Bereits seit mehr als 100 Jahren wird die Sonnenblume züchterisch bearbeitet und ca. zwei Drittel des weltweiten Sonnenblumenanbaus liegt in Europa.
Während dieser Zeitspanne haben sich die Anforderungen an Landwirtschaft und an die Sonnenblume geändert – regional unterschiedlich und länderspezifisch.
Zuchtziel mit Prio I: Ertrag und Gesundheit
eutend.
Der pflanzliche Parasit Orobanche cumana (Sommerwurz) ist eine der Hauptursachen für erhebliche Ertragsausfälle in der Schwarzmeerregion. Nur durch Züchtung von resistenten Sonnenblumensorten war es in den vergangenen Jahrzehnten möglich, diese parasitäre Pflanze effizient zu bekämpfen. Widerstandsfähigkeit gegen den Sommerwurz ist eines der wichtigsten Resistenzmerkmale in den Zuchtprogrammen. Auch wenn viele Zuchtziele erreicht und fest etabliert sind, bleiben doch weiterhin züchterisch hohe Ansprüche an die Umweltstabilität bei Dürre, Hitze- und Kälte bestehen, ebenso wie einige Krankheitsresistenzen oder Qualitätsmerkmalen wie z. B. Proteingehalt, Schälbarkeit und Frühreife.
Moderne, gesundheitsbewusste Ernährung mit HO-Sonnenblumenöl
Die Nektar- und Pollenproduktion im Zusammenhang mit der Saatgut- und Honigproduktion sowie früh abreifende Sorten spielen ebenfalls zukünftig eine Rolle, da sich der Sonnenblumenanbau seit Jahren stetig in nicht klassische Anbaugebiete ausbreitet.
Das Öl der hochölsäurehaltigen (HO)- Sonnenblumensorten (z. B. DUET CL) unterscheidet sich durch die Fettsäurezusammensetzung sehr deutlich von dem „klassischen“ Sonnenblumenöl. Das HO-Sonnenblumenöl beinhaltet mehr als 80 % Ölsäure, während der Anteil dieser Fettsäure in Sorten der konventionellen Sonnenblume nur etwa 20 % beträgt (s. Tab. 1). HO-Sonnenblumenöle und deren Verarbeitungsprodukte treffen auf gesundheitsbewusste Verbraucher und Verbraucherinnen und die Öle eignen sich für eine cholesterinsenkende Diät. Die Einhaltung der Mindestqualitätsanforderungen setzt eine absolut sortenechte Ernte (Mindestanbauabstand zu konventionellen Sorten von 200 m), Erfassung und spätere Verarbeitung voraus.
Tabelle 1: Fettsäuremuster von konventionellen (LL) Sorten und High Oleic (HO) Sorten | ||
Lineo Leic (LL) Sorten | High-Oleic (HO | |
Kalorien | 120 | 120 |
Fett | 14 g | 14 g |
gesättigte Fettsäuren | 1 g | 1 g |
einfach ungesättigte Fettsäuren (omega-3) | 3 g | 11 g |
mehrfach ungesättigte Fettsäuren (omega-6) | 9 g | 0,5 g |
Basis 15-mL Esslöffel, Quelle: https://fdc.nal.usda.gov/fdcapp.html#/food-details/521139/nutrients |
Anbau wird durch Herbizidresistenzen massiv erleichtert
Es ist durch intensive Züchtungsarbeit eine vielfältige Sortenlandschaft entstanden mit unterschiedlichen Sortentypen/-eigenschaften, die auch teilweise als Kombination in einer Sorte auftreten können:
- konventionelle Sonnenblumen: Körner und Ölgewinnung
- High-Oleic (HO) Sonnenblumen: > 80 % Ölsäure; Frittier für hitzeintensive Industrieprozesse
- Sonnenblumen mit gestreiften Körnern: Vogelfutter
- herbizidtolerante Sorten
Selektion von neuen Sorten für Deutschland
Um jedoch aus diesen in den Zuchtgärten ausgewählten Sorten die für Deutschland geeigneten zu finden, bedarf es eines umfangreichen Prüfsystems. Deshalb prüft und testet die SAATEN-UNION schon im frühen Sortenstadium und bereits zugelassene Sorten auf über 20 Standorten in Europa – natürlich auch Deutschland - unter den unterschiedlichsten Bedingungen. Zentral wird dies von der SAATEN-UNION Versuchsstation in Moosburg organisiert. Anhand der Versuchsergebnisse auf den unterschiedlichen Standorten können für Deutschland geeignete Sorten ermittelt und zudem Anbauempfehlungen ausgesprochen werden. Für Deutschland ist es – neben Ertragsleistung und Qualität - ganz wichtig, dass die Sorte früh und sicher abreift, standfest und gesund ist (Stängel- und Korbfäule, Grauschimmel). Auch die oben erwähnten herbizidresistenten Sorten finden zunehmend den Zugang auf deutsche Felder.
Fazit
Auch wenn nach wie vor nicht gezielt für den deutschen Markt gezüchtet wird, besteht doch über ein intensives Prüf- und Selektionsverfahren die Möglichkeit, geeignete Sorten für den deutschen Anbauraum zu finden und der Praxis zur Verfügung zu stellen. Durch diedie Erweiterung der Anbauräume definieren sich neue Zuchtziele wie Frühreife in Kombination mit hohen Erträgen.