Die im Beitrag aufgeführten Hinweise und Empfehlungen basieren auf unseren Erfahrungen aus Versuchen und der Praxis. Sie sollen vor allem Neueinsteigern eine Orientierung geben. Die Anwendungsbeispiele und Produktnennungen in den Tabellen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere Informationen sind auch bei der amtlichen und privaten Beratung sowie bei den Produktherstellern zu bekommen.
Bei Herbiziden aufpassen
Die beiden Spezialgetreidearten Dinkel und Durum haben unterschiedliche Ansprüche an die Unkrautkontrolle. Dinkel bestockt gegenüber Hartweizen deutlich intensiver und erzielt damit eine bessere Konkurrenzkraft gegenüber Ungräsern und Unkräutern.
Bei Durum muss man zwischen Winter- und Sommerform unterscheiden. Die Sommerform ist hinsichtlich ihrer Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern ähnlich wie die meisten Sommerweizensorten einzustufen. Allerdings hat in den klassischen Gebieten für Durumanbau der Winterdurum dem Sommerdurum mittlerweile den Rang abgelaufen, was auch winterharten Sorten wie Wintergold zu verdanken ist. Die LfL Bayern zum Beispiel gibt an, dass die Anbauflächen in Bayern 2019 für Winterdurum 5.800 ha und für Sommerdurum nur noch 270 ha betrugen.
Grundsätzlich gilt, dass Hartweizen im Gegensatz zu Dinkel, aber auch im Vergleich zu Winterweichweizen, empfindlicher auf vereinzelte Herbizidwirkstoffe reagieren kann. Dabei kommt es jedoch auch auf die Mittelaufwandmenge sowie auf die Standortbedingungen an. So kann mitunter Flufenacet auf leichten Böden bereits ab einer Menge von 100 g/ha Chlorosen am Hartweizen verursachen. Auf schwereren Böden können ähnliche Effekte erst ab 200 g/ha zu verzeichnen sein. Daher sollte der Grundsatz gelten: Gräsermittel im Winterdurum nur einsetzen, wenn es wirklich notwendig ist. Wo keine Gräser vorkommen, sollte man lediglich ein Herbizid gegen breitblättrige Unkräuter einsetzen. Die guten Witterungsbedingungen hinsichtlich Temperatur und Feuchtigkeit im vergangenen Herbst wurden vielfach für Herbizidbehandlungen genutzt. Hierbei sind in der Regel keine Verträglichkeitsprobleme beobachtet worden.
Je nach Witterung und Standort kann bei Durum früher Befall mit Mehltau bzw. Gelbrost auftreten. Hier sollte mit einer Fungizidbehandlung reagiert werden, die bei Bedarf mit Wachstumsreglern kombiniert werden kann.
Nachtrag:
Folgende Herbizide stehen zwar beim BVL in der Zulassungsliste für „Weizen“ (also alle Weizenarten inkl. Dinkel & Durum) sind dennoch in ihrer expliziten Zulassung für Dinkel und Durum gesondert zu prüfen/nachzufragen:
Ariane C
Atlantis OD
Avoxa
Broadcast
Cadou SC
Picona
Starane XL
Sunfire
Trinity
Wachstumsregler
Für den Einsatz von Wachstumsreglern steht in beiden Kulturen eine breite Palette an Wirkstoffen und Mitteln zur Verfügung (s. Tab. 3). Wie generell bei der Anwendung ist hierbei die Standfestigkeit der Sorte, die Bestandesentwicklung und die Wasserversorgung des Standortes zu berücksichtigen. Die Lageranfälligkeit der in Deutschland zugelassenen Dinkelsorten ist in Tab. 4 aufgeführt. Nach unseren Erfahrungen ist die Standfestigkeit der langjährig bekannten Sorte Zollernspelz besser als es die Einstufung 4 beschreibt. Dies zeigen auch die Lagerbonituren der Landessortenversuche aus dem Jahr 2020. Die Neuzulassung Zollernfit besitzt aktuell die beste Standfestigkeit aller Dinkelsorten und eignet sich auch für Anbauverfahren ohne Einsatz eines Wachstumsreglers.
Fungizide
Bei Getreidevorfrucht sind beide Arten bei entsprechenden Infektionsbedingungen anfällig gegenüber Fußkrankheiten. Eine Beizung gegen Schwarzbeinigkeit und/oder eine Fungizidbehandlung ist daher zu empfehlen.
Um die erforderlichen Kornqualitäten abzusichern, ist bei Durum eine Behandlung gegenüber Ährenfusariosen vorteilhaft. Dinkel ist hier deutlich resistenter, teils wegen festem Spelzenschluss und sortenspezifisch wegen der Wuchshöhe. Es genügt in der Regel eine Behandlung gegen bekannte Blattkrankheiten. In Dinkel und Hartweizen sind unserer Erfahrung nach alle dafür zugelassenen Fungizide ohne Folgeschäden anwendbar.