Den vielen Vorteilen des Erbsenanbaues stehen verschiedene Risiken gegenüber. Die Erträge der Körnererbsen schwanken relativ stark, sodass die Wirtschaftlichkeit in einzelnen Jahren nicht immer gegeben ist. Zwar fängt der hohe Vorfruchtwert und die damit einhergehenden positiven Ertragseffekte auf Nachfolgekulturen viel auf, aber in ausgesprochen schlechten Jahren kann es – wirtschaftlich gesehen – trotzdem eng werden.
Standortansprüche
Erbsen bevorzugen leichte bis mittelschwere, lockere Böden mit neutralem bis schwach saurem pH-Wert. Ungünstig sind verdichtete oder staunasse Böden. Obwohl sie insgesamt mit Trockenheit besser zurechtkommen als Ackerbohnen, benötigen sie doch speziell zur Blüte ausreichend Wasser. Trockene Bedingungen zur Abreife sowie ebene und steinarme Böden begünstigen die Ernte. Neben Sommererbsen ist in vielen Regionen Deutschlands die Saat von Wintererbsen möglich. Die Frosttoleranz der Wintererbsen liegt bei ca. -10 °C und wird von vielen Faktoren wie Saattermin, Saattiefe und einer ausreichenden Abhärtung beeinflusst.
Regionen mit häufigen Kahlfrösten bringen ein zu hohes Auswinterungsrisiko mit und eignen sich daher für Winterleguminosen nicht.
Sortenwahl
Aufgrund von samenbürtigen Krankheiten (z. B. Ascochyta) muss auf eine gute Saatgutqualität geachtet werden. Halbblattlose, weißblühende tanninfreie Erbsen sind zur Körnernutzung am besten geeignet. In der Praxis werden auch buntblühende, bitterstoffhaltige Typen zum Korndrusch angebaut.
Fruchtfolge
Für den langfristig erfolgreichen Anbau ist die richtige Einordnung in die Fruchtfolge wichtig. Erbsen sind mit sich selbst unverträglich: Bei zu häufigem Anbau von Erbsen auf derselben Fläche nehmen diverse Krankheiten zu, die Leistungsfähigkeit geht zurück und schlimmstenfalls kommt es zur Leguminosenmüdigkeit. Ein weiterer Anbau ist dann nicht mehr möglich. Daher ist es sehr wichtig, eine ausreichende Anbaupause von mindestens 7–10 Jahren einzuhalten und diese auch bei einem Einsatz von Zwischenfruchtmischungen und dem Anbau von Gemengen zu beachten.
Körnererbsen können zu Beginn ihrer Entwicklung nur wenig unerwünschte Beipflanzen unterdrücken. Als Vorfrucht empfiehlt sich bei halbblattlosen Erbsen daher eine beikrautunterdrückende Kultur (z. B. Wintergetreide). Als Körnerleguminose fixieren Erbsen Luftstickstoff, weshalb stickstoffzehrendeVorfrüchte daher zu bevorzugen sind. Da der gebundene Stickstoff der Folgefrucht zur Verfügung steht, macht es Sinn, N-zehrende Marktfrüchte wie Wintergetreide und Zuckerrüben nach Erbsen anzubauen. Nach der Ernte besteht beim Anbau in Reinsaat eine erhöhte Auswaschungsgefahr von Stickstoff. Der N-Saldo (Abfuhr minus Fixierleistung) ist häufig im neutralen Bereich, da mit den Körnern große Mengen Stickstoff abgefahren werden.
Gemengeanbau
Körnererbsen können gut im Gemenge mit Getreide angebaut werden. Vorteile sind u. a. eine bessere Beikrautunterdrückung und eine erhöhte Standfestigkeit.
Bodenbearbeitung
Erbsen reagieren empfindlich auf Bodenstrukturmängel wie Verdichtung und Verschlämmung. Die Pflugfurche und die Saatbettbereitung sollten bei trockenen Bedingungen durchgeführt werden, um Schmierschichten mit der möglichen Folge von Wassermangel und Kümmerwuchs zu vermeiden.
Aussaat
Die Saat sollte bei guten Bedingungen möglichst früh zwischen Mitte März bis Ende April erfolgen. Der hohe Keimwasserbedarf kann so am besten gedeckt werden. Die Saatstärke liegt in Reinsaat bei 80–90 keimfähigen Körnern/m². Die Saattiefe sollte mindestens 4–6 cm auf mittelschweren Böden und 6–8 cm auf leichten Böden betragen. Je höher die Bodenfeuchte bzw. die Niederschlagsmenge ist, desto geringer kann die Saattiefe gewählt werden.
Auf eine gleichmäßige Ablage der Körner ist zu achten. Auf zu nasse Bedingungen bei der Aussaat reagieren die Erbsen mit schlechterem Wachstum und verminderten Erträgen.
Düngung/Nährstoffabfuhr
Durch die Fixierung von Luftstickstoff ist keine N-Düngung notwendig. Auch auf eine Schwefeldüngung kann zumeist verzichtet werden. Erbsen benötigen eine größere Menge an Phosphor und Kalium sowie eine mittlere Menge an Magnesium. Die Nährstoffabfuhr je dt Kornertrag beträgt 1,1 kg P2O5, 1,4 kg K20 und 0,2 kg MgO.
Beikrautregulierung
Aufgrund einer erhöhten Verunkrautungsgefahr muss die Beikrautregulierung besonders sorgfältig durchgeführt werden, denn Erbsen sind aufgrund der langsamen Jugendentwicklung wenig konkurrenzstark. Vor dem Auflaufen kann das Beikraut, bis der Spross zur Oberfläche wächst, durch Blindstriegeln reguliert werden. Im Nachauflauf kann ab der Entwicklung des dritten Blattes bis zum Verranken der Pflanzen mehrmals gestriegelt oder gehackt werden.
Ernte
Körnererbsen sind i. d. R. Ende Juli bis in der ersten Augusthälfte erntereif. Die optimale Kornfeuchte liegt zwischen 15 und 18 %. Buntblühende Sorten reifen 1–2 Wochen später ab als weißblühende.
Die Hülsen der Körnererbsen neigen dazu, aufzuplatzen – man sollte also den optimalen Erntezeitpunkt nicht verpassen. Das Erntefenster von Erbsen ist kürzer als das von Getreide. Bei großer Hitze sollte vormittags oder abends gedroschen werden, um Ausfallverluste zu vermeiden. Das Schneidwerk des Mähdreschers sollte mit einem Ährenheber und Seitenmessern ausgestattet sein. Zur Vermeidung von Kornverletzungen und Bruchkorn ist die Trommeldrehzahl gering zu halten und der Dreschkorb weit zu öffnen. Das Gebläse sollte stark eingestellt werden. Liegen die Kornfeuchten höher als 18 %, erschwert sich einerseits der Drusch, andererseits muss nachgetrocknet werden, was zu hohen Trocknungskosten führt. Bei Kornfeuchten unter 15 % ist das Korn zu trocken und der Bruchkornanteil erhöht sich. Bei Vermehrungsbeständen ist auf geringe Fallhöhen beim Abtanken des Dreschers und der Einlagerung in Silos zu achten.
Aufbereitung und Lagerung
Bei 16–18 % Kornfeuchte kann das Erntegut kurzfristig gelagert und gereinigt werden. Zur langfristigen Lagerung sollte es jedoch einen Feuchtegehalt von 12–14 % haben.
Der Text basiert mit freundlicher Genehmigung der LfL auf:
Anbautelegramm Erbsen – ökologisch
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft,
Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau
von: Andrea Winterling, Peer Urbatzka
Bilder: SAATEN-UNION