Aktuelle Ausgabe 01/2024

Ausgaben

Sonderausgaben

Themen

Abonnement

Impressum

Datenschutzerklärung

Cookie-Einstellungen

Wie viel Pflanzenschutz ist in Ackerbohnen nötig?

Die Palette der Pflanzenschutzmittel in Ackerbohnen war im Vergleich zu den großen Getreidekulturen immer schon recht schmal. Zudem schränken Wirkstoffwegfall das Pflanzenschutzverbot in Greening-Leguminosen die sichere Kulturführung weiterhin ein. Bei knapper Wirtschaftlichkeit der Ackerbohne sollte jeder Anbauer Maßnahmen nach ihrer wirtschaftlichen Schadschwelle bewerten.

I Ungräser, Unkräuter

Unkrautkontrolle vor der Saat

Gesunder gut entwickelter Stand in der Blüte. Quelle: G. Klingenhagen
Gesunder gut entwickelter Stand in der Blüte. Quelle: G. Klingenhagen

Die Unkrautkontrolle beginnt mit der Ernte der Vorkultur. Der Acker soll so vorbereitet werden, dass die Aussaat der Bohnen im Folgejahr frühzeitig und mit wenig oder gänzlich ohne Bodenbearbeitung erfolgen kann. Bewuchs, der sich über Herbst und Winter entwickelt hat, muss vor der Saat abgetötet werden.

Glyphosat: Eine mechanische Beseitigung wird besonders auf schweren Standorten nur in den wenigsten Fällen möglich sein, denn die Böden sind in der Regel zu feucht. Mithilfe von Glyphosat kann der Bewuchs bodenschonend abgetötet werden. Ohne Glyphosat wird man häufiger tief in den Boden eingreifen müssen und die Saattermine verschieben sich nach hinten. Mulch- oder Direktsaat ohne Glyphosat ist ein schwieriges Unterfangen, gänzlich unmöglich ist es aber nicht.


Zwischenfrüchte: Es funktioniert dort, wo eine Zwischenfrucht etabliert werden konnte, die Ausfallgetreide, Ungräser und Unkräuter nicht zur Entfaltung kommen lässt und dann selbst über Winter abstirbt. Das allein reicht aber noch nicht aus: Zudem sollte die Zwischenfrucht kein Wirt für bodenbürtige Krankheiten sein, wie es etwa bei Senf oder Ölrettich in Rapsfruchtfolgen der Fall ist. Bei Frucht­folgen mit Erbsen, Bohnen, Soja oder Lupinen als Hauptfrucht, sollte auch auf Leguminosen in der Zwischenfrucht verzichtet werden. Als geeignete, greeningfähige Zwischenfrüchte bleiben dann nur noch u. a. Rauhafer, Ramtillkraut, Buchweizen, Lein und Phacelia. Jeder Betrieb muss entscheiden, bei welcher Zwischenfruchtkombination die größtmöglichen Vorteile liegen.

Ackerbohne mit gutem Knöllchenansatz. Quelle: G. Klingenhagen
Ackerbohne mit gutem Knöllchenansatz. Quelle: G. Klingenhagen


Saattermin und Saatstärke der Zwischenfrucht müssen an das Jahr und den Standort angepasst werden. Im Trockenjahr 2018 wurden sehr gute Ergebnisse erzielt, wenn die Zwischenfrucht direkt nach der Ernte ohne eine Bodenbearbeitung eingeschlitzt wurde. Unter den trockenen Bedingungen sind Kräuter besser aufgelaufen als Gräser. Es macht also Sinn, Kräuter- und Gräsersamen so zu kombinieren, dass der eine Partner einen möglichen Ausfall des anderen kompensieren kann. Werden beispielsweise Rauhafer und Phacelia mit dem Ziel gewählt, dass beide Arten einen Anteil von 50 % im Bestand einnehmen, liegt das Verhältnis hinsichtlich der Saatgutgewichtsanteile bei 1 zu 10. Also z. B. 5 kg/ha Phacelia + 50 kg/ha Rauhafer. Im Vergleich zu Ramtillkraut und Buchweizen sterben Rauhafer und Phacelia nicht bei den ersten Frösten ab, sind also eher in der Lage, Unkraut nachhaltiger zu unterdrücken. Um ohne Glyphosat oder einen stärkeren mechanischen Eingriff auszukommen, ist man darauf angewiesen, dass starker Frost nicht zu früh aber auch nicht zu spät eintritt.


Unkrautbekämpfung in der Kultur

Sofern nicht übertrieben dicht gesät wird, schließen Ackerbohnen den Bestand relativ spät. Daher können Unkräuter wie Kamille, Hundspetersilie, Knötericharten oder Melde/Gänsefuß u. U. Probleme bereiten. Entsprechend wichtig ist eine nachhaltige Unkrautkontrolle, deren Basis ein abgesetztes und feinkrümeliges Saatbett ist.


Mechanische Unkrautbekämpfung: Ackerbohnen eignen sich durch den eher langsamen Auflauf besonders gut für Blindstriegelgänge. Es sollte gestriegelt werden, sobald die Unkräuter erste Keimfäden entwickelt haben („Das Unkraut bekämpfen, bevor es zu sehen ist.“). In diesem jungen Stadium lassen sich Unkräuter effektiv bekämpfen, denn die kleinen Pflanzen werden verschüttet oder kommen auf der Bodenoberfläche zu liegen, auf der sie schnell eintrocknen. Eine trockene Witterung ist daher vor und nach der mechanischen Unkrautkontrolle wichtig. Der Vorgang kann je nach Unkrautdruck, Feuchteverhältnissen und Auflaufzeit mehrmalig wiederholt werden.


Neben dem klassischen Striegel bietet sich auch die Rotorhacke an, die aufgrund der hohen Fahrgeschwindigkeit eine hohe Flächenleistung hat. Sind lehmige Böden nach der Saat und Niederschlag zugeschlagen oder verkrustet, wird die Oberfläche zudem gebrochen und eine schüttfähige Struktur für die nächsten Arbeitsgänge erzeugt. In der Auflaufphase der Bohnen sind diese besonders verletzungsgefährdet. In Versuchen der HTW* Dresden hat sich gezeigt, dass sich verschüttete Pflanzen wieder freiwachsen und verletzte Jungpflanzen schnell regenerieren. Daher kann eine Absicherung einer Unkrautbekämpfung schwerer wiegen als die Schonung der Kulturpflanze und daher auch im frühen Stadium nach dem Auflaufen gestriegelt werden.


Ist aufgrund des Unkrautdruckes vor der Saat bekannt, dass intensiv gehackt/gestriegelt werden muss, kann ein Saatgutaufschlag einen gewissen Puffer bieten. Ackerbohnen können bis circa 15–20 cm Wuchshöhe gestriegelt werden. Optimal ist es, wenn an sonnigen Tagen in den späten Nachmittagsstunden gestriegelt werden kann. Die Unkrautpflanzen vertrocknen dann schnell und die Kulturpflanzen haben einen geringeren Turgordruck und weichen den Striegelaggregaten besser aus als am Vormittag.


Chemische Unkrautbekämpfung: Hier stehen aktuell nur Produkte zur Verfügung, die vor dem Durchstoßen der Ackerbohnen eingesetzt werden müssen. Zwischen Saat und Auflauf können im Februar durchaus zwei bis drei Wochen liegen, daher ist es bei diesen Saatterminen nicht sinnvoll, direkt nach der Saat zu behandeln. Ausgebrachte Herbizide verlieren in dieser Zeit an Wirksamkeit und stehen zum Auflauf der Unkräuter nicht mehr vollständig zur Verfügung.


Bewährt gegen eine Verunkrautung aus Melde/Gänsefuß, Knötericharten, Kamille und Nachtschatten ist eine Kombination aus 3 l/ha Bandur® + 3 l/ha Stomp® Aqua. Bei stärkerem Auftreten von Klettenlabkraut bietet sich eine Mischung aus 2 l/ha Bandur® + 2 l/ha Stomp® Aqua + 2 l/ha Boxer® an. Ist der Nachtschattendruck gering, sind auch Mischungen aus 3 l/ha Bandur® + 0,3 l/ha Centium® bzw. das Fertigprodukt Novitron® geeignet. Ist die Wirkung z. B. durch Trockenheit unzureichend oder kommt es zum Nachlaufen von Unkräutern, sollte auch nach Herbizidvorlage der Striegel oder die Hacke zum Einsatz kommen. Nur so kann einer Spätverunkrautung und Ernteerschwernissen entgegengesteuert werden.


Bekämpfung von Ungräsern: Hierbei geht es insbesondere um die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz auf Problemstandorten. Wurde kein Bodenherbizid vorgelegt, kann bei passenden Bedingungen ggf. auch mehrfach gestriegelt werden. Gegen Pflanzen, die nachträglich auflaufen nicht erfasst wurden, ist im Nachauflauf vorzugehen. Schwer bekämpfbarer Ackerfuchsschwanz sollte frühzeitig behandelt werden. Optimal ist es, wenn die Masse der Ungräser 2–3 Blätter gebildet hat. Die noch am besten wirksamen Mittel sind Focus® Ultra + Dash® E.C. bzw. Select 240 EC® + Radiamix® Select 240 EC® ist aber nur in Beständen zur Saatgut­erzeugung zugelassen. Geht es in erster Linie um Ausfall­getreide oder auch um Trespen, sind Agil®-S, Fusilade Max, GallantTM Super oder Panarex® wirkungsstärker und preisgünstiger.

Die giftige Hundspetersilie kann die Ernte erschweren. Quelle: G. Klingenhagen
Die giftige Hundspetersilie kann die Ernte erschweren. Quelle: G. Klingenhagen

II Schadinsekten

Blattrandkäfer: oft weniger Schaden als vermutet

Als erster Schädling tritt der Blattrandkäfer in Erscheinung. Der Schaden entsteht nicht durch den typischen Blattrandfraß, sondern durch die Larven, die die stickstoffbindenden Knöllchen an den Wurzeln zerfressen. Eine Bekämpfung kann nur über den adulten Käfer und Verhinderung der Eiablage erfolgen. Als offizieller Bekämpfungsrichtwert wird 50 % optisch befallener Pflanzen mit Blattrandfraß angegeben. Der Befall wird jedoch oft kritischer eingeschätzt als seine tatsächliche Schädigung ist. Aktuelle Versuchsergebnisse zeigen, dass eine Bekämpfung des Käfers mit Pyrethroiden gut möglich ist. Befallsmindernd auf den Larvenbesatz können sich hohe Temperaturen oder ein Striegelgang in der Phase der Eiablage auswirken. Praxisbeobachtungen zeigen, dass unter guten Wuchsbedingungen auf besseren Böden trotz starker Larvenbesiedlung von bis zu 15 Larven/Pflanze die Pflanze optisch nicht unter dem Befall gelitten hat und die Ertragserwartung erfüllt wurde. Vermutlich kann die Ackerbohne besonders auf konventionellen Flächen mit ausreichender Nährstoffversorgung den „Verlust oder besser Reduzierung“ der Knöllchenbakterien kompensieren. Der Blattrandkäfer bedarf aufgrund dieser Erkenntnisse oft keiner gezielten Bekämpfung in Ackerbohnen. Der Käfer sollte jedoch ausgeschaltet werden, wenn der Blattrandfraß an den Pflanzen unter ungünstigen Witterungsverhältnissen zu Vitalitätsverlust der jungen Bohnenpflanzen führt. Kritisch kann die Situation bei früher Zuwanderung und anhaltend hohen Temperaturen werden.


In Sommerungen konkurrenzstark: Weißer Gänsefuß (I) und Melde (r.). Quelle: G. Klingenhagen
In Sommerungen konkurrenzstark: Weißer Gänsefuß (I) und Melde (r.). Quelle: G. Klingenhagen

Läuse als Virusträger und Saugschädlinge

Läuse können für Ackerbohnen wie im Getreide in zweierlei Hinsicht zum Problem werden: Einerseits über die Saugschädigung, die besonders durch die Schwarze Bohnenlaus ab Knospenstadium hervorgerufen werden kann. Andererseits rücken seit 2016 Läuse auch im praktischen Anbau als Virusüberträger in den Fokus. 2016 haben Läuse verbreitet zu Befall mit dem Scharfen Adernmosaik-Virus (Pea enation mosaic Virus, PEMV), dem Bohnenblattroll-Virus (Bean leaf roll Virus BLRV) und vor allem Nanoviren geführt. Je nach Besatz ist es von nesterweisem Auftreten bis zu ganzflächigem Befall gekommen. Eine abschließende Einschätzung der Ertragsbeeinflussung ist nicht möglich. In den folgenden zwei Jahren trat das Virus nur selten auf. Die Viren werden über unterschiedliche Blattlausarten übertragen. Besondere Vorsicht in Bezug auf Virusübertragung ist sicherlich geboten, wenn ein milder Winter wie 2015/2016 zu Lebendüberwinterung der Läuse führt und damit eine frühe Besiedlung der Virusträger in die frischen Saaten stattfinden kann. Als Orientierung kann dabei das Nichtabfrieren von Ausfallleguminosen in Getreide und den Zwischenfruchtmischungen angenommen werden. Stellt sich diese Situation im Frühjahr ein, sollten die Ackerbohnen schon im 4-Blatt-Stadium auf Läusebesatz kontrolliert werden. Dass es bei der Virusübertragung nicht nur um die Schwarze Bohnenlaus geht, sondern auch um die Grüne Erbsenblattlaus und die Grüne Pfirsichblattlaus, erschwert die Kontrolle. Die grünen Blattläuse sind auf der jungen grünen Blattoberfläche deutlich schwieriger zu erkennen. Zudem sitzen sie vermehrt auf der Blattunterseite und lassen sich bei Berührung schnell fallen. Werden bei Kontrollen (Pflanzen in eine Schale abschütteln) einfach und vermehrt Blattläuse gefunden, sollte frühzeitig reagiert werden.


Auch der Saattermin hat einen Einfluss auf die mögliche Schädigung, denn frühe Saattermine sind zum Zeitpunkt günstiger Blattlausflugbedingungen in der Regel weiterentwickelt und weniger gefährdet.


Im weiteren Vegetationsverlauf rückt die Saugtätigkeit der Läuse in den Vordergrund. Ab Knospenbildung ist auf starke Kolonien der Schwarzen Bohnenlaus zu achten. Läuse wandern vom Rand in die Flächen ein. Daher sollte bei Kontrollen immer überprüft werden, ob Befall auch in der Fläche vorzufinden ist oder Randbehandlungen ausreichend sind. Bei Starkbefall kann es durch das Saugen zu Blüten-/Hülsenabwurf kommen und Ertragsverluste entstehen. Aber auch hier muss und sollte nicht jeder Laus hinterhergefahren werden. Man sollte besser abwarten und die Besiedlung und Populationsaufbau beobachten. Das Jahr 2017 hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Läusepopulation auch auf natürlichem Weg eingedämmt werden kann. Nach der Erstbesiedlung kam es in NRW bis zur Blüte zu einem Populationsaufbau der Schwarzen Bohnenlaus, sodass sich auf einzelnen Bohnenpflanzen mehrere hundert Läuse befanden. Gleichzeitig konnte vielfach ein vermehrtes Auftreten von Marienkäfern und später -larven beobachtet werden.

Larve der Florfliege frisst eine schwarze Bohnenlaus. Quelle: G. Klingenhagen
Larve der Florfliege frisst eine schwarze Bohnenlaus. Quelle: G. Klingenhagen
Neben dem Marienkäfer waren auch Florfliegen- und Schlupfwespenlarven als blattlausfressende Nützlinge vertreten. Mit Zunahme des Nützlingsaufkommens und sehr hohen Temperaturen Mitte Juni brach die Läusepopulation zusammen. Dieses konnte auf zwei Standorten in NRW auch anhand von Bonituren belegt werden. Zum letzten Boniturtermin Anfang Mitte Juni war eine Abnahme der Läusedichte in der unbehandelten Kontrolle feststellbar. In der mit Pyrethroid behandelten Variante wurde sogar ein negativer Wirkungsgrad festgestellt. Denn durch die Herausnahme der Nützlinge konnte sich die Läusepopulation erneut aufbauen. Im Vergleich dazu erreichte Pirimor®, welches die Marienkäferlarven schützt, positive Wirkungsgrade.


2018 war die Läusevermehrung schneller als die Nützlinge, sodass Behandlungen notwendig wurden. Eine gute Orientierung bietet die Bekämpfungsschwelle von 5–10 % befallener Pflanzen mit deutlicher Koloniebildung. Erst bei Erreichen dieses Besatzes sollte vornehmlich Pirimor® Granulat mit 300 g/ha zum Einsatz kommen. Neben der Nützlingsschonung werden zudem durch die Dampfphase versteckt sitzende Läuse deutlich sicherer erfasst. Leider ist die Zukunft des Wirkstoffes Pirimicarb Ende 2018 noch ungewiss und es gab zunächst nur eine administrative Verlängerung des Produktes bis zum 30.04.2019. Die Annex-I-Listung läuft dann aus. Fällt der Wirkstoff weg, stehen in Ackerbohnen nur noch Pyrethroide zur Verfügung. Angestrebt ist die Zulassung von Teppeki® in Ackerbohnen, welches durchaus hilfreich und eine geeignete Alternative wäre.


Schäden am Erntegut durch den Pferdebohnenkäfer

Der Pferdebohnenkäfer, der jahresabhängig unterschiedlich stark auftritt, schädigt in der Kultur nicht direkt. Der Käfer legt seine Eier an die kleinen, heranwachsenden Hülsen. Von dort bohren sich die Larven ins Innere und fressen sich in die Bohnen. Hier reift der Käfer heran. In der Regel schlüpft der Käfer bis zur Druschreife, welches an Löchern in den dunklen Hülsenwänden bereits vor dem Drusch erkennbar wird. Ein Teil der Käfer wird aber regelmäßig mit den Bohnen ins Lager verfrachtet. Als reiner Feldschädling richtet er hier keinen Schaden mehr an. 2017 und 2018 waren der Schädling und seine Spuren wieder verbreitet im Erntegut zu finden. Bei durchschnittlichen Befallswerten sind durch den Käfer keine merkbaren Mindererträge zu befürchten. Auch die Keimfähigkeit einer Gesamtpartie wird im Normalfall nicht deutlich negativ beeinflusst. Pro­bleme bereitet der Schädling möglicherweise in der Vermarktung und immer wieder bei der Saatgutanerkennung.

Pferdebohnenkäfer bei der Eiablage. Quelle: G. Klingenhagen
Pferdebohnenkäfer bei der Eiablage. Quelle: G. Klingenhagen

Leider muss man akzeptieren, dass der Käfer im Feld nicht effektiv zu bekämpfen ist. Versuche zeigen nur geringe bis sogar leicht negative Wirkungsgrade, die unter anderem durch Reduktion von Nützlingen zu erklären sind. Warum eine Bekämpfung des Schädlings nicht gelingt, obwohl in Versuchen der Landwirtschaftskammer NRW eine Empfindlichkeit gegenüber Lambda-Cyhalothrin (z. B. Karate Zeon®) nachgewiesen wurde, ist zzt. jedoch nicht zu erklären.


Bienenschutz beachten: In der Blüte werden Bohnen stark von Bienen beflogen. Kommt es zu Bienenschäden, sind diese Kulturen überdurchschnittlich vertreten. Nach Möglichkeit sollte auf einen Insektizidzusatz verzichtet werden. Ist dies nicht möglich, muss unbedingt beachtet werden, dass Pyrethroide der Klasse B4 (nicht bienengefährlich) in Kombination mit Folicur® zu B2 Präparaten werden. Eine entsprechende Mischung darf erst nach dem täglichen Bienenflug bis 23.00 Uhr auf blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen ausgebracht werden.


III Krankheiten

Ackerbohnen gesund halten

Ackerbohnen können jahres- und witterungsabhängig von Fuß- und Blattkrankheiten befallen werden. Um die Gefahr von Auflauf- und Fußkrankheiten wie Rhizoctonia, Fusarium, Phytium und Ascochyta zu reduzieren, sollten optimale Keim- und Auflaufbedingungen geschaffen werden. Ein guter Start gelingt durch Einhaltung ausreichender
Anbauabstände und gesunden Bodenzustand. Zudem sollte zertifiziertes und auf Keimfähigkeit geprüftes Saatgut verwendet werden. Aktuell gibt es keine Möglichkeit der Beizung, da die Zulassung des Wirkstoffs Thiram zum 30.01.2019 widerrufen wurde. Etwaige Aufbrauchfristen für behandeltes Saatgut enden spätestens zum 30.01.2020. Dementsprechend steht Thiram in Ackerbohnen nur noch zu Aussaat 2019 zur Verfügung. Alternativen stehen zurzeit nicht zur Verfügung, sodass ackerbauliche Maßnahmen wie Anbaupausen, Fruchtfolgegestaltung, optimale Bodenstruktur hier in den Fokus rücken. Rhizoctonia hat 2018 augenscheinlich von den hohen Bodentemperaturen profitiert und ist etwas deutlicher in Erscheinung getreten.


Im weiteren Verlauf kann die Ackerbohne von unterschiedlichen Blattkrankheitserregern befallen werden. Die wichtigstens Krankheiten sind der Ackerbohnenrost und die Schockoladenfleckenkrankheit. Eine Behandlungsentscheidung muss bis Ende der Blüte getroffen werden. Eine Maßnahme empfiehlt sich, wenn zu Blühbeginn Ausgangsbefall beobachtet werden kann. Da der weitere Witterungsverlauf über die Entwicklung der Krankheiten entscheidet, sind nicht in jedem Jahr Mehrerträge durch einen Fungizideinsatz in Ackerbohnen zu generieren. 2016 wurde die Krankheitsentwicklung (insbesondere der Rost) durch feucht-warme Witterung in der Phase von der Blüte bis Abreife begünstigt, sodass durch eine Fungizidmaßnahme Mehrerträge von bis zu 15 dt/ha erreicht wurden. 2017 und 2018 war spät zwar wieder deutlicher Rostbefall vorhanden. Deutliche Mehrerträge konnten in diesen Jahren jedoch nicht erzielt werden. Erklärungsansätze liegen in dem späten Infektionsgeschehen, den höheren Temperaturen zur Blüte und Trockenheit mit schneller Abreife zu suchen. Die unterschiedlichen Jahreseffekte bestätigen auch langjährige Versuchsserien zur Krankheitsbekämpfung in Ackerbohnen der Bayerischen Landesanstalt und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Über den Schnitt der Jahre ergibt sich ein Mehrertrag um 5 dt/ha.

Larve der Florfliege frisst eine schwarze Bohnenlaus. Quelle: G. KLingenhagen
Larve der Florfliege frisst eine schwarze Bohnenlaus. Quelle: G. KLingenhagen

Als Fungizide stehen in Ackerbohnen nur die Wirkstoffe Tebuconazol (als Folicur® und Vertriebserweiterungen wie u.a. Ballet, Lynx®, Hutton) und Azoxystrobin (als Azbany® sowie Ortiva® und seine Vertriebserweiterungen wie u.a. Zakeo 250 SC) zur Verfügung, die solo (1,0 l/ha Folicur®) oder in Kombination (0,5 l/ha Folicur® + 0,5 l/ha Ortiva®) eingesetzt werden können. Die Blüte und der Zeitraum bis zur Kornreife ist bei Ackerbohnen recht lang, sodass Maßnahmen bei sehr frühem Einsatz nicht die gewünschte Dauerleistung erreichen. Je nach Befallsbeginn ist die Maßnahme bis Ende Blüte richtig platziert. Um die Durchfahrtsverluste durch Abknicken und Lagern von Pflanzen möglichst gering zu halten, sollten Grundsätze aus der Blütenbehandlung im Raps, wie langsame Fahrgeschwindigkeiten, Behandlung in den Abendstunden, beachtet werden. Eine verzögerte Abreife durch Fungizideinsatz konnte in den letzten Jahren nicht beobachtet werden.



Natascha Droste und Günter Klingenhagen, Landwirtschaftskammer NRW




 

 

Stand: 22.02.2019