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Umdenken – probieren – machen: Was hat funktioniert?

In der Ausgabe 4/2019 haben wir über die Strategien der Brüder Heimann im Bereich des Gemengeanbaus berichtet.

Es wurde viel ausprobiert und bei unserem Besuch damals war völlig offen, ob die Erwartungen der Heimanns erfüllt werden würden. Haben die Gemenge als Öko-Futter und die Anbaustrategien wirtschaftlich überzeugt?

Bild: Heimann
Bild: Heimann
Mit Mischungen aus Hafer und Ackerbohne sowie Winterweizen und Soja sollte für die Sauen und Ferkelaufzucht in der eigenen Aufbereitungsanlage Futter in Öko-Qualität erzeugt werden.


Ertrag blieb unter den Erwartungen

Insgesamt hatte Christoph Heimann bei dem Ackerbohnen-Hafer-Gemenge mit einem Ertrag von etwa 7,5 t/ha mit einem Anteil von ca. 6 t Ackerbohne gerechnet. Das entspräche 30–40 % Mehrertrag gegenüber dem Reinbestand. In erster Linie aufgrund der ausgeprägten Trockenheit konnten jedoch nur ca. 3 t/ha geerntet werden mit einem Drittel Hafer und zwei Dritteln Ackerbohne bezogen auf das Gesamtvolumen.

Neben der Trockenheit und vor allem der Hitze vermutet Heimann weitere Gründe für das enttäuschende Abschneiden des Gemenges: „Vermutlich war der Hafer insgesamt zu dominant und unterdrückte die Ackerbohne im frühen Entwicklungsstadium. Dadurch kam das Gemenge nicht so richtig in „Schwung“. Außerdem war die Ackerbohnensorte Taifun zu ertragsschwach. Denn ich hatte mit Blick auf die Futterqualität unbedingt eine tanninfreie Sorte anbauen wollen. Tanninfreie Sorten sind aber per se etwas ertragsschwächer als tanninhaltige, bei denen die enthaltenen Gerbstoffe die Konkurrenzkraft der Ackerbohne gegen biotische Stressfaktoren erhöhen.“

Heimann (l) mit Saaten.Unin-Mitarbeiter Stefan Ruhnke
Heimann (l) mit Saaten.Unin-Mitarbeiter Stefan Ruhnke
Und noch eine weitere ertragsmindernde Ursache nennt der Betriebsleiter: „Der Hafer war zur Ernte schon sehr abgereift und ist teilweise ausgefallen. Der ursprüngliche Plan, das Ausfallgetreide für die anschließende Begrünung zu nutzen, konnte leider nicht umgesetzt werden. Aufgrund der Hitze kam es vermehrt zu Kümmerkörnern und damit vermutlich zu verminderten Keimfähigkeiten.“ Eine interessante Beobachtung hatte Heimann 2019 aber bei dem Hafer-Ackerbohnengemenge doch gemacht: Auf Schlägen in der Umgebung waren Reinbestände aus unterschiedlichen Gründen lückig aufgelaufen. In diesen Lücken konnten sich Ackerwildkräuter ausbreiten, bei den Gemengen war dies nicht zu beobachten.


Für Sauen reicht „Tanninarmut” aus

Im Punkt Tanninfreiheit ist Heimann inzwischen von seinem ursprünglichen Standpunkt abgerückt. „Da das Erntegut vorrangig für die Sauen- und nicht für die Ferkelfütterung verwendet werden soll, ist eine tanninfreie Sorte nicht zwangsläufig notwendig. Eine tanninarme Sorte würde ausreichen.“

Christoph Heimann bezog bei der Sortenwahl für die Aussaat 2020 daher Untersuchungen seines Futtermittellieferanten zum Tanningehalt verschiedener Ackerbohnensorten mit ein. Diese haben ergeben, dass die vicin- und convicinarme Sorte Tiffany mit 3,7 % einen geringeren Tanningehalt aufweist als mituntersuchte Sorten, die bei 10–12 % liegen.


Weitere Anpassungen sind notwendig

2019 war ein „Lehrjahr“, was dort suboptimal lief, muss natürlich in der kommenden Vegetation korrigiert werden. Das betrifft als erstes die Saatzeiten der Gemengepartner: Die Ackerbohne wurde dieses Jahr deutlich früher ausgedrillt und die Aussaat des Hafers wird möglichst kurz vor dem Auflaufen der Ackerbohne folgen. Hierdurch erhofft sich Heimann eine bessere Konkurrenzfähigkeit der Ackerbohne gegenüber dem Hafer und eine harmonischere Abreife beider Gemengepartner.

Durch die neuen Tiefsaatschare konnte auf einem Schlag ein „Praxisversuch“ mit verschiedenen Aussaatstärken angelegt werden. Für die tiefere Ablage der Ackerbohne auf 13,0 cm statt 8,0 cm spricht, dass die Ackerbegleitflora über einen längeren Zeitraum durch Blindstriegeln kontrolliert werden kann. Außerdem verzögert sich der Auflauf, wodurch die Aussaat des Getreides später möglich ist. Die Aussaat erfolgt wie auch im letzten Jahr über das Einschlitzen mit der Drillmaschine ohne den Einsatz der Kreiselegge.

Als neues Gemenge wird dieses Jahr die Sommererbse Astronaute, eine Sommergerste und die Hafersorte Apollon ausgedrillt. Dieses Gemenge wird von einem Biobetrieb aus der Nachbarschaft seit mehreren Jahren mit guten Erfahrungen angebaut. Ob dabei eine tiefere Ablage der Erbse wie auch bei der Ackerbohne von Vorteil ist, wird sich herausstellen.

„Gerade unter den Anbaubedingungen des ökologischen Anbaus ist die Verwendung von qualitativ hochwertigem Saatgut für den Anbauerfolg sehr wichtig. Sauberes Saatgut mit einem geringen Besatz bietet den Krankheitserregern von vornherein weniger Angriffsmöglichkeiten“, betont Heimann.


Trommelsiebreinigung

Trommelsiebreinigung


Problemlos: Ernte, Lagerung, Trennung

Aufgrund der frühen Abreife des Hafers im Gemenge lief die Ernte problemlos ab, da der Hafer nicht stark ausgedroschen werden musste und die Einstellung des Mähdreschers auf den größten Gemengepartner ausreichte. Nach der Ernte erfolgte die Trocknung des Erntegutes über die Wagentrocknung. Da das Erntegut keine gleichmäßige Feuchte aufwies, musste es über eine Schnecke zusätzlich bewegt werden, um eine gleichmäßige Trocknung zu erzielen.

Die Aufbereitung erfolgte über die im vergangenen Jahr aufgebaute Doppeltrommelreinigung. Der durch die stark unterschiedlichen TKG der beiden Gemengepartner einerseits bei der Aussaat und der Ernte entstehende Aufwand, vereinfacht andererseits die Auftrennung beider Komponenten voneinander. Über das größere Innensieb konnten der Hafer ohne Probleme von den Ackerbohnen getrennt werden.


Separierung als Dienstleistung

Diese Anlage soll auch zukünftig weiter ausgelastet werden. Durch den Bedarf an Futtermitteln in Bio-Qualität für die Sauenhaltung verfolgt Heimann das Ziel, Gemenge von weiteren Betrieben abzunehmen und dieses für die betriebseigene Verwendung aufzubereiten. Dabei will er seine Kapazitäten und seine Erfahrungen dazu nutzen, um weitere Berufskollegen vom Gemengeanbau zu überzeugen.

„Zwar konnten unsere Gemenge im ersten Jahr ertraglich nicht überzeugen. Aber ich kenne die Ursachen und wo möglich, kann man diese Punkte optimieren. Am Wetter kann ich natürlich nichts drehen, aber so trocken-heiß wird es hoffentlich 2020 nicht wieder. Mit einer verbesserten Anbautechnik und einer optimierten Sortenauswahl werden die Gemenge 2020 sicher deutlich bessere Leistungen bringen.“

 

Stefan Ruhnke

 

Stand: 27.04.2020