß er nur zu gut, dass sich die Weizensorten unterschiedlich schwer dreschen lassen.

„Wenn so eine Sorte sich drischt „wie Butter“ und bis spät in die Nacht geerntet werden kann, schont das die Nerven und spart Diesel. Andere Sorten machen der Erntemaschine erheblich mehr Schwierigkeiten, da dauert der Drusch länger oder der Drescher bleibt auch mal stecken", spricht Franz-Josef Dertinger aus eigener Erfahrung.

Nur die Sorten, die auf verschiedenen Standorten in mehreren Jahren bei unterschiedlichen Intensitäten in der Praxis überzeugen, werden über Jahre hinweg überdurchschnittliche Anbauflächen nachweisen können.

 

Martin Munz

Stand: 07.01.2010