Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Umfassendes Düngerprojekt liefert 9 Projektpartnern wichtige Ergebnisse

Seit 2016 forschen YARA, DÜKA, Rheinkalk KDI, SKW Piesteritz, DOMO, ALZCHEM, Horsch, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und die SAATEN-UNION gemeinsam in einem einzigartigen Projekt. Ihr Ziel ist nichts Geringeres, als Düngestrategien für die Zukunft zu entwickeln. Wir stellen in dieser Ausgabe den Versuch kurz vor – als Auftakt zu einer Beitragsreihe, die einzelne Versuchs­fragegestellungen und -ergebnisse dann näher beleuchten wird.

Franz-Xaver Zellner, Initiator des Projektes und Leiter der Versuchsstation Bayern der SAATEN-UNION, auf der dieser komplexe, mehrfaktorielle Versuch mit insgesamt 1.180 Versuchsparzellen durchgeführt wird, blickt zurück: „Wir hatten die Grundidee eines solchen Versuches schon länger, aber die Akquise der Projektpartner einerseits und die Festlegung des Versuches andererseits haben dann natürlich schon noch gedauert.“

Im Kern sollte der Versuch Ergebnisse zu folgenden Fragestellung liefern:

  • langfristiger Einfluss von Kalkformen auf den pH-Wert
  • Unterfuß- und Saatbanddüngung bei unterschiedlichen Düngestrategien
  • Was kann Kalkstickstoff?
  • Was kann die moderne Drilltechnik leisten?
  • N-Formenvergleich
  • Einfluss verschiedener Düngestrategien auf die Boden­fruchtbarkeit und auf die Nährstoffverfügbarkeit

In den nachfolgenden Ausgaben der praxisnah werden wir detaillierter auf die einzelnen Ergebnisse eingehen.


Wie sehen einzelne teilnehmende Firmen dieses Projekt, was waren die Gründe ihrer Teilnahme und wie bewerten sie die Ergebnisse? Hier einige Stimmen.

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Fakultät Nachhaltige Agrar- und Energiesysteme

Das Projekt „Düngestrategie 2022“ bot die einzigartige Möglichkeit, verschiedene Teilaspekte eines integrierten Nährstoffmanagements in einem Versuch zu untersuchen. Insbesondere die Auswirkungen der verschiedenen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Kulturen der Fruchtfolge, der Kalk- und Nährstoffversorgung des Bodens sowie der unterschiedlichen N-Düngestrategien konnten hier bewertet werden. Ein Baustein zur Optimierung der Nährstoffeffizienz ist eine gezielte P-Versorgung. Deshalb wurde in Kombination mit den genannten Wechselwirkungsfaktoren eine Variante mit jährlich „frisch“ gedüngtem Phosphat (appliziert als Unterfußdüngung) eingeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich eine P-Unterfußdüngung nicht grundsätzlich positiv auswirkt, unter bestimmten Bedingungen aber zu einer wesentlichen Verbesserung des Pflanzenwachstums beitragen kann.


Bayerische Düngekalk Werbe- und Marketing GmbH (DÜKA)

Im Versuchskonzept wurde auf übergeordneter Ebene die Wirkung unterschiedlicher Kalkdünger auf den Boden-pH-Wert und die Kalkversorgung untersucht. Der praxisnahe, aber auf Grundlage wissenschaftlicher Methoden durchgeführte Versuch sollte aktuelle Ergebnisse zur Entwicklung des Boden-pH-Wertes nach einer Kalkanwendung liefern. Von besonderem Interesse waren die Entwicklung der Erträge der verschiedenen Kulturen und die Wechselwirkungen zwischen der Kalkversorgung und den Düngestrategien der Projektpartner hinsichtlich Nährstoffeffizenz bei Stickstoff und Phosphor. Der Kalkbedarf wurde zu Versuchsbeginn anhand von Bodenuntersuchungen und des VDLUFA-Schemas ermittelt und in Form von Branntkalk und kohlensaurem Kalk ausgebracht. Die Kalkungsmaßnahmen zeigten die angestrebte Einstellung des Ziel-pH-Wertes in den Versuchsparzellen. Gleichzeitig stellte sich auch heraus, dass auf der Versuchsfläche eine deutliche Inhomogenität der Bodengüte vorlag, die durch Ertragskartierung und Bodenanalysen im Vorfeld der Versuchseinrichtung nicht erfasst werden konnten.


Horsch Maschinen GmbH

Die grundlegende ackerbauliche Neugier ist unser Ansporn, um als Technikhersteller Versuche zu unterstützen. Ziel war die Überprüfung des aktuellen Stands der Technik von Kontakt- und Unterfußdüngung auf Praxistauglichkeit und Praxisnutzen.

Die am Markt etablierte Technik wird von Betrieben universell eingesetzt. Die Versuchsergebnisse zeigen, dass eine durchdachte Technik dazu führt, dass Düngemittel effektiver genutzt werden. Daher wird die laufend weiter zu entwickelnde Technik auch bei der Düngung an Bedeutung gewinnen.

Kontakt- und Unterfußdüngung kann Nährstoffverluste reduzieren und aufgrund der kleinräumigen Konzentration die Pflanzenverfügbarkeit und Aufnahmesicherheit erhöhen. Infolgedessen reduzieren sich potenzielle Nährstoffverluste und die Einträge in die Umwelt. Verstärkter Klimaschutz und der kostenbewusstere Umgang mit endlichen Ressourcen machen diese Technik wegweisend. Versuche wie dieser liefern uns dazu wertvolle Belege, zeigen aber auch, wo ggf. noch Optimierungsbedarf besteht.


Alzchem Trostberg GmbH

Als Hersteller von Kalkstickstoff sehen wir im Projekt Düngestrategie 2022 die einmalige Chance, unseren Mehrwirkungsdünger Perlka® in einer praxisüblichen Fruchtfolge exakt zu prüfen. Dies geschieht in verschiedenen Kulturen mit abgestimmten Düngeraufwandmengen im Vergleich über mehrere Sorten, Anbausysteme, Düngekombinationen und Kalkversorgungsstufen des Bodens.

Speziell in der dritten Ebene des Versuchsaufbaus konnten neue Anwendungen und Strategien einer effizienten Dünge-Applikationstechnik mit Kalkstickstoff in Exaktversuchen bestätigt und abgesichert werden. Diese Verfahren der platzierten Düngung wurden mit der innovativen Sätechnik von Horsch in verschiedenen Aufwandmengen und Kombinationen in allen Kulturen durchgeführt.

Das Potenzial dieses Verfahrens zeigte sich über die gesamte Fruchtfolge. Kleine, gezielt verabreichte Düngergaben können zur Bestandsetablierung beitragen. Gleichzeitig werden über alle Kulturen Mehrerträge erzielt. Dies ist ein wichtiger Ansatz, der es möglich macht, mit reduziertem Düngeaufwand eine effiziente Pflanzenernährung zu generieren.


DOMO Caproleuna GmbH

Für uns als Ammoniumsulfatproduzenten haben sich durch die einmalige Kooperation viele wertvolle pflanzenbauliche Erkenntnisse bestätigt. Mit wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wurde der komplexe Versuch mit dem vielfältigen Einsatz von Domogran® in unterschiedlichsten Applikationsformen durchgeführt. Auf den verschiedenen Versuchsebenen mit variablen Bodenbedingungen war bedeutend zu sehen, welche Wechselwirkungen zwischen Boden, Kalk und Platzierungsform möglich sind. Des Weiteren hat die vielfältige Fruchtfolge in den sehr unterschiedlichen Jahren mit sehr wechselnden Witterungsbedingungen gezeigt, welche hohe Bedeutung eine ausreichende Schwefelversorgung kulturübergreifend hat. Der eingesetzte Ammoniumdünger mit Sulfatschwefel ist für die Unterfußdüngung prädestiniert. Uns kam es daher vor allem darauf an, die Wirkung im Vergleich zur breitflächigen Ausbringung herauszuarbeiten – auch in Bezug auf die unterschiedlichen Kalkstrategien.

Dieser einmalige Versuch zeigte die wichtige Beziehung zwischen dem Wechselspiel der Kalkung und physiologisch saurer Düngung zum Bedarfszeitpunkt.

Text: Zellner, Versuchsansteller,
Fotos: Versuchsstation Bayern

Stand: 27.04.2022