Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Winterackerbohnen werden immer interessanter

Die „klassischen“ Vorzüge von Sommerackerbohnen wie Verbesserung der Bodenstruktur, Stickstofffixierung, Top-Vorfruchtwert für das nachfolgende Getreide, gute innerbetriebliche Verwertung (Stichwort: gentechnikfreie Fütterung) etc. gelten natürlich auch für die Winterform. Bei Winterackerbohnen kommen jedoch weitere interessante Aspekte hinzu.

links Sommerackerbohne, rechts Winterackerbohne
links Sommerackerbohne, rechts Winterackerbohne
Ob restriktivere Düngerauflagen, Greening oder der Verbraucherwunsch nach gentechnikfreier Fütterung von Nutzvieh: All das spricht zusätzlich für die Ackerbohne. Bei Winterackerbohnen kommen noch wesentliche und in vielen Regionen immer drängendere Aspekte hinzu. Denn an vielen Stand­orten gehören Frühsommertrockenheit und knappe Wasserbilanzen schon fast zu einem „normalen“ Anbaujahr dazu – damit kommt die Winterackerbohne besser zurecht als die Sommerform und ist damit eine interessante Option. Außerdem reifen die Winterackerbohnen ca. 1–2 Wochen vor den Sommerackerbohnen ab, was entscheidende Vorteile bei der Wahl der Folgefrucht bietet.


Betriebsreportage über eine Vegetation

Doch viele Betriebsleitungen trauen sich (noch) nicht so recht an den Anbau von Winterackerbohnen heran. Jan Böse, Produktmanager für Leguminosen bei der Norddeutschen Pflanzenzucht, wird daher einen Betrieb über ein Vegetationsjahr begleiten, der seit der Aussaat 2018 Erfahrungen mit dem Anbau von Winterackerbohnen sammelt. Über die dort gemachten Erfahrungen soll dann in kurzen Beiträgen in der praxisnah berichtet werden. In der Onlineversion finden Sie dann jeweils den ausführlicheren Bericht.


Winterackerbohne wegen Frühsommertrockenheit eingeführt

Im Ackerbaubetrieb von Thorben Wichmann im schleswig-holsteinischen Friedrichskoog (Marschstandort) wurde mit der Sommerackerbohne bereits vor einigen Jahren ein zusätzliches Glied in die Fruchtfolge integriert. Durch die Ausweitung des Anbaus ist eine frühzeitige Ernte einer Teilfläche zur Risikostreuung ein wesentlicher Entscheidungsfaktor für den Anbau gewesen. Die Frühsommertrockenheit der letzten beiden Jahre erschwerte jedoch die Entwicklung von Sommerungen. Hier bieten Winterackerbohnen den Vorteil, dass sie mit ihrer Blüte meist vor der Trockenphase weitestgehend abgeschlossen haben. Mit der Sorte Augusta wagte er somit im Herbst 2018 erstmalig den Anbau einer Winterackerbohne nach der Vorfrucht Hafer. In der zweiten Oktoberwoche 2018 erfolgte dabei die Aussaat nach vorangegangener Tiefenlockerung als Mulchsaat mit einer Kreiseleggenkombination und Scheibenscharen. Die Aussaatstärke betrug 25 Kö/m² auf doppelten Getreideabstand (25 cm), um die Winterbohnen im Nachauflauf mechanisch hacken zu können.


Aussaat Ackerbohne; Bild Böse

Aussaat Ackerbohne; Bild Böse

Beginn Blüte

Beginn Blüte


Bei ansonsten guter Vorwinterentwicklung mit 6–8 Blattpaaren je Pflanze, zeigte sich im Herbst lediglich ein leichter Fraßschaden, vermutlich durch Vögel, die die Samen herausgepickt haben. So machte der Bestand auch nach Winter einen guten Eindruck. Während durch Fungizidapplikationen (Wirkstoff: Tebuconazol) am 20. April und 20. Juni gegen Schokoladenfleckigkeit der Befall über die verbleibende Vegetationszeit deutlich eingegrenzt werden konnte, war der Befall auf einer nicht behandelten Teilfläche deutlich höher. Besonders die zweite Behandlung hat einen deutlichen Gesundungseffekt gezeigt. 

Mitte Mai 2019 begann die Blüte der Winterackerbohnen, sodass mit dem Drusch circa drei Monate später mit den Weizensorten zusammen begonnen werden konnte. Der Ertrag von mehr als 40  dt/ha war unter den diesjährigen Anbaubedingungen zufriedenstellend. Daher ist auch für dieses Jahr eine Herbstaussaat im Betrieb Wichmann geplant. Dieses Mal soll die Bohne der Zuckerrübe folgen, wobei die Frage der Bodenbearbeitung (Pflug oder Grubber) kurzfristig vor der anstehenden Aussaat entschieden wird.


Nicht zu früh säen!

Der Aussaatzeitpunkt ist einer der wichtigsten Bausteine zum erfolgreichen Anbau von Winterleguminosen. Da die Witterung in jedem Jahr anders verläuft, können mit pauschalen Aussaatterminen nur grobe Richtwerte vorgegeben werden. Je nach Standort, Wasserverfügbarkeit und Bodentemperatur variieren die Aussaatzeitpunkte sehr stark zwischen den Regionen. In der vergangenen Aussaatperiode 2018 wurden daher bei der NPZ am Standort Hohenlieth Aussaatversuche durchgeführt.

Es zeigte sich, dass die späteren Aussaattermine zu einem deutlich besseren Ertrag führten (s. Abb. 3). Grund hierfür ist vermutlich der abnehmende Blattlauszuflug bei späteren Saatterminen und damit einhergehend eine geringere Wahrscheinlichkeit der Virusinfektion vor Winter.


 

Einfluss des Saattermins und der Saatstärke

Einfluss des Saattermins und der Saatstärke


Wir werden den Betrieb Wichmann begleiten und über den Vegetationsverlauf in den kommenden Ausgaben der praxisnah berichten. Ergänzt werden diese kurzen Berichte ggf. durch Ergebnisse der Anbauversuche. Bleiben Sie dran, denn Winterackerbohnen sind eine spannende Kulturart und werden auch mit den (regional) zunehmend besseren Vermarktungsmöglichkeiten immer interessanter!

 

Jan Böse

Stand: 17.10.2019