Inhaltsstoffe
Im Anbau dominieren die weißblühenden Sommererbsensorten. Daneben werden aus ackerbaulichen Gründen vermehrt buntblühende Wintererbsen angebaut. In Tab. 1 sind die Inhaltsstoffe weiß- und buntblühender Erbsen dargestellt. Zwischen den beiden Varietäten sind keine gerichteten Unterschiede zu erkennen. Die erheblichen Schwankungsbereiche im Nährstoffgehalt der weißblühenden Erbsen sind auf genetische (Sorten) und vor allem umweltbedingte Einflüsse (Standort, Witterung) zurückzuführen. Als wertbestimmende Nährstoffe der Erbsen können der hohe Stärkegehalt sowie der mittlere Rohproteingehalt herausgestellt werden.
Die Mineralstoffgehalte der Erbsen liegen auf ähnlichem Niveau wie beim Getreide. Erbsen sind reich an Phosphor (3,5–5,0 g/kg) aber arm an Calcium (0,6–2,0 g/kg). Der Phosphor liegt zu 40 bis 60 % in phytingebundener Form vor. Der Gehalt an verdaulichem Phosphor beträgt für das Schwein ca. 1,9 g/kg. Der Gehalt an Spurenelementen ist niedrig; deren Verwertung wird durch den hohen Phytingehalt für Schweine und Geflügel gemindert.
Futterwert
1. Energetischer Futterwert
Der energetische Futterwert der Erbse liegt für Schweine mit 13,3 mJ ME/kg knapp unter dem von Weizen (Tab. 2). Die Angaben für die MESchw-Gehalte von Erbsen weisen – ähnlich wie für andere Futtermittel – einen erheblichen Schwankungsbereich auf. Bei Verfütterung größerer Mengen sollten deshalb Inhaltsstoffuntersuchungen vorgenommen werden.
Beim Geflügel schwanken die Angaben für die AMEN-Gehalte ebenfalls in einem weiten Bereich. Es zeigt sich hierbei eine Abhängigkeit von Nutzungsrichtung (bzw. Alter) und Behandlung der Erbsen (z. B. Mahlfeinheit, Pelletierung).
Für beide Tierarten besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Sorte und ME-Gehalt. Die am Markt dominierenden weißblühende Sorten (mit niedrigem Tannin- und Ligningehalt) zeigen höhere Energiegehalte als buntblühende Sorten (wie z. B. Wintererbsen).
Untersuchungen an fistulierten Schafen belegen, dass im Pansen der Abbau von Trockenmasse bei Erbsen (geschrotet) rascher und vollständiger abläuft als bei Sojaextraktionsschrot. Insbesondere die Stärke wird in hohem Maße im Pansen abgebaut. Der energetische Futterwert der Erbse ist auch für den Wiederkäuer sehr hoch und liegt auf dem Niveau von Weizen (Tab. 2).
2. Proteinqualität und -bewertung
Im Pansen des Wiederkäuers wird das Erbsenprotein sehr rasch und nahezu vollständig abgebaut. Der Anteil des pansenbeständigen Erbsenproteins (UDP) beträgt lediglich 15 %. Die Erbse hat einen hohen Gehalt an Energie bzw. abbaubarer Stärke, der für die mikrobielle Proteinbildung im Pansen zur Verfügung steht. Daraus resultiert ein relativ hoher Wert für das nutzbare Protein (nXP). Die für die mikrobielle Proteinbildung erforderliche Stickstoffversorgung wird über die ruminale Stickstoffbilanz (RNB) beurteilt. Erbsen weisen eine positive RNB auf (Tab. 2).
Die Proteinqualität wird zunächst durch die Gehalte an essenziellen Aminosäuren bestimmt. Die Gehalte an Lysin, Methionin und Cystin, Threonin und Tryptophan sind in der Tab. 3 dokumentiert. Erbsen sind lysinreich (durchschnittlich 7,5 % im Rohprotein) und arm an den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin (durchschnittlich 2,3 % im Rohprotein). Hierbei ist besonders auf den niedrigen Methioningehalt zu achten. Die Tryptophangehalte liegen bei Erbsen ebenfalls auf niedrigem Niveau.
Die Verdaulichkeit des Erbsenproteins unterliegt dem Einfluss von Varietät, Tierart und Nutzungsrichtung (bzw. Alter). Für die Proteinversorgung von Monogastriern (Schwein und Geflügel) ist die präcaecale Verdaulichkeit (pcv) der Aminosäuren von entscheidender Bedeutung. Es kann festgestellt werden, dass die Verdaulichkeit dieser Aminosäuren im Erbsenprotein niedriger liegt als in dem Vergleichsfuttermittel ‚Sojaextraktionsschrot‘. Dies gilt insbesondere für die Aminosäuren Methionin, Cystin, Threonin und Tryptophan. Für das wachsende Geflügel liegen die Verdaulichkeitswerte der in Tab. 3 ausgewiesenen Aminosäuren höher als beim wachsenden Schwein.
Einsatzempfehlungen
Körnererbsen sind für die Fütterung landwirtschaftlicher Nutztiere gut geeignet. Die in der Literatur angegebenen Einsatzmengen variieren allerdings erheblich. Die in den zurückliegenden Jahren erzielten Fortschritte in der Pflanzenzüchtung führten zu Sorten mit verringerten Gehalten an antinutritiven Inhaltsstoffen (insbesondere Tanninen). Dies rechtfertigt die Anhebung der Einsatzmengen in der Nutztierfütterung, wie zahlreiche neuere Untersuchungen gezeigt haben.
Schweine und Geflügel
Der Tab. 4 sind die Empfehlungen zum Einsatz von Erbsen in der Schweinefütterung zu entnehmen.
Im Tragefutter von Sauen kann der maximal mögliche Anteil aus energetischen und umweltbedingten Gründen (Rohproteinreduzierung) in der Regel nicht ausgeschöpft werden.
Bei der Flüssigfütterung wird wegen des hohen Quellvermögens der Erbsen die Konsistenz des Futterbreies beeinflusst. Nach Praxiserfahrungen besteht bei Einsatzmengen von mehr als 25 % Erbsen in der Trockenfuttermischung die Gefahr, dass der Futterbrei nicht mehr pumpfähig ist.
In der Tab. 5 sind die Empfehlungen für Höchstanteile (%) an Erbsen in Alleinfuttermischungen für wichtige Nutzgeflügelarten zusammengestellt.
Rinder und Schafe
In der Literatur sind etliche Fütterungsversuche mit Milchkühen beschrieben, in denen Erbsen als alleinige oder in Kombination mit anderen Proteinträgern als Eiweißquelle genutzt wurden (Tab. 6).
Die für die Erbsen bekannten antinutritiven Substanzen sind in Bezug auf die Wiederkäuerfütterung von nachrangiger Bedeutung, da sie die Futteraufnahme nicht beeinträchtigen. Im Falle der Tannine, gerade bei den buntblühenden Erbsensorten, ist ihre Präsenz sogar für die Pansenstabilität des Proteins eher positiv zu werten. Durch eine (hydro-)thermische Behandlung (Toasten) ist einerseits eine Erhöhung des UDP-Anteils zu erwarten, andererseits jedoch kann das Toasten zu einem Aufschluss der Stärke und damit zu deren erhöhter Abbaubarkeit führen. Bei den stärkereichen Erbsen müssen die Effekte der thermischen Behandlung also gegeneinander abgewogen werden.
Fazit
Futtererbsen sind wertvolle Eiweißfuttermittel und können in der Nutztierfütterung Sojaextraktionsschrot teilweise ersetzen. In Kombination mit anderen Eiweißfuttermitteln – wie Rapsextraktionsschrot – ist in Tagesrationen für Wiederkäuer ein vollständiger Austausch auch bei hohen Leistungen möglich.
Text: Prof. Dr. Gerhard Bellof
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Fachgebiet Tierernährung
Tel. 08161-716482
gerhard.bellof@hswt.de
Bilder: SAATEN-UNION, agrar-press