Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Durum- und Teigwarensitzung 2022: Keine Selbstversorgung, hohe Preise, bessere Sorten

Zur Durum- und Teigwarensitzung der AGF Detmold hat in diesem Jahr die Südwestdeutsche Saatzucht GmbH & Co. KG nach Haigerloch eingeladen. Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz tauschten sich über neueste Entwicklungen auf dem weltweiten Hartweizenmarkt und Trends in der Branche aus. Felix Buchholz von der Südwestdeutschen Saatzucht berichtet.

Auf einem eigens für die Sitzung angelegten Demofeld konnte man u. a. die neuesten Winterdurum-Sorten der SaaAATEN-UNION/Südwestdeutschen Saatzucht begutachten. Auch Exoten wie Buchweizen, Chia, Kamut, Dinkel, Emmer und Einkorn konnten besichtigt werden. Im Anschluss an die Demofeld-Führung fand noch eine Besichtigung der neu entstehenden Saatgutaufbereitungsanlage unter Leitung von Christoph Stober, Betriebsleiter auf dem Seehof in Haigerloch, statt.


Zusammenfassung der Vorträge

Durummarkt

Nico Thurian von der Saale-Mühle berichtete vom internationalen Durummarkt. Der Durumpreis sei durch die Trockenheit in Kanada und den USA bereits vor der Ernte '21 in ungeahnte Höhen katapultiert worden und verharre seitdem auf einem sehr hohen Niveau. So läge der Preis DAP Oberrhein zzt. (des Vortrags, Anm. d. Redaktion) bei 550 Euro/Tonne. Ware aus Frankreich und Südwestdeutschland habe vor allem witterungsbedingt gravierende Mängel und Überlagerware an Hartweizen weltweit sei im letzten Jahr bereits knapp ausgefallen. Die Situation könne sich zur Ernte 2022 in der EU nochmals verschärfen.

Die Stock/Use-Ratio in der EU läge aktuell bei etwa 10 % (Endlagerbestände vor der neuen Ernte im Verhältnis zum Jahresbedarf). Die Nudelpreise im Lebensmitteleinzelhandel zöge bereits jetzt um bis zu 15 % an und es wird vermutet, dass zeitversetzt spätestens Nov. '22 die volle Konsumpreissteigerung von bis zu 50 % einschlagen wird. Auch ohne das „Corona-Hamstern“ gäbe es – vergleichbar zum Dinkelmarkt – bei Hartweizen einen langsamen, aber mehrjährigen Aufwärtstrend.

Thurian berichtete weiter, dass momentan der Selbstversorgungsgrad in Deutschland bei maximal 30 % liegen würde. Überwiegend würde weiterhin aus Kanada und dem Mittelmeerraum importiert. Nach ersten DRV Ernteschätzungen sei die Anbaufläche an Hartweizen in Deutschland nach dem Rekordhoch in 2021 von 35.000 ha, auf 30.500 ha in 2022 gesunken. Rheinland-Pfalz und Sachsen hielten stabil ihre Flächen, während in Bayern und Baden-Württemberg tendenziell weniger angebaut würde. Grund dafür seien vermutlich zum Teil mit die verregneten Bestände zur Ernte 2021, welche sich stark negativ auf die Kornqualität ausgewirkt hätten. Zuwächse habe hingegen Thüringen zu verzeichnen und habe damit knapp Sachsen-Anhalt als größtes „Durum-Bundesland“ abgelöst  (s. Tab. 1). Aus Sicht der Mühlen wäre es natürlich wünschenswert, wenn der Bedarf für deutsche Durumwaren auch mit im Land produzierter Ware gedeckt werden könnte.


Durumernte 2021

Durumernte 2021


Mehr Winterdurum, bessere Sorten

Schon seit Jahren geht der Anbau von Sommerdurum in Deutschland zurück und ist mittlerweile bei nur 10 % der Durumfläche angelangt. Die Empfehlungssorten zur Aussaat 2022 lauteten Duralis, Anvergur, Durofinus, RGT Voilur, Colliodur. Der Referent Stephan Knorre vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR) wies darauf hin, dass bei den französischen Sorten auf die Fallzahlstabilität zu achten sei. Bei Winterdurum seien die Empfehlungssorten Wintergold, Diadur, Sambadur und vorläufig auch Limbodur. Die neuen Sorten Wintersonne und Winterstern würden voraussichtlich im Herbst 2022 in die LSV nachrücken und können dann auf eine Empfehlung hoffen.


Stickstoffeffizienz bei Winterdurum?

In einem zweiten Vortrag stellte Stephan Knorre Versuchsergebnisse zur Stickstoffeffizienz in Winterdurum vor. Über die Sorten hinweg ließen sich maximale Unterschiede von 10 kg N/ha in den Stickstofferträgen finden. Damit sei das N-Einsparspotenzial beim Winterdurum deutlich geringer als beim Winterweizen. Dem Hartweizen würde hin und wieder angelastet, er sei wie der E-Weizen zu düngeintensiv. Folgerichtig würde eine reduzierte Stickstoffdüngung zu erheblichen Ertrags- und/oder Qualitätsverlusten führen. Am TLLLR konnte jedoch in mehrjährigen Versuchen gezeigt werden, dass eine verringerte Düngung bei guter Sortenwahl auch im Hartweizen machbar ist. Durum kommt quantitativ und qualitativ mit einem Minus von 25 % N-Düngung bedenkenlos zurecht (s. Tab. 2) – Ertrag und Rohproteingehalte wurden nur geringfügig reduziert.

Knorre gab zu bedenken, dass in Anbetracht der aktuellen Versorgungslage und N-Düngerpreise ohnehin die Frage aufkäme, ob eine Diskussion über Protein-Gehalte noch länger zeitgemäß ist. Zudem betonten auch Nudelhersteller immer wieder, dass noch bei 12 % RP eine gute Produktion möglich sei, da maschinelle Prozesse viel Spielraum in der Rohware erlaubten.

Ein Mühlenvertreter aus dem Publikum warf zudem ein, dass auch Fallzahlen für die Verarbeiter eher zweitrangig seien, entscheidender seien hingegen ein hoher Gelbwert, geringe DON-Werte und eine geringe Dunkelfleckigkeit.


N-Düngeversuch Durum

N-Düngeversuch Durum


Exkurs: Couscous und Bulgur

Als abschließender Beitrag auf der diesjährigen Durum- und Teigwarensitzung erfolgte ein Vortrag von Melanie Däubler, GoodMills, zu Couscous und Bulgur. Am Produktionsstandort in Mannheim wurde eigens dafür in eine neue Fabrik investiert. Couscous, so führte Däubler aus, sei vor allem in den Maghreb-Staaten sehr beliebt. Bulgur hingegen sei vorwiegend eine typisch türkische Beilage, wofür etwa 2 – 3 Mio. t Hartweizen jährlich verwendet werden würden. Das Besondere sei bei beiden Produkten, dass sie eingeweicht bzw. vorgegart werden. Hartweizen für Couscous habe im Grunde keine zusätzlichen Anforderungen zum normalen Pasta-Hartweizen. Bei Bulgur seien tendenziell die Korngröße und die Glasigkeit entscheidend. Däubler zeigte sich überrascht davon, dass relativ viel Bio-Couscous/-Bulgur abgesetzt wird (ca. 50 %). Ein Signal für die Ausweitung des deutschen Bio-Durumanbaus? Von österreichischen Teilnehmern der Sitzung wurde angemerkt, dass seit 3 – 4 Jahren stark steigend auf immerhin schon 4.000 ha, von anfangs 1.000 ha, Biodurum angebaut würde.

Der Durummarkt bleibt also interessant. Durumanbau wird zunehmend ein Winterdurumanbau – es stehen ausreichend viele, leistungsfähige Sorten zur Verfügung und auch die Neuzulassungen sollten Beachtung finden.

Foto: F. Buchholz

 

Stand: 27.06.2022