Winterweizen
Beregnung - wann lohnt sich das kühle Nass?
Auf den zurzeit volatilen Rohstoffmärkten sind nicht nur die Kosten für Dünger massiv gestiegen, sondern auch die Preise für viele landwirtschaftliche Erzeugnisse. Lohnt es sich nun, in die Beregnung einzusteigen, wo rechnet sich eine Beregnung und welche Kulturen sollten bevorzugt beregnet werden? Henning Gödeke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, bringt Licht ins Dunkel.
Schnell gelesen (Kurzfassung):
Aufgrund des Klimawandels haben wir sowohl mit einer höheren Durchschnittstemperatur und einer höheren Verdunstung als auch mit stabileren Großwetterlagen, bei denen wochenlang kein Niederschlag fällt, zu tun. Auch wird die absolute Niederschlagsmenge im Sommerhalbjahr tendenziell geringer und der Niederschlag verlagert sich vielerorts in die Wintermonate. Eine gute Bodenstruktur zur Speicherung der Niederschläge wird jetzt immer wichtiger.
Beregnungsbedürftigkeit ist sehr unterschiedlich
Man unterscheidet zwischen Beregnungswürdigkeit und Beregnungsdürftigkeit einer Kulturart. Beregnungsbedürftig ist eine Kultur, wenn sich durch Zusatzwassergaben Mehrerträge erzielen lassen. Beregnungswürdig ist sie, wenn die Erlöse durch die Mehrerträge die Mehrkosten der Beregnung übersteigen. Ackerkulturen sind sehr unterschiedlich beregnungsbedürftig sowie beregnungswürdig und reagieren in der Ertragsleistung auf eine Beregnung sehr unterschiedlich. So zeigen sich in den zugrundeliegenden versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen bei der Beregnung des Winterroggens zwar Mehrerträge von 15 %, die Mehrerlöse machten die Zusatzkosten durch den Beregnungseinsatz allerdings in der Vergangenheit nicht wett. Die Beregnung der Kartoffel ist hingegen fast immer sehr wirtschaftlich. Die anderen untersuchten Ackerkulturen befinden sich hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit dazwischen.
Besonders gering fiel die Reaktion auf eine Beregnung beim Raps aus. In extremen Trockenjahren wie 2018 waren jedoch alle Kulturen ohne Beregnung gleichermaßen von Ertragseinbrüchen betroffen.
Reduzierte Beregnung: bei trockentoleranten Kulturen ausreichend
Auch durch eine reduzierte Beregnung können die Ertragsverluste im Vergleich zur unberegneten Kontrolle in allen Kulturen deutlich verringert werden. Dabei wurden ca. 300 bis 500 m3 Wasser je ha eingespart. Allerdings erreichten die Erträge meistens nicht das Niveau der optimal beregneten Varianten.
Die Versuche zeigten, dass Raps, Roggen und Zuckerrübe relativ trockenheitstolerante Kulturen sind, die den Wasservorrat des Bodens sehr gut ausnutzen und in Ertrag umsetzen können.
Für die Beregnungswürdigkeit sehr wichtig: Marktpreise, Kosten und Qualitäten
Für die wirtschaftlichen Auswirkungen der unterschiedlichen Intensitäten bei der Beregnung sind neben der Wassereffizienz auch die Preis- und Kostensituation sowie die Verwertungsrichtung mit den jeweiligen Qualitätserfordernissen zu berücksichtigen. Letzteres spielt vor allem bei Kartoffeln und Braugerste eine wichtige Rolle. Wenn nur begrenzte Wassermengen oder technische Kapazitäten für die Bewässerung zur Verfügung stehen, muss sich die Reihenfolge der Kulturen nach ihrer Beregnungswürdigkeit richten. Aus den Versuchsergebnissen der Landwirtschaftskammer ergibt sich daraus folgende Reihenfolge:
Kartoffel > Braugerste, Winterweizen > Wintergerste > Silomais, Raps > Zuckerrübe, Roggen
Optimierung der Beregnungseffizienz
Für eine optimale Beregnungseffizienz spielen der Zeitpunkt der Maßnahme, Temperatur, Bewölkungsintensität und Entwicklungsstadium eine wichtige Rolle. Die Wasserversorgung muss besonders in den ertragssensiblen Entwicklungsphasen stimmen. Daneben sind aber auch vorliegende Verdunstungsintensität bei der Bemessung und Terminierung der Beregnung zu beachten.