I Tierische Schädlinge
Blattläuse als Schädlinge in den Erbsen
Ursachen und Symptome: Die Grüne Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum (Harris)) ist der wirtschaftlich wichtigste Schaderreger in Erbsen. Saugschäden an den Blüten führen zum Hülsenabwurf und damit zu einer verminderten Hülsenzahl. Auch das Tausendkorngewicht wird dadurch negativ beeinflusst. Der Schaden ist umso größer, je trockener und wärmer es ist. Darüber hinaus können Blattläuse das gewöhnliche Erbsenmosaik- und das Scharfe Adernmosaikvirus übertragen. Die Grüne Erbsenblattlaus infiziert sich an überwinternden virustragenden Klee- und Luzernepflanzen. Nach einem milden Winter ohne Kahlfröste werden die Blattläuse bereits sehr früh aktiv – in der Regel schon ab dem Zeitpunkt des Grünknospenstadiums (EC 51).
Bekämpfung:
- Der Bekämpfungsrichtwert von 10 bis 15 Blattläuse je Trieb spiegelt die wirtschaftliche Schadschwelle durch die Saugtätigkeit der Blattläuse wider. Ertragsverluste durch Virosen sind nur schwer über Schadschwellen zu erfassen.
- Der Zustand der Wurzeln wirkt sich auf die Attraktivität der Erbsen und damit auf die Besiedelung durch Blattläuse aus. In Schlagbereichen mit Bodenverdichtungen befallen die Blattläuse die Erbsenpflanzen z. B. schneller.
- Gezielt gegen Blattläuse zugelassen ist lediglich das Cyperkill Max® (500 g/l Cypermethrin; IRAC Einstufung 3A). Weitere Insektizide mit dem Pyrethroid Lambda-Cyhalothrin (Hunter®, Kaiso® Sorbie, Karate Zeon®, Lambda WG, Lamdex® Forte, Shock DOWN®- IRAC-Einstufung 3A) können aufgrund ihrer Zulassung gegen saugende Insekten ebenfalls zur Bekämpfung der Grünen Erbsenblattlaus eingesetzt werden.
- Die Pyrethroide Cypermethrin und Lambda-Cyhalothrin erfordern den direkten Kontakt der Blattlaus mit dem Wirkstoff.
- Versteckt sitzende Blattläuse wurden nur über die Dampfphase des Pirimicarbs erfasst. Dieses ist jedoch seit 2022 nicht mehr zugelassen. Läuse, die auf der Unterseite der Blätter sitzen können, daher nicht mehr sicher bekämpft werden.
- 2022 war zudem über eine Einzelfallgenehmigungen nach § 22 Absatz 2 bis 6 Pflanzenschutzgesetz der Einsatz von Teppeki (Flonicamid) in der Saatgutvermehrung von Erbsen zugelassen. Hier bleibt zu hoffen, dass diese Zulassung erneuert wird.
Gestreifter Blattrandkäfer (Sitona lineatus L.)
Ursachen und Symptome: Bei kühl-trockener Witterung, wenn die Erbsen langsam auflaufen und eine verhaltene Jugendentwicklung haben, kann der typische bogenförmige Fraßschaden des Blattrandkäfers („Zahnradkäfer“) an den Blättern erheblich sein. Weniger leicht zu erkennen und in der Praxis kaum beachtet wird der Schaden, den die 6 mm langen, weißen beinlosen Larven des Blattrandkäfers durch das Fressen der Knöllchenbakterien anrichten. Dieser Schaden tritt ein, wenn sich die Erbse aufgrund günstiger Witterung schnell und zügig entwickelt und somit dem Blattrandkäfer zwar „aus dem Maul wächst“, gleichzeitig aber der Schlupf der Larven beschleunigt wird. Durch die Fraßtätigkeit der Larven an den Knöllchen wird die Stickstoffversorgung der Erbsenpflanze beeinträchtigt.
Bekämpfung:
- Die Bekämpfungsentscheidung muss bereits gegen den Käfer getroffen werden, da die Larven im Boden nicht mehr erfasst werden können.
- Eine spezielle Zulassung gegen den Blattrandkäfer haben eine Reihe von Produkten mit dem Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin und das Insektizid Cyperkill Max® (Wirkstoff Cypermethrin).
Erbsenkäfer (Bruchus pisorum L.)
Ursachen und Symptome: Der Erbsenkäfer findet bei trocken-warmer Witterung ideale Vermehrungsbedingungen. Der Schaden ist auf Samen beschränkt, die ein zylindrisches Loch aufweisen. Dieses ist häufig durch einen Deckel aus Kot und Staub verschlossen, der erst im Lager aufgebrochen wird.
Die Käfer erscheinen ab der Blüte in den Feldern und legen ihre Eier auf die sich gerade bildende Hülse ab. Die ausschlüpfenden Larven bohren sich durch die Hülsenwand in den noch nicht reifen Samen. Dieser Schädling spielt vor allem in Vermehrungsbeständen und in Gebieten mit hoher Anbaudichte eine Rolle. Kontrollen sind insbesondere auf Feldern angeraten, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu vorjährigen Erbsenbeständen liegen.
Bekämpfung:
- Die Bekämpfung der Erbsenkäfer ist schwierig.
- Bei massenhaftem Auftreten reicht in Vermehrungsbeständen eine einmalige Bekämpfung mit gegen beißende Insekten zugelassenen Insektiziden (Lambda-Cyhalothrin) häufig nicht aus.
- Ausreichender Abstand zu vorjährigen Erbsenschlägen und mehrjährige Anbaupausen müssen unbedingt eingehalten werden.
- Nach einem Massenauftreten des Käfers ist eine tiefwendende bzw. wenigstens stark mischende Bodenbearbeitung angesagt. So werden die Tiere „verschüttet“.
Erbsengallmücke (Contarinia pisi Winn)
Ursachen und Symptome: Eine hohe Anbaudichte und eine gute Durchfeuchtung des Bodens im Mai mit anschließender Vorsommertrockenheit begünstigen das Massenauftreten der Erbsengallmücken.
Typisch für den Befall mit der Erbsengallmücke sind anfangs Wuchsdepressionen der Pflanze: Der Spross erscheint gestaucht, die Blütenblätter sind meist verkümmert und der Blütenkelch schwillt an. In der Folge bilden sich kaum noch Hülsen. Später fallen im Bestand blasig angeschwollene Hülsen auf, in deren Innern zahlreiche bein- und kopflose weiße bis gelbliche Larven zu finden sind. Diese üben im Gegensatz zum Erbsenwickler keine Fraßtätigkeit an den Samen aus, sondern saugen an der Hülsenwand. Die befallenen Erbsenhülsen platzen vorzeitig auf und die Larven gelangen zur Überwinterung auf den Boden. Unter trockenen Bedingungen kann die Erbsengallmücke als Puppe bis zu zwei Jahre im Boden überdauern.
Bekämpfung:
- Die gute Überdauerungsfähigkeit der Erbsengallmücke bei Trockenheit erfordert ein weites Anbauverhältnis, aber auch genügend räumlichen Abstand zu Vorjahresflächen. Mithilfe von Pheromonfallen auf Vorjahresschlägen mit Erbsen kann die Flugaktivität kontrolliert werden.
- Sorgfältige Bodenbearbeitung und bodensanierende Maßnahmen wie die Ausbringung von Kalkstickstoff reduzieren den Anteil der überdauernden Larven.
- Die chemische Bekämpfung richtet sich gegen die eiablegenden Mücken der ersten Generation mit dem Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin. Ein Nebeneffekt der Bekämpfung des Erbsenwicklers ist die Reduktion des Befalls mit der Erbsengallmücke.
Erbsenwickler (Enarmonia nigricana Fab.)
Ursachen und Symptome: Der typische Schaden offenbart sich beim Öffnen der Hülsen: angefressene und völlig zerstörte Samen, ein feines Gespinst und Kotklümpchen im Inneren der Hülse. Meist ist noch die Schädlingslarve vorhanden. Der erste Zuflug des Erbsenwicklers erfolgt häufig zur Monatswende Mai/Juni. Mit Vorliebe werden dichte, üppige Erbsenbestände angeflogen. Die Raupen schlüpfen ein bis zwei Wochen nach der Eiablage und wandern zu den Hülsen, in die sie sich rasch einbohren und an der Samenanlage fressen. Als Folgeschäden treten auf den Hülsen Schwärzepilze und Fäulniserreger auf.
Bekämpfung:
Die Bekämpfung des Erbsenwicklers ist schwierig, denn wegen des verzettelten Zufluges erfolgt die Eiablage über einen längeren Zeitraum. Witterungsbedingt kann es zu mehreren Flughöhepunkten kommen.
- Der Flug des Erbsenwicklers lässt sich mithilfe von Pheromon-fallen recht gut überwachen. Das Auftreten des Erbsenwicklers hängt stark von der Anbaukonzentration und der Nähe zu den vorjährigen Erbsenschlägen ab.
- Notwendig sind Mindestabstände von 2 bis 3 Kilometer zu vorjährigen Erbsenschlägen, die nicht immer eingehalten werden können. Vor allem spät bestellte bzw. spät blühende Sorten sind stärker betroffen, wenn die Vollblüte mit dem Hauptflug und der Eiablage des Wicklers zusammenfällt.
- Die Bekämpfungsmaßnahme muss spätestens 5 bis 7 Tage nach dem ersten Flughöhepunkt der Erbsenwickler, unmittelbar vor dem Schlupf der Larven erfolgen.
- Um eine bessere Benetzung und Haftung zu erzielen, sind die Spritzung mit Doppelflachstrahldüsen und der Zusatz von Additiven zweckmäßig. Für die Erstbehandlung ist das Lambda® WG besser geeignet als das Karate Zeon®, das den Wirkstoff unter Umständen zu langsam abgibt.
- In Befallslagen kann eine zweite Behandlung gegen Neuzuflug des Erbsenwicklers notwendig werden. Diese steht in der Regel 10 bis 12 Tage nach der ersten Behandlung an.
Insektizide fachgerecht einsetzen
Generell gibt die gegenwärtige Zulassungssituation von Insektiziden in den Erbsen keinen großen Spielraum für ihren Einsatz. Gegen Erbsenschädlinge sind nur die Wirkstoffe Lambda-Cyhalothrin und Cypermethrin aus der Gruppe der Pyrethroide zugelassen.
Wichtig ist bei der Applikation von Mitteln mit Kontakt- und Fraßwirkung die gleichmäßige Verteilung der Mittel und die gute Benetzung der Pflanzen. Feine bis mittlere Tropfengröße sind bei Luftfeuchten über 60 % groben Tropfen vorzuziehen. Die Fahrgeschwindigkeit darf nicht zu hoch sein, um die notwendige Eindringtiefe der Spritzbrühe zu gewährleiten. Als Additive kommen vor allem Superspreiter (Break-Thru®, Silwet® Gold u. ä.) in Betracht, die die Benetzung fördern. Der Einsatz von haftenden Additiven (z. B. DesignerTM) kann von Nachteil sein, wenn der Wirkstoff dadurch zu langsam abgegeben wird. Die Wirkungssicherheit der Pyrethroide ist im sauren Bereich der Spritzbrühe besser gewährleistet als im neutralen oder basischen Bereich. Dabei kann der Zusatz von versauernd wirkenden Zusätzen helfen (z. B. Zitronensäure, pH-Fix). Bei Tankmischungen mit Bor, die zu einem Anstieg des pH-Wertes in der Spritzbrühe führen, muss das Bor als letztes in den Spritztank eingefüllt werden. Alternativ kommt die Verwendung von Borsäure in Betracht.
Im Bioanbau sind Fettsäure-Kaliumsalze (Kaliseife) und Neemöl gegen Blattläuse in der Anwendung möglich. Kaliseife wird mit 200 g je 100 l Wasser angewendet. Der Wirkungsgrad liegt zwischen 30 bis 40 %, hat aber im Vergleich zum Neemöl eine längere Wirkungsdauer von 6 bis 8 Tagen. Günstige Einsatzbedingungen sind höhere Temperaturen (über 18 °C) und Licht, die zum einen die Mobilität der Blattläuse begünstigen und zum anderen die Sonneneinwirkung verstärken, unter der auch Blattläuse leiden. Neemöl hat deutlich höhere Wirkungsgrade, ist jedoch mit einer Wirkungsdauer von 1 bis 2 Tagen besser für akute Situationen geeignet.
II Pilzkrankheiten
Fuß- und Welkekrankheiten
Ursachen und Symptome: Bei zu enger Fruchtfolge, aber auch bei Bodenverdichtungen können erhebliche Schäden an den Erbsen durch bodenbürtige Pilze auftreten. Bereits nach dem Auflaufen fallen die infizierten Pflanzen durch ein verhaltenes Wachstum auf, die Blätter vergilben von unten nach oben. Die Wurzel zeigt anfangs eine bräunliche, später schwarze Färbung, die sich über die gesamte Stängelbasis ausbreitet. Der Zentralzylinder (zentralen Teil der Wurzel sowie der Sprossachse) kann dabei eine rötliche Verfärbung annehmen. Die Wurzel verfault und stirbt ab, sodass sich befallene Pflanzen leicht aus dem Boden ziehen lassen.
Zudem wird später auch ein Vergilben der Blätter mit Blattrollen beobachtet, wobei Wurzel und Stängel äußerlich noch gesund aussehen. Schneidet man die Wurzel der Länge nach auf, sind im Inneren braune, nach unten verlaufende Linien zu sehen. Es handelt sich um die als Gefäßmykose auftretende Erbsenwelke, die im Gegensatz zur Wurzelfäule oft erst in der zweiten Junihälfte auftritt. Verursacher der Fußkrankheiten ist ein Komplex an bodenbürtigen Pilzen. Dazu gehören u. a. Rhizoctonia solani, Fusarium-Arten und Pythium.
Bekämpfung:
Eine Bekämpfung von Fußkrankheiten ist seit dem Wegfall der Beize mit dem Wirkstoff Thiram 2020 nicht mehr möglich. Andere Beizen sind für den deutschen Raum nicht zugelassen.
Brennfleckenkrankheit
Ursachen und Symptome: Bei der Brennfleckenkrankheit handelt es sich um einen Erregerkomplex aus Ascochyta pisi, Mycosphaerella pinodes und Phoma medicaginis, der auch als Ascochyta-Krankheitskomplex der Erbsen beschrieben wird. Die beiden letzten Pilzarten sind neben der Brennfleckenkrankheit auch für die Halmbasiserkrankung der Erbsen verantwortlich.
Befallen werden alle Pflanzenteile der Erbse. Typisch sind die ins Gewebe eingesunkenen hellbraunen Brennflecken mit einem dunklen Rand. Gefährlicher als der Hülsen- und Blattbefall ist der Befall der Halmbasis. Sehr früher Befall führt bereits zu einem lückenhaften Aufgang. Ausgang für die Brennfleckenkrankheit ist meist infiziertes Saatgut. Ausgehend von den Samen werden an Wurzel und Stängel bereits nach geringen Regenmengen oder durch Taueinwirkung Sporen gebildet, die sich durch Wind und Wassertropfen im Bestand verbreiten. Die Erreger können über Jahre auf Pflanzenrückständen überdauern.
Bekämpfung:
- Vorbeugend sollte unbedingt einwandfreies befallsfreies Saatgut angebaut werden. Bei der amtlichen Feldbesichtigung von Vermehrungsbeständen sind Ascochyta- und Virusbefall Ausschlusskriterien für die Saatgutanerkennung.
- Das Beizmittel Wakil® XL (100 g/l Cymoxanil + 50 g/l Fludioxonil + 170 g/l Metalaxyl-M) hat derzeit keine Zulassung in Deutschland. Diese Beize wird in einem speziellen Inkrustierverfahren bzw. in Beizanlagen auf das Saatgut aufgebracht wird. Die Beizung hat aber häufig nur einen Teilerfolg, da sich der Pilz nicht selten tief in den Samen eingebrannt hat.
- Weiterhin reduzieren alle Maßnahmen, die eine schnelle Zersetzung der Pflanzenrückstände begünstigen, den Ausgangsbefall.
- Nicht zuletzt ist die Einhaltung von mindestens fünf, besser sechs Jahren Anbaupause wichtig. (Anmerkung der Redaktion: Die Empfehlungen zur generellen Anbaupause von Erbsen schwanken und reichen von 5 bis zu 10 Jahren. Es gilt aber generell: Je länger, desto sicherer – nicht nur im Hinblick auf die Leguminosenmüdigkeit, sondern eben auch im Hinblick auf pilzliche Erreger.)
- Eine gute Phosphor- und Molybdänversorgung erhöht die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegenüber den Erregern der Brennfleckenkrankheit.
- Gegen die Verbreitung der Brennfleckenkrankheit im Bestand sind Mittel mit dem Wirkstoff Azoxystrobin mit maximal zweimaliger Anwendung zugelassen (z. B. Ortiva®, Azoxystar® SC etc. mit 250 g/l Azoxystrobin; FRAC-Einstufung C3). Das Azoxstrobin wirkt protektiv und muss daher rechtzeitig, bevor der Befall ausbricht, eingesetzt werden. Bei anhaltendem Befallsdruck darf die Anschlussspritzung nicht zu spät erfolgen.
Grauschimmelkrankheit (Botrytis cinerea)
Ursachen und Symptome: Längere Durchfeuchtung des Bestandes und hohe Temperaturen begünstigen ab Ende der Blüte das Auftreten der Grauschimmelkrankheit. In den Blattachseln und an den Hülsenspitzen ist ein grauer Schimmelbelag zu finden, der sich später über die Blätter ausdehnen kann. Die eingeschränkte Blattfläche führt zu einer Minderung des TKG und damit zur Reduzierung des Ertrages. Darüber hinaus reduzieren Hülsenfäulen die Korndichte.
Bekämpfung:
- Gegen Botrytis cinerea in den Futtererbsen kann mit Chamane® (250 g/l Azoxystrobin) bei Befallsbeginn gegengesteuert werden. Die Applikation muss beim Sichtbarwerden erster Symptome erfolgen und schützt dann vor allem die noch nicht befallenen Blätter.
- Daher sind vorbeugende Maßnahmen, die die Vitalität der Pflanzen fördern, wichtig. Dazu zählt eine ausgewogene Nährstoffversorgung der Pflanzen, vor allem mit Bor, Kalzium und Schwefel.
Falscher Mehltau (Peronospora pisi)
Ursachen und Symptome: Diese Krankheit ist vor allem in feucht-kühlen Jahren häufig zu beobachten. Je früher der Befall auftritt und je langsamer die Pflanzen wachsen, desto größer ist der Schaden. Typisch für den Befall ist die Vergilbung der unteren Blätter und ein grauer Pilzrasen auf der Blattunterseite.
Bekämpfung:
Auch diese Krankheit wird mit dem Saatgut verbreitet. Darüber hinaus ist eine Überdauerung an Pflanzenresten möglich.
- Befallsfreies, gesundes Saatgut bietet bereits einen guten Schutz gegen den Erreger.
- Trotzdem ist eine fünf- bis sechsjährige Anbaupause wichtig, um einem bodenbürtigen Befall vorzubeugen.
- Darüber hinaus haben gut mit Bor und Mangan versorgte Erbsen eine höhere Toleranz gegenüber Peronospora pisi. Aktuell ist in Deutschland kein Fungizid gegen Falschen Mehltau zugelassen.
Erbsenrost (Uromyces pisisativi)
Ursachen und Symptome: Das Auftreten dieses wirtswechselnden Pilzes ist an hohe Temperaturen gebunden und deshalb erst spät in den Erbsen zu beobachten. Der Erbsenrost bildet seine ersten Sporenformen (Spermogonien und Aecidien) auf der Zypressenwolfsmilch und Eselswolfsmilch. Die Erbse dient dem Pilz als Zwischenwirt.
Bekämpfung:
- • Bei starkem Auftreten ist eine gute Einmischung des Erbsenstrohs sinnvoll.
- • Unkrautbekämpfung und Mahd der Wegränder helfen, die Wolfsmilcharten im Umfeld zu reduzieren.
- • Gegen Erbsenrost sind in Beständen zur Futter- und Saatguterzeugung Fungizide mit dem Wirkstoff Tebuconazol (250 g/l, FRAC-Einstufung C3) zugelassen. Durch den Einsatz von azoxy-
- strobinhaltigen Produkten gegen Brennfleckenkrankheit wird der Erbsenrost vorbeugend miterfasst.
- • Roste treten bei hohen Stickstoffgehalten im Gewebe stärker auf. Werden nicht genug Hülsen angesetzt, z. B. infolge der Saugtätigkeit von Blattläusen, steigt der Stickstoffgehalt im Gewebe, weil der Stickstoff nicht für die Bildung von Reserveeiweiß im Korn benötigt wird. Dadurch werden die Erbsen anfälliger für den Erbsenrost. Durch Bekämpfung von Blattläusen kann der Rostbefall eingedämmt werden.
Rapskrebs (Sclerotinia sclerotiorum)
Ursachen und Symptome: Die Futtererbse gehört wie der Winterraps zum Wirtspflanzenkreis des Erregers Sclerotinia sclerotiorum. Bei hoher Anbaukonzentration von Raps und Erbsen in einer Fruchtfolge traten in den letzten Jahren auch im Erbsenanbau Schäden auf. Nach einer frühen Infektion des Wurzelhalses durch Laufhyphen bleicht der Stängel unmittelbar über dem Boden bereits zum Zeitpunkt der Blüte aus. Diese Infektion ist nach mildem Winter und frühzeitigem Vegetationsbeginn zu beobachten. Im Stängelinneren entwickelt sich wie beim Raps ein weißes Pilzmyzel mit den typischen dunklen Sklerotien, den Dauersporen. Späte Infektionen durch Ascosporen setzen im Bereich des Hülsenansatzes an. Wechselhaftes Wetter und selbst Tau begünstigt das Hochschleudern der Ascosporen aus den Apothezien, die im zunehmenden Langtag keimen. Dauerregen vermindert dagegen das Angehen von Infektionen durch das Abwaschen der Ascosporen.
Bekämpfung:
- Einhaltung von Anbaupausen
- Zudem kommt der Einsatz von Contans® WG nach der Ernte der Wirtspflanzen von Sklerotinia sclerotiorum (Raps, Erbsen, Soja, Sonnenblumen) infrage.
- Möglich ist auch der Einsatz von Kalkstickstoff zur Bodensanierung in der Vorkultur.
- Das auch in Erbsen zugelassene Ortiva® hat eine protektive Wirkung gegen Sklerotinia.
Grundsätze der Bekämpfung von Erbsenkrankheiten
- Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Krankheiten in den Erbsen ist das Einhalten einer mindestens fünf- besser sechsjährigen Anbaupause.
- Die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegenüber Krankheiten, Schädlingen und Virosen wird durch optimale Ernährung verbessert. Blattdüngungsmaßnahmen mit Bor, Magnesium und Schwefel zum Zeitpunkt der Blüte wirkten sich in Versuchen befalls- bzw. schadmindernd und somit positiv auf den Ertrag aus.
- Daneben bietet die Beizung oder Inkrustierung der Erbsen die Möglichkeit, boden- und samenbürtige Krankheiten zu vermeiden.
- Der Einsatz von Kalkstickstoff in der Erbsenfruchtfolge wirkt bodensanierend und kann den Besatz von bodenbürtigen Krankheiten, aber auch mit im Boden überdauernden Schädlingen reduzieren.
- Die Möglichkeiten des Fungizideinsatzes sind begrenzt. Zugelassen sind in Erbsen nur Produkte mit den Wirkstoffen Tebuconazol und Azoxystrobin. Das Ortiva® hat nur eine protektive Wirkung. Wenn ein Befall bereits eingetreten ist, kann dadurch nur noch die weitere Ausbreitung auf nicht befallene Pflanzen bzw. Pflanzenteile vermieden werden.
III Unkrautbekämpfung
Je nach Frühjahrsbedingungen dauert es zwei (bei warmer) bis fünf (bei nasskalter Witterung) Wochen, bis die Futtererbsen aufgelaufen sind. Bis zum Reihenschluss der Erbsenbestände vergehen weitere drei bis vier Wochen. Das bietet einer Reihe von Unkräutern und Ungräsern Wettbewerbsvorteile, die die Erbse nicht mehr aufholen kann. Das führt dann letztlich auch zu Ertragsausfällen und Ernteproblemen.
Im Vorauflauf dürfen Clomazone (Centium® 36 CS, WSSA 13), Prosulfocarb (Boxer®, WSSA 15), Aclonifen (Bandur®, WSSA 32), Dimethenamid-P (Spectrum Plus®, WSSA 15) und Pendimethalin (Stomp® Aqua, WSSA 3) eingesetzt werden. Das Centium® hat bei stärkerem Klettenlabkraut- und Windenknöterichdruck Vorteile gegenüber Boxer® und Bandur®. Wichtig für die sichere Wirkung der Herbizidmaßnahmen im Vorauflauf ist der Zustand des Bodens, der nur gut abgesetzt, mit glatter Oberfläche und ohne grobe Kluten einen lückenlosen Herbizidfilm ermöglicht. Vorauflaufmittel dürfen für einen gleichmäßigen Wirkstoffbelag nicht zu grobtropfig ausgebracht werden. In den letzten Jahren zeigte sich immer wieder, dass neben der Bodenoberfläche auch die Bodenfeuchte von Bedeutung ist. Eine für die Herbizidwirkung ausreichende Bodenfeuchtigkeit ist gegeben, wenn die Bodenoberfläche über Nacht dunkel wird. Ansonsten werden Niederschläge für die Bodenherbizidwirkung benötigt, damit der Wirkstoff in Wirkung geht. Je nach Wirkstoff ist der Anspruch an die Bodenfeuchte höher (Pendimethalin) oder niedriger (Aclonifen).
Als einzige Mittel im Nachauflauf sind nur Stomp® Aqua und Spectrum® Plus gegen dikotyle und FOP- sowie DIM-Mittel gegen Gräser zugelassen.
Tab. 2 und 3 enthalten eine Auswahl an Herbiziden für den Einsatz im Vorauflauf, im Nachauflauf und deren Wirkungsspektrum. Tankmischungen sind möglich bzw. sinnvoll, um Lücken in der Wirkung zu ergänzen (Stand Juli 2023, bitte erfragen Sie ggf. den aktuellen Zulassungsstand bei Ihren Pflanzenschutzamt).
N.U. Agrar GmbH
k.fischer@nu-agrar.de
Tel. 039453-639657
Bilder: Landpixel, M. Lenz/RP-Gießen, N.U. Agrar, SAATEN-UNION, Norddeutsche Pflanzenzucht; agrarpress