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Sonderprüfung Hybridweizen 2020 (Teil 2)

In der Ausgabe 04/2020 wurden die Ertragsergebnisse einer im Jahr 2019/2020 neu initiierten Leistungsprüfung für Hybridweizen „Sonderprüfung Hybridweizen“ vorgestellt. Ertraglich waren die Hybridsorten der neuen Generation SU Hyvega und SU Hymalaya der leistungsstarken Referenzgruppe aus Linienweizen deutlich überlegen. Doch wie schlugen sie bei Qualität und Wirtschaftlichkeit unter Einbeziehung der Düngungsrestriktion der „Roten Gebiete“?

In der neuen Hybridweizen-Leistungsprüfung wurden fünf Hybriden mit zwei unterschiedlichen Saatstärken 100 und 150 Körner/m² gegenüber den Referenzsorten (Populationsweizen) mit 270 Körner/m² geprüft.


Ertrag plus Ertragsstabilität

Die Sorten SU Hyvega und SU Hymalaya waren über die acht Prüfstandorte in beiden Aussaatstärken gesehen die ertragsstärksten Weizensorten (Tab. 1). Gerade in den „Roten Gebieten“ wird es auf den Ertrag ankommen, um möglicherweise die durch die reduzierte Stickstoffdüngung sinkenden Rohproteingehalte wirtschaftlich zu kompensieren. In Tab. 2 sind die Rohproteingehalte der Sorten und Aussaatstärken zusammengefasst. Im Durschnitt waren die Hybriden auf demselben Rohproteingehaltsniveau wie die Referenzsorten. Am stärksten hat der Stamm SU Hypatia mit 100 Körner/m² gefolgt von der Referenzsorte Informer abgeschnitten. Unter Anbetracht der doch sehr guten Kornerträge und der reduzierten Stickstoffdüngung sind diese Rohproteingehalte sehr passabel.


Kornertrag

Kornertrag


Tausendkornmasse: wichtig für die Ertragssicherung

Eine weitere wichtige Größe bei der Ertragsbildung ist die Tausendkornmasse (TKM). Die Fähigkeit zur Bildung einer hohen TKM ist sortenabhängig und kann in Trockenjahren, in denen häufig geringe Bestandesdichten ausgebildet werden, für die Ertragssicherung ganz entscheidend sein.

Im Versuch zeigte sich diese Sortenabhängigkeit deutlich: Informer zum Beispiel realisierte eine hohe TKM, die im Versuch konstant bei ca. 50 g lag (Tab. 3). Dieses Niveau konnten die Sorten SU Hyvega, SU Hypatia und SU Hyleya zwar nicht erreichen, lagen aber über Asory und RGT Reform.


Rohproeteingehalt

Rohproeteingehalt

TKM

TKM


Hektolitergewicht zur Beschreibung der Kornqualität

Das Hektolitergewicht spielt für Weizen – im Vergleich zur Gerste – als Qualitätsmerkmal, zwar nur eine untergeordnete Rolle, kann aber auch hier für die Beschreibung der Kornqualität herangezogen werden. Die höchsten Hekto-litergewichte erbrachten SU Hyvega und die beiden Referenzsorten RGT Reform sowie Asory. Ein vergleichsweise geringes Hektolitergewicht wies die Sorte Informer auf. Hier variierten die Werte zwischen den einzelnen Standorten stark, wogegen SU Hyvega sehr konstante Ergebnisse lieferte (Tab.4).


Hektolitergewicht

Hektolitergewicht


Hybriden können sich bei angepasster Bestandesführung rechnen

Der Anbau von Hybridweizen ist im Vergleich zu Linienweizen nur dann wirtschaftlich, wenn die für das Saatgut anfallenden Saatgutkosten durch Mehrerträge ausgeglichen werden. Die Saatgutkosten liegen im Durchschnitt etwa 80 €/ha höher als bei Linienweizen. Zur Vereinfachung wurde auf eine Deckungsbeitragsrechnung bzw. die Berechnung der Direkt- und arbeitserledigungskostenfreien Leistung (DAL) verzichtet. Denn es geht ja nicht darum herauszufinden, ob der Winterweizenanbau rentabel ist oder nicht, sondern es geht konkret um die Deckung der Mehrkosten für das Saatgut. Daher wurde im ersten Schritt die Marktleistung (Ertrag/ha x Erlös) berechnet und in einem zweiten Schritt wurden die Saatgutmehrkosten von der Marktleistung subtrahiert (Tab. 5).


Sowohl SU Hyvega als auch SU Hymalaya haben in beiden Saatstärken eine höhere Marktleistung erbracht als die Referenzsorten. Unter Annahme von 90 €/ha Saatgutkosten für Linienweizen (= Referenzsorten) und anfallenden Saatgutkosten von 135 bzw. 202 €/ha bei 100 bzw. 150 Kö/m² für die Hybriden ergeben sich Mehrkosten von 45 € bzw. 112 €/ha. Diese Mehrkosten konnte SU Hyvega decken, SU Hymalaya konnte nach Bereinigung durch die Saatgutmehrkosten nicht mehr ganz an die Marktleistung von Asory heranreichen. Des Weiteren wurde analysiert, ob sich eine höhere Saatstärke lohnt. Im Beispiel hätte die Saatstärkenerhöhung 67 €/ha gekostet, die durch eine höhere Marktleistung hätte ausgeglichen werden müssen. Dies hat keine der Hybridweizensorten geschafft. Jedenfalls gilt das für die angenommenen Erlöserpreise. Lägen diese höher, wäre es wahrscheinlicher, dass sich eine Erhöhung der Saatstärke rechnet.


Fazit:

Hybridweizen ist also, wenn man Saatstärken, Saatzeitpunkt, Düngung und Wachstumsreglereinsatz anpasst, eine wirtschaftliche Kultur. Da Hybridweizen Ressourcen effektiv nutzt, ist er mit Blick auf die kommenden politischen Herausforderungen, aber auch auf den Klima-wandel eine überaus interessante Kultur. Er kann die Produktionseffizienz steigern und den Ressourceneinsatz reduzieren.

 

Daniel Husmann

 

Stand: 06.05.2021