Aktuelle Ausgabe 01/2024

Ausgaben

Sonderausgaben

Themen

Abonnement

Impressum

Datenschutzerklärung

Cookie-Einstellungen

Ist die Mutterkorn-Einstufung realitätsnah?

Die Benotung einer Roggensorte durch das Bundessortenamt hinsichtlich ihrer Anfälligkeit für Mutterkorn ist oft bei der Sortenwahl ein wichtiges Kriterium. Aber wie realitätsnah sind diese Noten? Ergebnisse der Landessortenversuche aus Deutschland und Polen lassen Produktmanager Daniel Husmann zweifeln.

Schnell gelesen (Kurzfassung):

Von allen Getreidearten wird der Roggen besonders häufig vom Pilz Claviceps pupurea befallen. In Deutschland werden Roggensorten vom Bundessortenamt im Wertprüfungsverfahren auf ihre Mutterkornanfälligkeit geprüft und entsprechend benotet (1=gering anfällig, 9=extrem anfällig). Anders als in den Landessortenversuchen wird in der Wertprüfung eine künstliche Inokulation (Impfung) durchgeführt.

Vergleicht man die Ergebnisse der Landessortenversuche – ohne künstliche Impfung – mit den Versuchen der Wertprüfung – mit künstlicher Impfung – zeigen viele Sorten ein völlig unterschiedliches Infektionsverhalten. Auch Ergebnisse aus offiziellen Versuchen in Polen, die den deutschen Landessortenversuchen entsprechen, zeigen dies.

Unter praxisnahen Infektionsbedingungen, das zeigt dieser mehrjährige Vergleich deutlich – kann es jede Sorte mal treffen. Denn entscheidend ist vor allen die Witterung zur Blüte des Roggens.

Bei der Anlayse dieser offiziellen Versuchsergebnisse stellt sich die Frage, ob die Benotung durch das Bundessortenamt basierend auf der künstlichen Inokulation überhaupt gerechtfertigt ist.

Obwohl die Witterung der alles entscheidende Faktor ist, bleiben doch einige Dinge, mit denen man in der Praxis den Mutterkornbefall beeinflussen kann:

  • NIEMALS während der Blüte beregnen!
  • Ziel: Etablierung gleichmäßiger Bestände mit gleichmäßiger Blüte – kein Zwiewuchs und Bildung von Nachschossern: Saatstärke, -tiefe, Reihenabstand, Bestandesdichte etc. anpassen
  • Kontrolle der Wirte: z. B. Weidelgräser, Getreide etc.
  • Verwendung von Z-Saatgut: Saatgut ist frei von Mutterkorn - im Gegensatz zu selbst produziertem Saatgut
  • Pflege von Brachen und Feldränder
  • Vermeidung enger Roggenfruchtfolgen
  • Keine Mulchsaat nach Getreidevorfrucht
  • Gegebenenfalls eine partielle Ernte in Erwägung ziehen – Separierung der Schläge nach Befallsdruck

Zurzeit unternimmt die Züchtung große Anstrengungen, vollstäubende Hybridroggensorten zu züchten, um eine effektive Mutterkornabwehr sortenseitig zu erreichen.

Bis dahin stellt auch die Einmischung von Populationsroggen eine effektive Mutterkornabwehr dar. Sollte es jedoch zu einem Befall gekommen sein, müssen betroffene Partien von der Erfassungsstufe mit Farbauslesern gereinigt werden.


Stand: 17.10.2019