Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Frühjahrsbestellung 2023 – das ist zu beachten!

Sommerkulturen haben durch ihre kurze Entwicklungszeit einen hohen Anspruch an eine gute und schnell in die Tiefe durchwurzelbare Bodenstruktur. Diese kann und muss durch die Vorfrüchte bzw. Zwischenfrüchte und ein gutes Ernterückstandsmanagement im Vorfeld ermöglicht werden. Dr. Ute Kropf, Fachhochschule Kiel, gibt Tipps für eine optimale Aussaat als Basis vitaler Bestände.

Sommergetreide

So früh wie möglich in den Boden

Sommergetreide, welches im Kurztag (vor dem 20. März) aufläuft, kann noch vitale Seitentriebe und mehr Wurzelverzweigungen bilden. Auch der Haupttrieb und die frühen Nebentriebe haben dann mehr Zeit für die Entwicklung und bilden größere Ähren aus. Eine frühe Aussaat und zügige Etablierung der Wurzeln ist beim Sommergetreide die Grundlage guter Erträge.

Während Weizen und Hafer sehr kältetolerant sind und bereits ab Mitte Februar gedrillt werden können, ist Gerste kälteempfindlicher und verträgt keine tieferen Nachtfröste. Bestände, die erst ab Anfang April auflaufen, haben nur eine kurze Bestockungs- und Ährendifferenzierungsphase. Die höhere Saatstärke kann fehlende Seitentriebe nur bedingt ausgleichen. Selbst bei einem engen Reihenabstand von 12 cm können sich in allen Sommergetreidekulturen nicht mehr als 320 bis 350 gut verteilte (!) Pflanzen/m2 etablieren, da bei höherer Saatstärke die Konkurrenz zwischen den Pflanzen zu hoch ist. Spätsaaten nutzen durch eine zu geringe Ähren- bzw. Rispendichte und schlechtere Ähren- bzw. Rispenausbildung das Ertragspotenzial nicht aus.

Frühe Saat erfordert eine frühe Bodenbearbeitung. Nach einem nassen Winter trocknen Böden bei weniger als 1 mm Verdunstung pro Tag nur sehr langsam ab. Die Abtrocknung kann durch ein oder zwei Lockerungsgänge (Oberflächenvergrößerung) beschleunigt werden. Auffällig ist, dass einige Ackerflächen immer nasser sind als andere und langsamer abtrocknen. Hier sollte nach den Ursachen gesucht werden, um diese mittelfristig zu beseitigen (z. B. defekte Drainage) oder zu verhindern (z. B. Schadverdichtungen, Arbeitshorizonte). Häufig sind die Ursachen komplexer und nicht so schnell abzustellen: Kalkverlust, langjähriges Wirtschaften ohne organische Düngung, wiederholte Tiefenlockerung bzw. ungenügende Rückverfestigung in Verbindung mit perkolierenden (durchlaufenden) Niederschlägen.

Frühe Saat erfordert eine intakte Bodenstruktur, ebene Bodenoberfläche und gut einzuarbeitende und nicht verunkrautete Zwischenfruchtbestände. Gehen wir zunächst von diesem Idealfall aus. Oberflächig angefrorener Boden kann für eine frühe Aussaat von Weizen genutzt werden. Er ist tragfähig und der darunterliegende, nicht gefrorene Boden lässt sich mit den schmalen Scharen eines Grubbers aufziehen. Ist er noch zu feucht, kann er durch einen ersten flacheren Arbeitsgang einige Tage ablüften, bevor der Wurzelraum tiefer bearbeitet wird. Der Zugkraftbedarf und die Materialbelastung sind bei einer Frostbearbeitung deutlich höher: Daher sollte man langsamer fahren und eher den schmaleren oder robusteren Grubber wählen. Auch eine Pflugfurche ist möglich, bedarf aber einer tiefen und schneidenden Rückverfestigung (Ringpacker), da der Boden keine Zeit zum Setzen hat. Bei der Saatbettbereitung sollte genug feinkrümeliger Boden vorhanden sein, um die 2 cm tief abgelegte Saat zu bedecken. Auch Hafer kann nach einer Frostbearbeitung bestellt werden.


Ackerbohnen & Körnererbsen

Auch Ackerbohnen können ab Ende Februar gelegt werden. Ihre Pfahlwurzeln benötigen eine gut durchwurzelbare Struktur, vor allem auch eine durchwurzelbare Pflugsohle. Dazu reicht die tiefe senkrechte Vorarbeit eines schmalen Grubberschars schräg zur Drillrichtung. Ackerbohnen sollten 6–8 cm tief abgelegt werden. Aus der Praxis gibt es gute Erfahrungen mit einer noch tieferen Ablage bis 16 cm. In Versuchen beobachteten wir, dass dann ein längerer Wurzelabschnitt Knöllchen bilden kann. In Betrieben mit guter Bodenstruktur und den entsprechenden technischen Möglichkeiten ist die tiefere Ablage durchaus probierenswert.

Körnererbsen sind anspruchsvoller als Ackerbohnen. Die schwächere Zentralwurzel benötigt eine gut durchwurzelbare Krume und einen wärmeren Boden für die Knöllchenbildung. Zur Keimung (ab +2 °C) müssen sie ihr Eigengewicht an Wasser aufnehmen können, ohne dabei im nassen Boden zu liegen, da Sauerstoffmangel die Keimung behindert. Das Keimwasser können Leguminosensamen nur über das Hilum aufnehmen, die Samenschale selbst ist wasserundurchlässig. Daher müssen sie während der ersten zwei Wochen nach der Saat auf feuchtem Boden liegen und von feinkrümeligem und trockenerem Boden bedeckt sein. Auf leichteren Böden, die schneller austrocknen, beträgt die Saattiefe mindestens 6 cm, auf schwereren Böden 4–5 cm. Für eine problemlose Ernte muss der Boden relativ eben und steinfrei sein. Gegebenenfalls muss nach der Saat angewalzt werden. Auf schluffreichen Böden, die zur Verschlämmung neigen, kann ein Striegel hinter der Walze den Boden wieder aufrauen. Erbsen können ab Anfang März auf sich zügig erwärmenden Standorten gesät werden. Auf allen anderen Standorten zwischen Mitte März und Mitte April.


Welche Veränderungen bringt der Klimawandel?

Früherer Vegetationsbeginn: Der frühere Wachstumsstart ermöglicht eine frühere Aussaat und ein längeres Wachstum im Kurztag. Vor allem im Sommergetreide ist diese Phase direkt ertragswirksam. Die Aussaat im April hingegen wird unvorteilhafter, da die Frühjahrstrockenheit immer häufiger die Bestandesetablierung erschwert.

Wärmere Winter: Durch die oft ausbleibende Frostgare fallen die Böden bei der Frühjahrsbearbeitung nicht mehr in ihre Krümelstruktur. Auch Strukturschäden in der unteren Krume und im Unterboden werden nicht mehr durch die Frostsprengung aufgebrochen. Strukturprobleme sind daher zur oder nach der Vorkultur anzugehen. Von dem langen Wachstum im Herbst und den milden Wintern profitiert der Zwischenfruchtanbau. Gut etablierte (abfrierende) Zwischenfrüchte hinterlassen eine gute Bodengare. Diese ist nicht am oberirdischen Aufwuchs erkennbar, sondern nur bei einer Spatenprobe. Im August und damit noch im Langtag gesäte Zwischenfrüchte wachsen oberirdisch sehr gut, bilden aber deutlich weniger Wurzeln als Bestände die erst im Kurztag (September) gesät werden. Die spätere Zwischenfruchtsaat bietet dann auch mehr Zeit zum Ernterückstandsmanagement der Vorkultur. Eine schlechte Strohverteilung und der Aufschlag der nicht mehr abfrierenden Winterkulturen, behindern die Zwischenfrucht im Wachstum, reduzieren ihre Nährstoffbindung und erschweren die Saatbettbereitung der Sommerkultur.


Zusammenfassung

Die Aussaatplanung zu den Sommerkulturen beginnt schon bei der Vorkultur. Ernterückstände müssen gleichmäßig verteilt sein, die Auflaufwellen der Ausfallsamen werden früh gebrochen. Zwischenfrüchte müssen sich gleichmäßig etablieren können und die Krume vollständig durchwurzeln. Strukturprobleme sind im Vorjahr anzugehen. Alternativ kann auch, wenn im Frühjahr noch organische Dünger ausgebracht werden müssen, kurz vor der Saat gepflügt werden. Je früher die Saat und je zügiger der Auflauf, desto vitaler und stresstoleranter sind die Bestände. Die Saat sollte auf einem feuchten Saatbett liegen, welches die Winterfeuchtigkeit für den Auflauf liefert, und von einem krümeligen Boden bedeckt sein, der sich gut erwärmt und ausreichend Bodenschluss haben, damit er lange genug die Feuchtigkeit hält (Rückverfestigung, anwalzen).

Stand: 15.12.2022