Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Dammanbau Mais: Betriebliche Anpassungen sind notwendig

Beim Dammanbau von Mais scheiden sich die Geister: Die einen sind überzeugte Wiederholungstäter, die anderen sehen keine Vorteile. Wir sprachen mit zwei Landwirten aus Niedersachsen, die auf sehr unterschiedlichen Böden wirtschaften und unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben.

1: Dammanbau auf guten Böden

Das Team vom Hof Gottschalk
Das Team vom Hof Gottschalk
10 Jahre Erfahrung

Vor ca. 10 Jahren las Hinrich Gottschalk (sen.) einen Artikel zu Zuckerrüben im Dammanbau. Man lobte dort die bessere Durchwurzelung des Bodens und den verbesserten Wärme- und Nährstoffhaushalt, die letztlich Wuchs und Ertrag der Rüben steigerten. Da die Landwirtschaftskammer damals Versuche mit Dammanbau durchführte, konnte über diesen Weg der Kontakt zu dem Hersteller der Versuchsmaschine, Eckhard Strothmann, geknüpft werden. Doch nach dem ersten Testjahr folgte zunächst die Ernüchterung. „Auf meinen sehr bindigen Böden funktionierte das Formen der Dämme mit dem damaligen Modell einfach nicht. Also mussten wir die Technik weiterentwickeln und den Ansprüchen des Betriebes anpassen“, blickt Gottschalk zurück. Mittlerweile wird diese Technik bereits im 5. Jahr auf allen Maisflächen eingesetzt. Dabei erfolgt die Düngung ausschließlich über breit verteilte Gülle und ca. 100 kg/ha Yara Mila Mais mit dem Mineraldüngerstreuer ausgebracht, die zunächst eingearbeitet und dann mit dem Damm aufgehäufelt werden.


Oberirdisch kaum optische Unterschiede

Im letzten Jahr wurde dann zusammen mit dem örtlichen Lohnunternehmer ein Streifenversuch angelegt. „Das ist natürlich kein wissenschaftlicher Versuch, aber wir haben hier sehr homogene Böden“, erläutert Gottschalk.

„Optisch unterschieden sich die Pflanzen kaum und liefen auch gleichzeitig auf. Entscheidend war, dass der Silomais im Damm aber 10 % mehr geerntet hat.“

sehr gute entwickelte MAaswurzel
sehr gute entwickelte MAaswurzel
In all den Jahren hat Gottschalk nie beobachtet, dass sein Mais zügiger auflief als der zeitgleich gelegte Mais auf Nachbarschlägen. Aber in jedem Jahr entwickeln sich die Wurzeln sehr gut. Niedersachsen erlebte bis Ende August 2022 die größte Dürre seit Wetteraufzeichnung – trotzdem war beim Gesprächstermin der Boden in den Dämmen spürbar feucht. Der 3-Meter-Mais zeichnete auch noch nicht, obwohl er nicht bewässert wurde. Die Maiskolben der zufällig ausgewählten Pflanzen waren (noch) bis in die Spitze gefüllt, die Wurzeln sehr gut ausgebildet.


Nicht nur Licht, sondern auch Schatten

Trotz aller Technikbegeisterung – alles hat seine Grenzen, wie Johann Gottschalk (jun.) beschreibt: „Dammanbau von Mais mit dieser Technik funktioniert nicht auf Böden, die im Arbeitshorizont Verdichtungen aufweisen. Da schaufelt man sich dicke Kluten hoch und an vernünftige Dämme ist nicht zu denken. Wer Dammanbau betreiben will, muss sicherstellen, dass der Boden nicht verdichtet ist.“ Allerdings wird der Boden im Laufe der Jahre mit dieser Technik in den tiefen Bodenschichten immer lockerer.


Auf beiden Betrieben im Einsatz: TerraTec Dammax 4
Auf beiden Betrieben im Einsatz: TerraTec Dammax 4

Die Tiefenlockerung erfolgt durch 4 vorlaufende Schare, im zweiten
Schritt werden die Dämme geformt. Die im dritten Schritt erfolgende
Rückverfestigung ist für den Erhalt der Bodenfeuchte sehr wichtig.
Zuletzt erfolgt über die hintergeschaltete Drilltechnick die Kornablage.
Die Reihenweite beträgt 75 cm, das Korn liegt 4 – 5 cm unter der Dammkante
– bei einer Dammhöhe von ca. 10 cm liegt das Korn rechnerisch
also auf null. Die Hektarleistung liegt etwa bei 1,5 Hektar/Stunde.


Frieder Könecke
Frieder Könecke
2: Dammanbau auf Sandböden über Tonstaunass

Vor ca. 7 Jahren begann sich Friedel Könecke für den Dammanbau zu interessieren, weil sich in seinem Umfeld positive Berichte zu dieser Anbautechnik häuften. Könecke muss sich mit äußerst schwierigen Böden arrangieren, denn drainierte Sandböden mit darunterliegendem Ton verzeihen Fehler in der Bodenbearbeitung nicht und können die im Winter ausreichend fallenden Niederschläge nicht bis in das späte Frühjahr hinüberretten. „Wenn das Wasser zur rechten Zeit da ist, kann man hier ordentlich ernten: Wir arbeiten mit geringen Bestandesdichten – 6 bis 6,5 Pflanzen/m² – und konnten im letzten Jahr auf den besseren Standorten ohne Beregnung 8 Tonnen trockenen Körnermais ernten. Davon sind wir in diesem Jahr allerdings weit entfernt“, prophezeit der Landwirt.


Hier ging 2022 ohne Beregnung nichts

2022 hat er einige Maisbestände mehrfach beregnen müssen, teilweise bis Mitte August schon zum 4. Mal. Vorfrucht war bei dem von uns besichtigten Feld Grassamenvermehrung. Nach dem Fräsen folgten zwei Grubberdurchgänge, der zweite zusammen mit einer Gärrestausbringung. Die Bodenbearbeitung darf aufgrund der Tonunterlage nicht zu tief ausfallen, ein Pflugeinsatz ist daher nicht diskutabel. Der Bestand präsentiert sich trotz der Hitze zufriedenstellend (s. Bild oben). Seine Bestände ohne Beregnung waren dagegen Mitte August kaum schulterhoch, drehen aber erstaunlicherweise noch nicht die Blätter.


Dammbildung funktioniert nicht überall problemlos

Ist Dammbildung auf diesen schwierigen und wenig bindigen Böden problemlos machbar? „Auf den reinen Sandecken drückt meist schon das Säaggregat den Damm wieder auf die Hälfte der ursprünglichen Höhe zurück und dort sind die Dämme nach einigen Wochen auch nicht mehr sichtbar. Auch auf den reinen Tonböden hält der Damm ohne Wasser nicht. Aber sobald der Boden wenigstens etwas bindig ist, funktioniert es – wie wir hier sehen – ganz gut“, erläutert Könecke.

Bewässert und im Damm ist der Bestand gut entwickelt, hier die Sorte Micheleen.
Bewässert und im Damm ist der Bestand gut entwickelt, hier die Sorte Micheleen.
„Die korrekte Rückverfestigung ist wegen der Sandauflage sehr schwer. Fehlt dann bei der Keimung schon das Wasser, läuft der Damm-Mais oft verzögert auf“, erläutert er einen Nachteil des Systems für seine Standorte. Sein Hauptargument für den Damm ist die Arbeitswirtschaft: Durch die Technik des Dammlegens wird ein Arbeitsgang eingespart. Ein weiteres Argument ist die gezieltere Platzierung der Nährstoffe an die Pflanze, denn über den Gärrest kommen nur 90 – 100 kg N/ha und mehr Stickstoff bekommt der Mais nicht. Da in der Fruchtfolge auch Pferdemist eingesetzt wird, ist der Boden mit Phosphor ausreichend versorgt. Daher bringt eine DAP-Unterfußdüngung nichts, wie ein Streifenversuch im letzten Jahr gezeigt hat.

Nach sechs Jahren Dammanbau ist sich Könecke zudem sicher: Die nicht beregneten Schläge im Damm halten bei Sommertrockenheit vergleichsweise lange durch und rollen, wenn überhaupt, dann erst sehr spät die Blätter.


Betrieb Gottschalk in Helpsen:

125 ha Ackerfläche, durchschnittlich 68 Bodenpunkte (homogen) mit 670 mm Niederschlag/Jahr (im Schnitt der letzten 10 – 15 Jahre); überwiegend Silomais für die Gemeinschaftsbiogasanlage (460 kW bis zu 1,4 MW), auch Körnermais für 150 – 200 Mastschweine auf Stroh; Mais steht nach Zuckerrüben oder nach Weizen (mit Zwischenfrucht)

  • Auf den bindigen und verdichtungsfreien (!) Böden funktioniert die Dammbildung.
  • sehr gute Wurzelausbildung, gute Wasser- und Nährstoffausnutzung
  • hohe und sichere Erträge
  • arbeitswirtschaftliche Vorteile

Betrieb Könecke in Isernhagen:

Ca. 160 ha AF, ca. 20 ha GL; weniger als 600 mm Jahresniederschlag; Bodenzahl stark schwankend von 18– ca. 50 Bodenpunkte (Durchschnitt ca. 30 BP), wechselnde Böden Ton/Sand, Kulturarten: Winterweizen, Zuckerrüben, Winterraps, Wintergerste, Mais, Sonnenblumen, Grassamenvermehrung, Grünland, ca. 25 ha Stilllegung

  • Sand auf Ton, dadurch auch staunass, erschwert die Rückverfestigung.
  • Dämme halten aber gut durch, wenn Wasser vorhanden ist.
  • sehr gute Nährstoffausnutzung
  • arbeitswirtschaftliche Vorteile (ein Bearbeitungsgang wird gespart)
  • Pflanzen halten bei Trockenheit vergleichsweise lange durch.

Text: Jan Burgdorff, Dr. Anke Boenisch

Fotos: Gottschalk, praxisnah, Werkbild

Stand: 10.10.2022