Ökologischer Landbau
Praxisreportage: „Warum machst Du nicht einfach Bio?“
Mit dieser Frage eines Nachbarn fiel bei Werner Klemme die Entscheidung für den ökologischen Landbau. Der Ackerbauer berichtet über Erfahrungen in der Betriebsumstellung. Ungewöhnlich dabei: Er wirtschaftet ohne Pflug und ohne Tierhaltung. Kann das funktionieren?
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Werner Klemme musste schon lange vor der Umstellung auf Bio pfluglos arbeiten, um der Erosion an Hanglagen entgegenzuwirken. Die Fruchtfolgeerweiterung auf seinem Betrieb war ebenfalls zunächst nicht dem Bio-gedanken geschuldet, sondern erfolgte, weil enge Fruchtfolgen zu ackerbaulichen Problemen führten und in einem verregneten Herbst eine Bestellung mit Winterungen nicht möglich war. Der „Notnagel“ Ackerbohne erwies sich als so positiv für die nachfolgende Wintergerste, dass die Ackerbohne in der Fruchtfolge blieb.
Die weiteren Vorteile einer Sommerung: Arbeitsspitzen können weiter entzerrt werden, in der Erntezeit und bei der Herbstbestellung. Zudem steigt die Flexibilität bei Auswinterungen, weil man Sommerungen leicht integrieren kann.
Die Nachteile der Sommerungen sind aber auch klar: Der Absatz ist schwieriger, die Erträge schwanken und der Handel ist während der Erntezeit nicht auf die Aufnahme von Sommerungen ausgerichtet. Daher hat der betrieb die Lagerung ausgebaut, um bis Neujahr einlagern zu können.
Und eine wichtige Erkenntnis ist: „Pfluglos ohne Zwischenfrüchte funktioniert nicht!“ Zwischenfrüchte haben daher ihren festen Platz nach Wintergetreide, um Unkräuter und Ausfallgetreide zu unterdrücken und den Humusaufbau zu fördern. Wichtig ist aber, die Zwischenfrucht wie eine Hauptkultur zu bestellen.
Da die Fruchtfolge ohnehin sehr weit ist, war es zur Umstellung auf Bio nur noch ein kleiner Schritt. Der Vorteil ist, dass nun auch typische Biokulturen, für die es einen Biomarkt gibt, in die Fruchtfolge aufgenommen werden können, wie Öllein, Mohn, Senf, Iberischen Drachenkopf und Chia.
Ein Riesenproblem ist die fehlende Tierhaltung bzw. die nicht vorhandene Verwertungsmöglichkeit für Klee- oder Luzernengras, das gut Nährstoffe in den Boden bringen würde. Der Kompromiss – eine Rotkleevermehrung mit Frühjahrs- und Herbstschnitt - funktioniert wegen der zunehmenden Ampferproblematik nur eingeschränkt.
Wenn sich hier keine Lösung findet, wird die Umstellung auf Bio nicht möglich sein. Der Betriebsleiter könnte sich auch eine „hybride Landwirtschaft“ gut vorstellen: Pflanzenschutz nur als „Notbremse“ und ansonsten weite Fruchtfolgen und Zwischenfruchtanbau, denn damit sind die meisten Probleme in den Griff z bekommen.