1. Unkraut- und Ungrasbekämpfung
Viele sehen die Ackerbohne als DIE Lösung gegen Ackerfuchsschwanz. Ganz so einfach ist das leider nicht. Ohne grundlegende vorher durchgeführte Maßnahmen ist die spät reihenschließende Pflanze, im Gegensatz zu Sommergerste und Hafer, nicht die bevorzugte Kultur auf stark verseuchten Ackerfuchsschwanzflächen. Unbestritten ist sicherlich der positive Effekt „Sommerung“: Man nutzt also die Zeit bis zur Aussaat zum Auflauf des Samenpotenzials, es folgt die Grundbodenbearbeitung, die Fläche wird saatfertig gemacht und vor dem Drillen kommt Glyphosat zum Einsatz (in ausreichender Aufwandmenge!). Ohne neue Bodenbearbeitung wird dann die Ackerbohne auf die gewünschte Saattiefe – ideal sind 6–10 cm – eingeschlitzt. Wichtig ist, dass die entstandenen Schlitze wieder geschlossen werden können, da sonst aus diesen nach erfolgtem Lichtreiz neue Ackerfuchsschwanzpflanzen auflaufen. Die Kunst ist, das Saatkorn ohne Reinschmieren an die feuchte Bodenschicht gleichmäßig abzulegen. Trotz ihres großen Saatkorns benötigt sie ein gut abgetrocknetes Saatbett.
Nachdem die Ackerbohne aufgelaufen ist, kann der Ackerfuchsschwanz nur noch eingeschränkt bekämpft werden. Die mögliche Nachbehandlung mit DIM-Wirkstoffen bringt keinerlei Entlastung in der Rapsfruchtfolge (Resistenzvermeidungsstrategie) und sollte nur als Notmaßnahme gesehen werden.
Die Herbizid-Maßnahme muss im Vorauflauf erfolgen, Unkräuter können im Nachauflauf nicht mehr bekämpft werden. Aufgrund des späten Reihenschlusses hilft die Kultur anfänglich bei der Unkrautunterdrückung nicht mit.
Die Wirkstoffauswahl und die Aufwandmenge richten sich vorrangig nach den Fragen:
1. Ist es ein Ackerfuchsschwanz-Standort?
2. Ist mit hohem Ausfallrapsbesatz zu rechnen?
Sind beide Pflanzen vorhanden, sollte der Wirkstoff Aclonifen eingesetzt werden. Ausfallraps ist ausschließlich mit Aclonifen bekämpfbar. Bandur® (Wirkstoff Aclonifen) hat die Auflage NW 800, der Einsatz auf dränierten Flächen ist also erst ab dem 16. März möglich. Novitron® DamTec enthält ebenfalls Aclonifen, aufgrund der geringen Wirkstoffmenge, hat dieses Produkt aber keine Dränauflage. Bodenfeuchtigkeit ist für die Wirkung der Bodenherbizide entscheidend. Zu beachten ist, dass der Einsatz von Bandur® in Kombination mit stärkeren Niederschlägen zu einer Weißfärbung der Ackerbohnen führen kann, wenn der Wirkstoff in den Keimhorizont eingewaschen wird.
Sollen die Leguminosen als Ökologische Vorrangflächen angerechnet werden, dürfen sie nicht mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden! Es besteht dann die Möglichkeit der mechanischen Unkrautbekämpfung mittels Striegel und Hacke. Beim Striegeln müssen trockene Bedingungen herrschen. Die erste Maßnahme ist das sogenannte Blindstriegeln vor dem Auflaufen der Kultur. Ziel ist es, die Unkräuter im sogenannten Fädchenstadium (ES 00-09) zu beseitigen. Alle weiteren Striegelmaßnahmen sind ein Balanceakt zwischen Keimreizbildung einerseits und Pflanzenbeseitigung andererseits. Die Folgewitterung, besonders Regen, hat daher einen entscheidenden Einfluss.
2. Krankheiten und ihre Bekämpfung
Ackerbohnen können neben Fußkrankheiten auch von Blattkrankheiten, wie z. B. Schokoladenfleckenkrankheit (Botrytis fabae), Ackerbohnenrost (Uromyces fabae), Brennfleckenkrankheit (Ascochyta fabae) oder Falschem Mehltau (Peronospora viciae) befallen werden (s. Übersicht 2). Die Befallshäufigkeit und Befallsstärke ist stark witterungsabhängig. Oft tritt ein relevanter Krankheitsbefall erst spät ab Beginn der Blüte auf. Der Zeitraum bis zur Druschreife ist dann noch relativ lang. Besonders die Schokoladenfleckenkrankheit kann bei günstigen Witterungsbedingungen einen schnellen Verlauf nehmen und bis zum totalen Blattverlust führen. Deshalb sollte der Einsatz von Fungiziden in der Ackerbohne nicht zu früh erfolgen, sondern erst nach dem Erscheinen erster Symptome. Nach einer längeren Trockenphase löst Niederschlag dann die Infektion aus. Um Verluste durch Durchfahrten zu vermeiden, liegt der letztmögliche Behandlungszeitpunkt zum Ende der Blüte.
Mit Azoxystrobin und Tebuconazol stehen zwei Wirkstoffe zur Verfügung. Bei einem Einsatz zum Ende der Blühphase, sollte die Mischung der jeweils halben Aufwandmenge von Folicur® und Ortiva® bevorzugt werden, da höhere Strobilorin-Mengen die Abreife verzögern.
3. Schädliche Insekten
Spätestens ab Beginn der Blüte ist die Ackerbohne ein Elderado für eine Vielzahl von Insekten – und nur die wenigsten sind Schädlinge. Blattläuse gehören aber zweifelsohne dazu, besonders wegen der Übertragung von ertragsrelevanten Virosen.
Ein „offenes Auge“ sollte man für die Grüne Erbsenblattlaus haben, die sehr mobil ist und daher sehr effektiv relevante Viren wie PEMV und PNYDV (Nanovirus) überträgt. Es ist nicht ganz einfach, den Zuflug festzustellen, denn die Tiere sind aufgrund ihrer Farbe nur sehr schwer zu erkennen. Am besten klopft man Pflanzen in eine Gelbschale ab. Infizierte Pflanzen werden gelb, bleiben im Wuchs zurück und bringen weniger Ertrag.
Die Schwarze Bohnenlaus kann durch Saugen und den daraus resultierenden Wuchsdepressionen bis hin zum Absterben von Blättern und stark befallenen Trieben zu starken Ertragsverlusten führen. Es kommt zum Taubbleiben der Blüten und Verkümmerung der Früchte. Die Überwinterung dieser Blattlausart erfolgt als Ei auf Pfaffenhütchen und Schneeball. Ab Ende Mai setzt die aus den Eiern schlüpfende Stammmutter lebende Junge ab. Da die Schwarze Bohnenlaus nicht so mobil ist, werden häufig sogenannte „Opferpflanzen“ kolonieartig besiedelt. Nur bei trockenem, warmem Wetter kommt es zu einer explosionsartigen Massenvermehrung.
Der Buchtenfraß an den Blatträndern, verursacht durch den Blattrandkäfer, wirkt im ersten Moment sehr dramatisch. Das eigentliche Problem stellen aber die sich im Boden entwickelnden 6–7 mm langen weißlichen Larven dar. Diese fressen an den Knöllchenbakterien und sind nicht bekämpfbar. Bei starkem Befall ist diese Plünderung der Knöllchen oberirdisch an Stickstoffmangelsymptomen (Vergilbungserscheinungen) sichtbar. Die Käfer erscheinen im März/April aus ihren Winterquartieren, die Eiablage erfolgt auf dem Boden. Die geschlüpften Larven haben auf dem Weg zu den Knöllchen im Boden bei Trockenheit eine hohe Sterblichkeit. Somit kann man keinen direkten Rückschluss von Blatt- zu Knöllchenschaden ziehen.
Die Bekämpfungsschwelle von 50 % befallenen Pflanzen wird in der Regel immer erreicht. Trotzdem ist ein Insektizideinsatz nur bei Starkbefall, einhergehend mit günstigen Bedingungen (Wärme und Bodenfeuchtigkeit), notwendig.
Der Ackerbohnenkäfer ist vor allem ein Problem für die Vermarktung (Löcher und z. T. noch lebende Käfer in der Bohne). Nach der Eiablage auf den Hülsen, ab ca. Mitte Juni, bohren sich die geschlüpften Larven durch die Hülsen in die Bohnen. Dort entwickelt sich die Larve, bohrt sich zum Zeitpunkt der Ernte als erwachsener Käfer aus und hinterlässt somit riesige Löcher. Die Bohnen sind nach wie vor keimfähig. In vielen Versuchen wurden keine messbaren Behandlungserfolge mit Pyrethroiden erzielt. Hohe Mobilität und der lange Aktionszeitraum bieten keinen richtigen Spritztermin.
Pyrethroide bewusst einsetzen
Ackerbohnen sind aufgrund ihrer langen Blühdauer und der Honigtaubildung durch Blattläuse eine gute Trachtpflanze für Bienen und Hummeln. Es sollten daher nur bienenungefährliche Mittel eingesetzt werden. Achtung: Die Kombination von Folicur® (Azol) mit beispielsweise Karate-Zeon® (Pyrethroid) ist bienengefährlich (B2), d. h. Einsatz an blühenden Pflanzen nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23:00 Uhr erlaubt! Generell sollen auch bienenungefährliche Insektizide zum Schutz von Wildbienen und Bestäuberinsekten nur abends ausgebracht werden (NN410).
Neben Bienen und Hummeln besucht auch eine Vielzahl von Nützlingen, wie Marienkäfer, Schwebfliegen, Florfliegen und Schlupfwespen die Ackerbohnen – daher ist ein Pyrethroideinsatz kontraproduktiv.
Fazit
Die Ackerbohne ist eine wertvolle Bereicherung der Fruchtfolge und kommt mit einer geringen Pflanzenschutzintensität aus. Meist ist der Fungizideinsatz die wichtigste Maßnahme Pflanzenschutzmaßnahme. Vorsicht ist geboten bei der Bekämpfung von Schädlingen. Der Fokus liegt auf der Blattlausbekämpfung/Virusvermeidung. Allerdings darf die Ackerbohne nicht zur Spritzkultur verkommen, denn dann büßt sie einen Großteil ihrer Vorzüge ein.