Es begann mit der Sojabohne
Der Grundstein des verbandsübergreifenden Bio-Sojabohnenprojekts „Bohne sucht Bauer“ wurde im Jahr 2013 in Zusammenarbeit mit der Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG und der Vermarktungsgesellschaft Biobauern mbH gelegt. Von den ersten Landwirten erforderte der Anbau von Speisesoja in Deutschland noch viel Mut und Pioniergeist. Anbauberater Ludwig Asam unterstützte sie bei produktionstechnischen Fragen. Bis heute haben sich über 200 Landwirte für eine Kooperation mit Biovegio entschieden, wo mittlerweile neben Sojabohnen auch weitere Produkte im Rahmen von Anbauverträgen angebaut und vermarktet werden.
Brückenbauer zwischen Landwirten und Kunden
Nicht jeder Verarbeiter oder Markenhersteller verfügt über Mitarbeitende, die sich um Vertragsanbau, technische Beratung, Analytik der Rohware, passende Aufbereitung homogener Ware und Einlagerung kümmern können. Auch bedarf es einer gewissen Menge an Rohware, um Liefersicherheit über das ganze Vertragsjahr zu gewährleisten. Für die Kundschaft übernimmt Biovegio die Organisation der Wertschöpfungskette und bildet somit die Brücke zwischen Landwirtschaft und Verarbeitung.
Produzierende sollen für die Kundinnen und Kunden ein Gesicht bekommen. Eine Vernetzung zwischen allen Stufen der Warenkette ist notwendig, um über die Jahre eine preisliche Stabilität auf angemessenem Niveau zu erhalten und auch entsprechende Preise für das Beiprodukt Futtersoja zu erzielen.
Es werden regionale Wertschöpfungsketten entwickelt und ein fester Kundenstamm wird im Rahmen von Jahreskontrakten mit qualitativen, analysierten Bio-Rohstoffen beliefert. Dieser Kundenstamm besteht aus Verarbeitern, Markenherstellern und Großhändlern die Kontinuität, Qualität und Liefersicherheit benötigen.
Hintergrund und Rahmenbedingungen
Nach wie vor importiert Deutschland riesige Mengen an Soja – vorzugsweise aus Südamerika. Durch die Rodung des Regenwaldes und wertvoller Savannen bringen diese Sojabohnen den 8–9-fachen CO2-Fußabdruck mit im Vergleich zu Soja aus europäischer Herkunft und verschlechtern entsprechend die Co2-Bilanz der heimischen Fleischproduktion.
Im Februar 2022 hat die EU einen Entwurf für ein neues Lieferkettengesetz vorgelegt, welches sich auch mit dem Zusammenhang zwischen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung beschäftigt. Europäische Firmen sind dann in der Verantwortung sicherzustellen, dass ihre Zulieferer nicht gegen Menschenrechte und Umweltschutz verstoßen wie z. B. Zwangs- oder Kinderarbeit, Ausbeutung von ArbeitnehmerInnen, Treibhausgasemissionen oder die Zerstörung von Ökosystemen.
Standards für eine entwaldungsfreie Herkunft der Soja erfreuen sich daher immer größerer Nachfrage, allerdings erfasst nur ein Teil davon alle Formen – sowohl legale als auch illegale – der Entwaldung.
Europa produziert mittlerweile ein Drittel seines Sojabohnenbedarfs selbst und die Erträge steigen jährlich. Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit treibt den europäischen und auch den deutschen Leguminosenanbau voran.
Qualitätsanforderungen und Analysenmonitoring
Damit Sojabohnen im Speisebereich eingesetzt werden können, ist eine möglichst homogene Qualität erforderlich – gesunde Bohnen mit arttypischem Geruch. Auf kontinuierliche Lieferungen rund ums Jahr, eine umfassende Analytik und eine möglichst homogene Qualität wird in dieser Wertschöpfungskette großen Wert gelegt. Die Rohware muss daher sauber sein (≥ 98 % zur Feinreinigung), denn starke Erdanhaftungen beeinträchtigen die Verwertbarkeit im Speisebereich. Hier sind die Reinigungsstätten landwirtschaftliche Betriebe, diese Stufe bleibt also in bäuerlicher Hand. Sie sind in den letzten Jahren mit dem Projekt stark mitgewachsen und haben konsequent in zusätzliche Reinigungsschritte wie zum Beispiel eine Farbauslesung investiert, was während der Feinreinigung auf 99,9 % zu einer Erhöhung des Speiseanteils führt. Auch zusätzliche Lagerkapazitäten inkl. Kühllagerung wurden geschaffen, um Insektenbefall zu verhindern.
Im Rahmen des Analysenmonitorings wird ein repräsentatives Muster der Ernte von den LandwirtInnen zur Verfügung gestellt und auf verschiedene Parameter analysiert:
- Feuchtigkeit
- Protein
- Pestizide Multimethode 500PLUS® BNN
- GVO
- Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Nickel
- Tropanalkaloide (sind ein K.O.-Kriterium)
- Stechapfel/Schwarzer Nachtschatten
Kernparameter für Rohware:
- Feuchtigkeit 11–14 %
- Protein in Trockenmasse mind. 40 %
- Reinheit ab Landwirt 98 %, feingereinigt 99,9 %
- Kaliber 5 mm plus
- heller Nabel
Keinesfalls darf die Bohne stark getrocknet werden, denn erhöhter Bruch und veränderte Eigenschaften machen sie als Speisebohne unbrauchbar. Auch zu hohe Fallstufen und reibende Transportmaschinen in Lagerhäusern wie Förderschnecken können sie beschädigen.
Die Vielfalt unseres Kundenstamms ermöglicht den Einsatz unterschiedlicher Qualitäten als Speisesoja, so können manchmal auch schwierige Partien bestmöglich verwertet werden, was dem Sinn eines umfassenden Nachhaltigkeitsgedankens zugutekommt. Die Eintrittsschwelle ist mit 40 % Protein i. Tr. im Vergleich zu Anforderungen anderer Abnehmer relativ niedrig. Speisesoja für Tempeh oder Soja, das abgepackt wird, muss zwar optisch einwandfrei sein, darf aber auch unter 40 % Protein haben.
Sorten und Saatgut
Manche Verarbeiter bevorzugen auch je nach Verwendungszweck bestimmte Sojasorten. Durch kontinuierliche Verarbeitungstests neuer Sorten, das Feedback der Verarbeiter und eine enge Zusammenarbeit mit der LfL bekommt auch die Züchtung immer wieder den nötigen Input, welche Parameter bei der Entwicklung neuer Sorten berücksichtigt werden sollten. Aktuell (Stand 2023) bieten wir Verträge für Speisesoja an, wofür das Saatgut bestimmter Sorten verwendet werden kann. Das Saatgut kann von unseren Partnern bezogen werden.
In welchen Lebensmitteln und Produkten ist die Sojabohne zu finden?
Im Lebensmittelbereich wird einerseits die ganz Bohne eingesetzt, wie zum Beispiel für die Produktion von Tofu, Sojamilch und Sojajoghurt. In fermentierter Form wird die Bohne als Miso, Tempeh oder Natto verzehrt oder zu Sojasauce verarbeitet.
Wird die Bohne vorab gepresst, bleiben circa 90 % Sojamehl und 10 % Sojaöl, das im Lebensmittelbereich als Salat- und Kochöl, Brat- und Backfett dient. Das Mehl wird vor allem als Bestandteil in der Tierfütterung als Sojakuchen eingesetzt. Es kann aber auch texturiert werden und Verwendung im wachsenden Bereich der Fleischersatzprodukte finden. Durch weitere spezielle Verfahren gibt es die Möglichkeit, es als Sojaproteinpulver zu konzentrieren und wiederum in der Lebensmittelindustrie in Drinks, Shakes und anderen Produkten zu verwenden.
Ein weiterer Inhaltsstoff der Sojabohne, das Sojalecithin, ist ein hervorragender Lösungsvermittler zwischen wasser- und fettlöslichen Verbindungen. Bei der Herstellung von Salben, aber auch bei der Herstellung von Schokolade oder Backwaren wird es sehr oft eingesetzt.
Seit einigen Jahren versucht der Lebensmitteleinzelhandel sich vom Mitbewerber abzuheben, in dem er nicht nur ein biozertifiziertes Produkt anbietet, sondern dieses durch Zusatz- und Verbandszertifizierungen aufwertet. Dazu gehören auch zunehmend große Ketten. Das bietet aktuell auch zusätzliche Chancen für verbandszertifizierte Landwirte und ihre Rohwaren.
Biovegio GmbH-Authentizität, Qualität, Erfahrung in der ProjektarbeitQualität, Transparenz und langfristige faire Beziehungen zu den Anbaubetrieben und den Lieferanten sind eine Selbstverständlichkeit für das 2017 gegründete Unternehmen. Gelebte Nachhaltigkeit als Schlüssel für erfolgreiche Wertschöpfungsketten – vom Anbau bis zum Kunden. Das Unternehmen bezieht seine Produkte ausschließlich aus dem europäischen Raum. Der Anspruch von Biovegio:
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Text: Liz Augustat, Biovegio GmbH
Tel. 089-720188411
www.biovegio.de
Bilder: Biovegio