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Wintergetreide-Neuzulassungen 2024: ein Überblick

Im März 2024 fanden die Sortenverhandlungen für Wintergetreide beim Bundessortenamt statt. Die Produktmanager Gunnar Kleuker und Marieta Hake geben einen kurzen Überblick über die wichtigsten Eigenschaften der neu zugelassenen Getreidesorten.

Will man die Sortenneuzugänge bewerten, muss man auch einen Blick auf die Witterungsbesonderheiten der Prüfjahre werfen, denen die Kandidaten ausgesetzt waren.

WP 1: Der erste Prüfwinter wies tiefe Minusgrade und viel Schnee auf. Nach einer Phase mit erhöhten Temperaturen war es bis weit in den Mai hinein ungewöhnlich kühl. Das Einstrahlungsdefizit führte häufig zu Problemen bei der Kornqualität und beim Hektolitergewicht von Weizen und Gerste.

WP 2: Nach einer problemlosen Aussaat im Herbst 2021 folgte ein sehr warmer Winter. Zwar ging das Wintergetreide so gut entwickelt in das Frühjahr, wurde dann jedoch durch eine lange trocken-kalte Phase „abgebremst“. In den meisten Regionen war es zur Erntesaison sehr heiß, was die Abreife beschleunigte. Trotzdem waren die Erträge meist zufriedenstellend, mit allerdings teilweise sehr niedrigen Proteingehalten.

WP 3: Nach meist guten Aussaatbedingungen im Herbst 2022 führte der milde Winter zu vielerorts überwachsenen Beständen. Es folgte ein nasses Frühjahr und ein sehr trockener Frühsommer. Der Sommer 2023 zählt zu den niederschlagsreichsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Ernte – mit Ausnahme der Wintergerste – war daher problematisch und die Qualitäten unterdurchschnittlich.

Zuchtgarten

Zuchtgarten


Wintergerste

Das Sortiment erweitert sich um 4 Mehrzeiler und 8 Zweizeiler, davon eine Winterbraugerste.

Alle neu zugelassenen mehrzeiligen Wintergersten haben eine verbesserte Resistenzausstattung. Die NORDSAAT Saatzucht konnte mit SU Majella eine sehr zuverlässige doppelresistente Wintergerste mit sehr guter und stabiler Kornqualität (Hl-Gewicht: 6) bei guten agronomischen Eigenschaften in den Markt bringen. Ebenfalls gegen die bodenbürtigen Viren BaYMV Typ I und II resistent ist die neue Sorte der KWS, KWS Delis. Diese kombiniert dies zudem mit der Gelbverzwergungsvirusresistenz und einer sehr frühen Jugendentwicklung. Ebenfalls gegen Gelbverzwergungsviren resistent sind die Sorten RGT Alessia (Ackermann Saatzucht) und die Sorte Fascination (Deutsche Saatveredelung), wobei letztere nicht gegen Gelbmosaikviren resistent ist.

Von den zweizeiligen Wintergersten weisen zwei Sorten eine Resistenz gegen Gelbverzwergungsviren auf: Bonnovi (Saatzucht Josef Breun) und Orcade (Nordic Seed). Orcade war in der Wertprüfung ertraglich etwas stärker, dafür hat Bonnovi zusätzlich eine BaYMV-2-Resistenz. Auch Kiss und Collie (beide Saatzucht Josef Breun) sind gegen Gelbmosaikviren resistent. Collie ist zudem mit APS 8 in Stufe 2 die ertragsstärkste zweizeilige Wintergerste der Wertprüfung. Des Weiteren wurden die Sorten Axxis (Ackermann Saatzucht), KWS Andris (KWS UK), LG Callista (LIMAGRAIN) und die Winterbraugerste KWS Kanaris (KWS) zugelassen. Bezeichnend für LG Callista und KWS Andris ist eine geringe Anfälligkeit gegen Blattkrankheiten.


Winterweizen

14 Sorten wurden nach der dreijährigen konventionellen Wertprüfung zugelassen, der E-Weizen Vinzenz (SECOBRA Saatzucht) für den ökologischen Landbau. Im 2024er-Jahrgang zeichnen sich einige neue Sorten durch eine sehr hohe N-Effizienz aus – vier Sorten erreichten sogar die Bestnote 7: Die A-Weizen SU Magnetron (NORDSAAT Saatzucht), SU Henner (W. v. Borries-Eckendorf) und LG Kermit (LIMAGRAIN) sowie der B-Weizen RGT Konzert (R2n). SU Magnetron war die früheste und proteinstärkste Sorte des diesjährigen Zulassungsjahrganges und erhielt zudem die neue Bestnote (2) in der Standfestigkeit. SU Henner erreicht die sehr hohe N-Effizienz ebenfalls durch erhöhte Proteingehalte (5). Zudem weist die Sorte eine sehr gute Kornausbildung und eine hohe Resistenz gegen Ährenfusarium (4) auf. LG Kermit und RGT Konzert hingegen haben eine ausgeglichene Kombination aus sehr hohem Ertrag und mittlerem bis geringem Proteingehalt. RGT Konzert hat zudem eine sehr gute Resistenz gegen Ährenfusarium. Weitere neu zugelassene A-Weizen sind: Willcox (InterSaatzucht), Capri (Sejet Planteforædling), SU Juri (Ährenfusarium 4) und WPB Devon (beide von W. v. Borries-Eckendorf), von denen jedoch nur WPB Devon eine APS 4 im Proteingehalt erreichte. Im B-Segment zeichnet sich noch die Sorte Westport (Secobra Recherches) durch ein hohes Ertragsniveau aus. Director (KWS) hat als einzige Sorte eine sehr gute Fallzahlstabilität bewiesen, hat jedoch eine erhöhte Anfälligkeit für Mehltau. Mit Eriksen gibt es einen neuen B-Weizen mit Kekseignung. Des Weiteren wurden für LG die Sorten LG Wisent und LG Lorimar und für Secobra Basilisk zugelassen.

Winterspelzweizen

Im Dinkel gab es zwei Neuzulassungen. Die etwas früher ährenschiebende Sorte Alliente von Dr. Berthold Alter hat eine geringe Neigung zum Lager und eine gute Rostresistenz bei sehr hohen Vesenerträgen und mittlerer Kernausbeute. Die Sorte Conforte (Südwestsaat) ist ebenfalls standfest und hat eine hohe Kernausbeute und einen höheren Rohproteingehalt.


N-Effizienz und RP-Gehalte von Neuzulassungen Witerweizen 2024

N-Effizienz und RP-Gehalte von Neuzulassungen Witerweizen 2024


Winterdurum

RGT Belalur ist die einzige Neuzulassung im Winterhartweizen. Die Sorte hat eine geringe Anfälligkeit für Mehltau bei mittlerer Fusariumanfälligkeit und hohem Kornertrag.


Hybridroggen

In diesem Jahr wurden im Winterroggen drei Sorten aus der konventionellen Wertprüfung und eine Sorte aus der ökologischen Wertprüfung zugelassen. Die ausschließlich unter ökologischen Bedingungen geprüfte Sorte KWS Creor ist agronomisch ausgeglichen und weist eine gute Qualität auf (Amylogramm APS 4/4), kann aber ertraglich nicht mit den bisher am Markt befindlichen Sorten mithalten.

KWS Emphor zeigte sich sehr ertragsstark (APS 9/9) mit einer guten Halmstabilität (APS 4/4) und einer insgesamt guten Resistenzausstattung. Die dritte Zulassung aus dem Züchterhaus KWS LOCHOW, KWS Baridor, zeigte ebenfalls hohe Erträge (APS 9/8), kombiniert mit einer guten Braunrost-Resistenz (APS 3) und eine ausgeglichenere Backqualität (APS 7/7). Die vierte Neuzulassung, SU Erling, stammt von der Hybro Saatzucht. Sie erzielte in der Wertprüfung die höchsten Erträge dieses Jahrganges (APS 9/9) bei guter Strohstabilität (APS 4/4) und einer guten Gesundheit bzgl. der beiden Roggen-Leitkrankheiten Braunrost und Rhynchosporium (APS 4/4). Auch die Qualität überzeugt: Die Sorte kombiniert eine gute Fallzahl (APS 7) mit der Höchstnote im Rohproteingehalt (APS 5). Letzterer in Kombination mit dem hohen Ertrag mündet in dem höchsten Rohproteinertrag des gesamten Jahrgangs (Tab. 2). Diese Parameter in Kombination mit einem ausgeglichenem Amylogramm lassen eine breite Vermarktung für alle Nutzungsrichtungen zu.


RP-Erträge der Roggenneuzulassungen 2024

RP-Erträge der Roggenneuzulassungen 2024


Wintertriticale

In diesem Jahr gab es vier Neuzulassungen in der Wintertriticale. Die frühe Sorte Bicross (P. H. Petersen Saatzucht Lundsgaard) kombiniert ein sehr hohes Ertragspotenzial mit sehr guter Blatt- (Gelbrost: 1, Braunrost: 2) und Ährengesundheit (4). Durch den frühen massereichen Wuchs eignet sie sich ebenfalls zur GPS-Nutzung (Abb. 1). Mit Fantastico (Saatzucht Streng-Engelen) wurde eine kurze mittelreifende Triticale mit ebenfalls sehr hohem Ertragsniveau und guter Standfestigkeit zugelassen. SU Hubertus (Nordsaat Saatzucht GmbH) ist bei sehr hohem Ertragspotenzial in Stufe zwei standfest und hat eine gute Mehltauresistenz. Jeremias PZO von der PZO Pflanzenzucht Oberlimpurg ist eine reine GPS-Sorte.


GPS-Eignung Triticale

GPS-Eignung Triticale

Stand: 26.04.2024