Wer den Landwirtschaftsbetrieb Schneider in der Soester Börde sucht, wird wohl seine Mühe haben. Denn es handelt sich zwar um ein waschechtes Familienunternehmen, aber in einem außergewöhnlichen Gewand. 2007 verlagerte die Familie Schneider ihre alte Hofstelle aus dem Dorfkern von Deiringsen in die Außenbereiche. Ein 21 ha großes ehemaliges Bundeswehrgelände ist seitdem der Standort. Obwohl dies die Anmutung eines Großbetriebes aus den neuen Bundesländern hat, könnten die Unterschiede nicht größer sein.
22 Jahre pfluglos – überall
„Wir führen hier einen klassischen Familienbetrieb“, erklärt Christian Schneider. Der gelernte Landwirt führt das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater und einem Auszubildenden. Bereits seit 1995 wird auf dem Betrieb Schneider pfluglos gewirtschaftet – und das übergreifend in allen Kulturen, auch im Körnermais. Schneider dazu: „Wir sehen hier eine deutlich positive Entwicklung auf unseren
Flächen. Die Flächen sind nicht drainiert. Trotzdem ist die Tragfähigkeit sehr gut. Die Befahrbarkeit ist dauerhaft besser als auf vergleichbaren Flächen in Pflugbearbeitung. Auch eine Spurenbildung ist bei uns minimiert.“ Durch den langjährigen Verzicht auf die Bearbeitung mit dem Pflug konnte Schneider die Pflugsohle auf seinen Flächen verringern. Der Boden ist nun durchgehend tragfähiger, von Poren durchzogen und weist keine Verdichtungszonen mehr auf. Zudem wirkt sich der Verzicht auf das Pflügen positiv auf die Erosionsneigung der Flächen aus – ein wichtiger Aspekt insbesondere aufgrund der Nähe zum bergigen Sauerland und den damit verbundenen Hanglagen.
Weniger Schmierhorizonte durch passiv angetriebene Maschinen
Schon lange Zeit vor der Einführung des Greenings setzte man auf dem Hof Schneider auf die Anwendung des Mulchsaatverfahrens sowie den Anbau von Zwischenfrüchten. So wurden auch nach und nach alle zapfwellenbetriebenen Maschinen aus dem Betrieb verbannt (bis auf die Bereiche Pflanzenschutz- und Düngerausbringung). Durch die Umstellung auf passiv angetriebene Maschinen kann Christian Schneider eine deutliche Verringerung des Schmierhorizonts verzeichnen. Zudem setzte der Betrieb schon vor über 15 Jahren auf den Einsatz einer Kurzscheibenegge. „Die Kurzscheibenegge Carrier 425 war eine der ersten, die es gab. Damals kannten nur wenige Betriebe die Vorteile des Einsatzes. Glücklicherweise war mein Vater neuer und innovativer Technik gegenüber schon immer sehr aufgeschlossen“, berichtet Schneider. Die Vorteile einer Kurzscheibenegge liegen für Christian Schneider allerdings klar auf der Hand: hohe Flächenleistung, optimale Rückverfestigung, keine Bodenverdichtungen.
Mit der richtigen Saattechnik bis in die Ecken
90 ha bewirtschaftet der Betrieb Schneider in der Soester Börde. Schneider erklärt: „Für uns ist Flächenleistung eher zweitrangig. Bodenschonung und ein geringer Spritverbrauch stehen bei uns stattdessen im Fokus.“ Deshalb setzt Schneider in der Hauptsache auf eine flache Bodenbearbeitung. Für die tiefere Bodenbearbeitung verwendet er einen Grubber und für die Saat eine gezogene Sämaschine. „Die richtige Sämaschine zu finden, war nicht ganz einfach. Mein Ziel ist ein ebenes Bild, ohne die Bildung eines Walls. Dafür hat sich eine X-Anordnung der Scheiben sowie eine konische Form als optimal herausgestellt (Abb. 1a und b). So bin ich auf die Sämaschine Spirit aufmerksam geworden. Sie arbeitet ruhig und wackelt wenig. Bei anderen Sämaschinen waren die Achsabstände zu kurz für unser Verfahren“, berichtet Schneider über die richtige Wahl der Maschinen. Diesen Maschinentyp setzte Schneider bei einer Vorführung auf einer Fläche nach Körnermais ein. Die Aussaat erfolgte komplett verstopfungsfrei und auch der Feldaufgang verlief gut.
Zunächst war eine Rapid im Einsatz, die den Betriebsleiter mit hohen Arbeitsgeschwindigkeiten bis zu 25 km/h überzeugte, auch wenn diese Zeitersparnis für ihn nicht entscheidend ist. Allerdings benötigte die Rapid sehr feste Bodenverhältnisse. Durch die Positionierung des Packers hinter dem Säschar nahm der Packer bei schwierigeren
Bodenverhältnissen jedoch oftmals Erde mit. So kam Schneider auf die Spirit-Sämaschine, denn bei dieser ist der Packer vor den Säscharen angebracht. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass man mit dieser Bauart auch unförmigere Flächen besser bearbeiten kann und so auch eine Bearbeitung von Ecken möglich ist. „Das ist für uns ein wichtiger Punkt, denn bei 28 Schlägen haben wir eine Durchschnittsgröße von etwa 3 ha – unsere kleinste Fläche umfasst nur 0,8 ha!“
Neben der Wahl der optimalen Maschine zur Aussaat spielt für Schneider auch die Zeit zwischen vorangegangener Ernte und Aussaat eine Rolle. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es optimal ist, wenn das Maisstroh etwas länger liegt und Zeit hat, zu verrotten. Auf diesen Flächen haben wir optimale Ergebnisse“, erklärt Schneider. Neben dem besseren Aufgang spielt die Rotte des Strohs auch in Bezug auf die Infektionsanfälligkeit eine Rolle. Je weiter die Rotte des Strohs zu Zeiten hohen Krankheitsdrucks fortgeschritten ist, desto geringer fällt der Befall der Pflanzen aus.
Gesunde Sorten sind hier wichtig
Auch die Fruchtfolge und die Sortenwahl sind für den Betriebsleiter ein sehr wichtiger Punkt. Schneider setzt auf Fruchtwechsel zwischen Halm- und Blattfrüchten. Neben dem Ackerbau hat sich der Betrieb auf die Hähnchenmast spezialisiert. So wird die Hälfte der Flächen mit Weizen bestellt, der in der Hähnchenfütterung eingesetzt wird. Auf der restlichen Fläche baut Schneider Rüben, Raps und Mais an. Für diese Verwertung des Weizens werden Sorten angebaut, die eine geringe Anfälligkeit für DTR und Fusarium aufweisen. Insbesondere die Anfälligkeit für Fusarium ist für Christian Schneider von höchster Bedeutung, denn er ist sich wohl bewusst: „Weizen nach Mais in Mulchsaat und pflugloser Bearbeitung hat immer ein hohes Risiko für Fusarium."
Fazit:
Eine flächendeckende Mulchsaat erfordert auf allen Ebenen ein gutes Management. Das betrifft nicht nur die Fruchtfolgegestaltung, sondern im besonderen Maße auch die (Saat)Technik. Auch das Zeitmanagement und die Sortenwahl sind zudem besonders wichtig in Bezug auf den Krankheitsdruck und die Qualität der Feldfrüchte.
Lena Kampschulte
Betriebsspiegel: AF: 90 ha |